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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III
Autoren: Karl May
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ich gar nicht über Euch schreiben will!“
    „Gilt nichts! Wer sich hinsetzt, um für andere Leute Bücher zu machen, der ist verrückt, und ein Verrückter wird sein Wort nie halten. Also vorwärts, Mann, sonst läuft mir zum Beispiel die Galle in die Finger, und ich tue etwas, was Euch nicht angenehm ist!“
    „Was könnte das wohl sein?“
    „Das würdet Ihr gleich sehen!“
    Ich sah ihm lächelnd in die zornig funkelnden Augen und sagte ruhig:
    „Nun, so laßt es einmal sehen!“
    „Da schaut her! Wie gefällt Euch diese Klinge?“
    „Nicht übel; das will ich Euch beweisen!“
    Im Nu hatte ich ihn gepackt, riß ihm die Arme nach hinten, steckte zwischen dieselben und seinen Rücken meinen linken Arm hindurch, preßte sie fest an mich und legte ihm dann meine Rechte so fest um sein Handgelenk, daß er mit einem Schmerzensruf das Messer fallen ließ. Dieser unerwartete Überfall hatte den kleinen Mann so perplex gemacht, daß ihm der Riemen meines Kugelbeutels die Hände auf dem Rücken zusammenschnürte, noch ehe er eine Bewegung des Widerstandes unternommen hatte.
    „All devils!“ rief er. „Was fällt Euch ein! Was wollt Ihr denn zum Beispiel mit mir machen?“
    „Halloo, Master, nehmt Eure Stimme in acht und brüllt ein wenig leiser“, antwortete ich ihm mit seinen eigenen früheren Worten; „auf dieser alten Wiese weiß man niemals richtig, ob es nicht vielleicht hier oder da Ohren gibt, die nichts zu hören brauchen!“
    Ich ließ ihn fahren und hatte mit einer raschen Bewegung dann das Messer und auch die Büchse ergriffen, welche er vorhin bei der Untersuchung der Toten weggelegt hatte. Er versuchte, die Hände loszureißen; die Anstrengung trieb ihm das Blut in das Gesicht, aber es gelang ihm nicht, die Festigkeit des Riemens zu überwinden.
    „Laßt das sein, Master, Ihr kommt doch nicht eher frei, als bis ich es will!“ riet ich ihm. „Ich will Euch nämlich nur beweisen, daß ein bookmaker stets gewohnt ist, mit Leuten so zu sprechen, wie sie mit ihm reden. Ihr zogt das Messer gegen mich, ohne daß ich Euch beleidigt oder sonst geschädigt hatte, und seid mir nach den Gesetzen der Savanne so verfallen, daß ich mit Euch tun kann, was mir beliebt. Kein Mensch kann mir etwas sagen, wenn ich es jetzt so einzurichten suche, daß dieses kalte, spitze Eisen sich zwischen Eure Rippen schleicht, statt zwischen die meinigen, wie Ihr vorhin wolltet.“
    „Stoßt zu, Mann“, antwortete er finster. „Es ist mir ganz recht, wenn Ihr mich auslöscht, denn die Schande, von einem einzigen Menschen Auge in Auge und am hellen Tag überwunden und gebunden worden zu sein, ohne daß ich ihm ein einziges Haar gekrümmt habe, die mag Sans-ear nicht überleben!“
    „Sans-ear? Ihr seid Sans-ear?“ rief ich.
    Ich hatte viel, sehr viel von diesem berühmten Westmann gehört, welchen noch kein Mensch in der Gesellschaft eines anderen gesehen hatte, weil er keinen für würdig hielt, sich ihm anzuschließen. Er hatte vor langen Jahren bei den Navajos seine Ohren gelassen und trug daher den eigentümlicherweise aus zwei Sprachen zusammengesetzten Namen ‚Ohnohr‘, unter welchem er bekannt war, so weit die Savanne reichte und noch drüber hinaus.
    Er schwieg auf meine Frage, und erst als ich sie wiederholt hatte, antwortete er:
    „Mein Name geht Euch nichts an! Habe ich einen schlechten, so ist er nicht wert, genannt zu werden, und habe ich einen guten, so hat er es verdient, daß ich ihn vor der jetzigen Schande bewahre.“
    Ich trat auf ihn zu und löste seine Fessel.
    „Hier habt Ihr Euer Messer und Eure Büchse; Ihr seid frei. Geht, wohin es Euch beliebt!“
    „Macht keinen dummen Spaß! Kann ich die Schande hier lassen, von einem Greenhorn besiegt worden zu sein? Wenn es ein richtiger Kerl gewesen wäre, wie der rote Winnetou, der lange Haller oder gar ein Pfadfinder wie Old Firehand und Old Shatterhand, ja dann, dann – – –“
    Der Alte tat mir leid; mein Coup war ihm wirklich zu Herzen gegangen, und es war mir lieb, daß ich ihn trösten konnte, denn er hatte eben jetzt den Namen genannt, unter welchem ich am Lagerfeuer der Weißen und in den Wigwams der Indianer bekannt geworden war.
    „Ein Greenhorn?“ fragte ich. „Glaubt Ihr wirklich, daß ein Neuling es vermag, dem wackeren Sans-ear einen solchen Streich zu spielen?“
    „Was seid Ihr anders? Ihr seht ja aus, als kämt Ihr direkt aus einem Schneiderladen, und Eure Waffen sind so schön blank geputzt, wie man sie für den Maskenball
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