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0308 - Einbahnstraße in den Tod

0308 - Einbahnstraße in den Tod

Titel: 0308 - Einbahnstraße in den Tod
Autoren: Einbahnstraße in den Tod
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gewöhnlich nicht viel Bargeld im Haus aufbewahrte. Seine Zahlungen leistete er per Scheck.
    Lieutenant Crosswing, der den Fall bearbeitete, gab in seinem Bericht der Meinung Ausdruck, es könne sich um den Racheakt eines enttäuschten Patienten oder einer Patientin handeln. Das letztere hielt er für wahrscheinlich, da es bekannt war, dass der sehr gut aussehende Chirurg durchaus keine Skrupel hatte, mit Frauen, die in seine Praxis kamen, anzubandeln.
    Um halb eins gingen Phil und ich zum Essen zu Aunt Milly, 31. Avenue.
    Wir waren gerade beim Kaffee und Brandy angelangt, als der Kellner an den Tisch trat.
    »Mister Cotton, eine Dame lässt Sie bitten, einen Augenblick hinauszukommen. Sie behauptet, Sie seien ein guter Bekannter, und sie habe Sie zufällig durch die Schaufensterscheibe gesehen.«
    Ich konnte mir nicht denken, wer das sein sollte, ging aber hinaus und sah mich um.
    In der Haustür neben Aunt Milly’s Bar stand Joyce. Sie steckte in einem molligen Pelzmantel und trug das dazu 48 passende Mützchen. Als sie mich sah, lächelte sie bestrickend und kam mit ausgestreckten Händen auf mich los.
    »Welch glücklicher Zufall, Jerry. Ich hatte es schon auf gegeben, Sie jemals wieder zu finden.«
    »Das wäre Ihre eigene Schuld gewesen, Joyce. Sie hätten es ja nicht nötig gehabt, mich anzuführen. Im YWCA-Hotel hielt man mich für einen Hochstapler oder aufdringlichen Liebhaber.«
    »Seien Sie mir nicht böse, Jerry, dass ich Sie belogen habe«, bat sie. »Ich wusste im Augenblick nicht, was für eine Ausrede ich gebrauchen sollte, denn ich kann Ihnen wirklich meine Adresse nicht verraten. Ich wohne bei einer alten und sehr schrulligen, entfernten Verwandten, für die ein Mann dasselbe ist wie das rote Tuch für den Stier. Wenn Sie mich nur anriefen, so wäre das schon ein Grund für sie, mich der schlimmsten Ausschweifungen zu verdächtigen.«
    »So ist da also?«, brummte ich. »Und ich habe schon geglaubt, Sie hätten mich aus purer Gemeinheit genasführt.«
    »Das würde ich nie tun, Jerry«, versicherte sie.
    Ich versuchte, sie zu überreden, mit mir in Aunt Milly’s Bar zu kommen, aber sie lehnte ab.
    »Wie ich gesehen habe, Jerry, sind Sie nicht allein. Ich möchte die Unterhaltung mit Ihrem Freund nicht stören. Ich habe Sie nur rufen lassen, weil ich mich so unendlich freute, Sie wieder gefunden zu haben. Dabei fällt mir ein, es wäre doch sehr einfach, wenn Sie mir ihre Adresse und Ihre Telefonnummer geben würden.«
    Ich nannte ihr also meine Privatadresse und meine Telefonnummer.
    Sie notierte alles und versprach, mich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden anzurufen. Als sie gegangen war, fiel mir ein Stein vom Herzen.
    Mein neuerlicher Verdacht war also falsch gewesen. Ich hatte Joyce einiges abzubitten.
    Als ich in die Bar zurückkam, grinste Phil wie ein Honigkuchenpferd.
    »Du hast gar keinen so schlechten Geschmack, Jerry«, meinte er. »Ich habe mir dein Girl durch die Scheibe angesehen. Wirklich ein apartes Mädel, und scheint über allerhand Temperament zu verfügen. Ich möchte mir ausgebeten haben, dass du sie mir gelegentlich vorstellst.«
    »Erstens ist es nicht mein Girl, und zweitens habe ich ihr soeben zugeredet, für ein paar Minuten hereinzukommen, aber sie hatte keine Zeit. Sie wird mich hoffentlich bald anrufen.«
    Mein Freund brummte etwas und kam nicht mehr auf das Thema zurück.
    Um halb drei ließ Mr. High Phil und mich in sein Büro bitten.
    »Ich habe soeben einen Anruf vom High Commissionar der Stadtpolizei gehabt«, sagte er. »Es handelt sich um den Einbruch bei Lambert Brothers. Die Firma hat sowohl der Stadtpolizei als auch der Metropolitan Insurance Cy. ein Verzeichnis der gestohlenen Steine übersandt. Die Versicherungsgesellschaft ist vorstellig geworden, damit wir eingeschaltet werden. Sie ist der Überzeugung, dass vor allem die sehr kostbaren, ungefassten Steine aus dem Land gebracht und nach Europa verschoben werden sollen. - Damit wäre der Tatbestand eines Interstate Crime gegeben und unsere Einmischung gerechtfertigt. Trotzdem hätte ich noch Bedenken gehabt, wenn nicht Lieutenant Kent vom Raubdezernat derselben Ansicht wäre. - Es wird uns also nichts anderes übrig bleiben, als uns zu bemühen. Da der Fall Vickers vorläufig abgeschlossen ist, möchte ich Ihnen beiden die Erledigung dieser Sache anvertrauen. In erster Linie müssen Sie natürlich feststellen, ob an dem - von zwei Seiten geäußerten, aber dennoch vagen - Verdacht etwas
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