Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
ist geschehen, und das Gericht muß entscheiden, wer dafür verantwortlich zu machen ist.«
    Barrán wandte sich ab und wechselte flüsternd ein paar Worte mit dem Großkönig und dann mit Ultan von Armagh. Dann sagte er: »Der Fall, über den dieses Gericht zu urteilen hat, liegt nun klar vor uns. Schwester Fidelma hat uns daran erinnert. Dieses Gericht soll darüber entscheiden, ob die Verantwortung für den Tod Dacáns bei Cashel liegt. Sollte dem so sein, würde Laigin Anspruch auf Osraige als Sühnepreis erheben. Die Beweise, die uns vorgelegt wurden, führen zu dem Urteil, daß die Verantwortung für Dacáns Tod nicht bei Cashel liegt. Daraus folgt, daß Laigins Forderung nach dem Sühnepreis abgelehnt wird. Osraige bleibt, wie schon in den letzten sechshundert Jahren, unter der Oberhoheit von Cashel, und seine Könige entrichten ihren Tribut an Cashel und nicht an Fearna.«
    Beifalls erscholl.
    Barrán hob die Hand.
    »Dennoch meine ich, in Übereinstimmung mit dem Großkönig, daß es noch etwas gibt, das das Gericht bei seinem Spruch berücksichtigen sollte. Wir haben gehört, aus welchem Grunde hier ein so tragischer Weg von Tod und Vernichtung beschritten wurde. All das ist auf die Tatsache zurückzuführen, daß das Volk von Osraige die Königsherrschaft, die ihm von der Familie Ciaráns von Saighir auferlegt wurde, die Königsherrschaft der Familie der Fürsten der Corco Loígde, als nicht gerecht empfindet. Der heilige Ciarán war, meinen wir, schlecht beraten, als er die Corco Loígde in Osraige einsetzte. Es ist nun an der Zeit, daß die ursprünglichen Könige von Osraige wieder ihren rechtmäßigen Platz einnehmen. Wir möchten den König von Cashel ermahnen, Maßnahmen zu treffen, damit das Volk des Kleinkönigreichs von Osraige frei entscheiden kann, von wem es nach den Gesetzen rechtmäßiger Thronfolge regiert werden will.«
    Colgú erhob sich mit ernstem Gesicht.
    »Es hat mir großen Schmerz bereitet, zu erfahren, was sich in meinem Königreich ereignet hat. Die Morde an all den Unschuldigen werden nicht ungestraft bleiben. Die Familie der Fürsten der Corco Loígde hat in moralischer Hinsicht ihren Anspruch verwirkt, Osraige zu regieren. Das Volk von Osraige soll entscheiden. So soll es sein, darauf schwöre ich meinen heiligen Eid.«
    Der Oberrichter dankte Colgú mit einem Lächeln.
    »Deine Worte haben den Großkönig erfreut. Es gibt noch eine weitere Ermahnung, die wir unserer Meinung nach mit unserem Urteil verbinden sollten. Es bleibt einem Gericht von Cashel überlassen, den Grad der Schuld und das Strafmaß für den unglückseligen Nechtan festzulegen. Nach dem, was wir vor diesem Gericht gehört haben, können wir jedoch sagen, daß Dacáns Sühnepreis durch sein heimliches Vorgehen im Auftrag von Laigin verringert wird. Die Strafe für den Tod eines Gelehrten vom Range Dacáns beträgt nach dem Gesetz sieben cumals , das entspricht dem Wert von einundzwanzig Milchkühen. Der Sühnepreis für einen Mann von seinem kirchlichen Rang beträgt zwanzig séd , das entspricht dem Wert von zwanzig Milchkühen. Es wäre also die Summe von einundvierzig séd zu entrichten von dem, der für seinen Tod schuldig gesprochen wird. Allerdings …«
    Barrán sah den König von Laigin an.
    »Es gibt in dieser Sache noch weitere Schuldige. Dieses Gericht erklärt, daß die Auftraggeber Dacáns den Frieden der Königreiche von Cashel und Laigin gestört und mit einem blutigen Krieg gedroht haben. Dafür sind sie verantwortlich. Der Sühnepreis für den König einer Provinz beträgt sechzehn cumals , und weil der König von Laigin seine Ehre beschmutzt hat, hat er sechzehn cumals an den Großkönig zu zahlen.«
    Fianamail sah blaß und verbittert aus, aber er schwieg.
    »Weitere sieben cumals hat Fianamail an den König von Cashel zu zahlen, weil er dessen Ehre verletzt hat. So lautet das Urteil des Gerichts. Hat Fianamail von Laigin etwas dazu zu sagen?«
    Der junge König stand zögernd auf und setzte zum Sprechen an, doch dann schüttelte er den Kopf und nahm seinen Platz wieder ein. Er flüsterte mit seinem dálaigh.
    Forbassach als sein Anwalt erhob sich.
    »Laigin akzeptiert die Ermahnung des Gerichts«, sagte er ruhig. » Cedant arma togae … Mögen die Waffen dem Talar des Richters weichen.«
    »So muß es auch sein«, stimmte ihm der Oberrichter feierlich zu. »Die Verhandlung vor dieser Ratsversammlung ist hiermit geschlossen.«

E PILOG
    Fidelma saß mit ihrem Bruder auf der Bastion des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher