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03 - Sinnliche Versuchung

03 - Sinnliche Versuchung

Titel: 03 - Sinnliche Versuchung
Autoren: Samantha James
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Pfützen, die vom gestrigen Regen geblieben waren.
»Wartet!«, rief sie.
    Der Kutscher schien
nicht gerade ein geduldiger Mensch zu sein. Er blickte sie unfreundlich an.
»Dann sputen Sie sich! Wir haben uns bereits verspätet.«
    Verspätet. Ja, das
war das Wort des Tages. Mit einem Rums wurde ihre Truhe aufgeladen. Bei allen
Heiligen!, sie wollte unbedingt nach Bath, am liebsten noch heute Abend.
    Nichts war auf
dieser Reise nach Plan verlaufen. Die Fahrt mit einer öffentlichen Kutsche
stand nicht auf ihrem Programm, aber unglücklicherweise hatte sie die schnelle
Postkutsche verpasst.
    Atemlos stieg
Julianna in die Kutsche. Kaum hatte sie Platz genommen, wurde die Tür
geschlossen und die Pferde zogen an.
    Außer ihr gab es
noch drei Mitreisende: eine ältere Dame; ein weitere Frau mit einer hohen
Haube; der Mann neben ihr schien wohl, so vermutete Julianna, der Ehemann zu
sein.
    Julianna saß neben
der älteren Dame. »Guten Tag«, grüßte sie freundlich.
    »Guten Tag«,
antwortete die ältere Dame und nickte.
    Die andere Frau
beäugte neugierig ihr grau gestreiftes Reisekostüm. »Sie reisen allein Madam?«
    Madam? Du lieber
Himmel! Sah sie mit siebenundzwanzig schon so schrecklich alt aus?
    »Ja, ganz richtig«,
gab Julianna gelassen zurück. »Meine Zofe und ich waren auf dem Weg nach Bath -
vor kurzem habe ich dort ein Haus gekauft -, als sie am Nachmittag erkrankte.
Wir unterbrachen die Reise und übernachteten im Gasthof. Ich hatte gehofft, sie
würde sich heute wieder erholt haben, aber das war nicht der Fall. Heute
Nachmittag wurde klar, dass die arme Peggy den letzten Teil der Reise nach Bath
nicht antreten konnte. So habe ich sie mit meiner Kutsche nach London
zurückgeschickt.« Julianna selbst kümmerte es nicht im Geringsten, dass sie
ohne Begleitung reiste.
    »Wie nett von
Ihnen, Madam«, sagte die andere Frau. »Aber wir fahren nicht bis Bath. Das ist
zu weit. Nach Einbruch der Dunkelheit sind die Straßen nicht mehr sicher.«
    Der Ehemann warf
ihr einen strafenden Blick zu. »Leticia! Das ist wohl kaum deine Angelegenheit.«
    »Schau mich nicht
so an, Charles. Du weißt, dass es wahr ist! Wenn dieser gefährliche Wegelagerer
nicht wäre! Die Elster. Was wird uns als Nächstes blühen, frage ich mich!
Dieser furchtbare Kerl würde nicht davor zurückschrecken, uns im Bett zu
ermorden, jeden von uns!« Sie warf der älteren Dame neben Julianna einen
flehentlichen Blick zu. »Mutter, sag es ihm!«
    Die Dame nickte
bedeutungsvoll mit dem Kopf. »Das ist wahr, Charles«, sagte sie mit rollenden
Augen. »Die Elster ist wirklich ein gefährlicher Bursche.«
    »Habe ich es nicht
gesagt?« Leticias Blick wanderte zu Julianna.
    »Danke, für Ihre
Warnung, Mrs ...« Julianna legte eine bedeutungsvolle Pause ein.
    »Chadwick, Leticia
und Charles«, antwortete die Frau rasch. »Und meine Mutter, Mrs Nelson. Sie haben
doch von ihm gehört, von der Elster?«
    Juliannas Mund zog
sich zusammen. Die Londoner Tageszeitungen seien voll mit Berichten über seine Beutezüge,
lamentierte Mrs Chadwick. Der Räuber werde immer dreister. Julianna aber
erschien dieser Wirbel übertrieben. Wahrscheinlich sollte die Auflage damit
erhöht werden. Eigentlich wäre ihr eine Begegnung mit der Elster willkommen,
sinnierte Julianna. Der freche Überfall auf die Kutsche des Privatsekretärs des
Premierministers, dem Earl of Liverpool, machte sie neugierig.
    Den Gedanken, dass
sie von diesem berüchtigten Straßenräuber überfallen würde, konnte sie
vergessen. Solche Dinge passierten nicht einer Frau wie ihr. Im Gegenteil, ihr
Leben verlief eher schlicht und ereignislos.
    Vor drei Jahren
hatte Sebastian geheiratet und Julianna war aus dem elterlichen Haus
ausgezogen. Die Schmach und der Skandal, vor dem Altar sitzen gelassen zu
werden, waren schwer zu er-tragen gewesen. Julianna schätzte sich als
realistisch ein und fand sich damit ab, dass dieser Vorfall eine Wunde
hinterlassen hatte. Aber sie tröstete sich, dadurch an Weisheit gewonnen zu haben.
Sie hatte sich eine Weile zurückgezogen, einige Monate in Europa verbracht und
den Tag gefürchtet, an dem sie sich wieder der Londoner Gesellschaft
präsentierte.
    Voller Schrecken
dachte sie immer noch an den Abend vor Sebastians Hochzeit, dem Tag ihrer Rückkehr
nach London.
    Da war ihr bewusst
geworden, dass es Zeit war, dem Leben ins Auge zu blicken und dass es sinnlos
war, den Kopf in den Sand zu stecken. Sie und Justin und Sebastian würden
einander immer verbunden bleiben -
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