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03 - Nur ein einziger Biss

03 - Nur ein einziger Biss

Titel: 03 - Nur ein einziger Biss
Autoren: Alexandra Ivy
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Vampir.
    Aber trotz allem wärmte eine gewisse Erleichterung ihr Herz.
    Wie viele Jahre hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, dass etwas an ihr anders war? Wie oft war sie von irgendwo weggezogen, aus Angst, andere Leute in ihrer Nähe könnten ihre verborgenen Geheimnisse aufdecken und sie wie ein Monster behandeln?
    Das Aufwachsen in Pflegefamilien hatte sie gelehrt, dass die Menschen niemandem trauten, der von der Norm abwich. Ganz egal, wie gutherzig die Leute waren, die sich um sie kümmerten, sie konnten ihre Merkwürdigkeiten trotzdem nicht akzeptieren. In sechzehn Jahren war sie durch zwanzig Pflegefamilien gereicht worden. Schließlich war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie
die Straße vorzog. Egal, wie schwer das Überleben hier auch sein mochte, es war besser als mitzubekommen wie jemand, den sie zu lieben gelernt hatte, sie voller Entsetzen ansah.
    Und nun hatte sie endlich jemanden gefunden, der genauso merkwürdig war wie sie selbst. Zugegeben, er hatte gesagt, er sei ein Vampir, und natürlich hatte er sie rüde entführt, aber es lag etwas seltsam Tröstliches in dem Wissen, dass sie nicht so völlig allein war, wie sie gedacht hatte.
    Darcy hob den Kopf, um ihren Kidnapper anzustarren. Er war vom Bett aufgestanden und stand so unbeweglich da, dass er auch eine Schaufensterpuppe hätte sein können.
    Natürlich war diese Reglosigkeit nicht das einzig Unnatürliche an ihm. Das schmale Gesicht war viel zu perfekt. Die breite Stirn, die tief liegenden Augen, die von langen, dichten Wimpern umgeben waren, die sinnlich geschwungenen Lippen, die fein gemeißelten Wangenknochen und die aristokratische Nase - er erinnerte sie an eine auf Hochglanz gebrachte aztekische Maske. Ganz sicher hatte es noch nie einen so schönen Menschen gegeben. Und welcher Mann, der kein fanatischer Gewichtheber oder süchtig nach Steroiden war, konnte wohl einen solchen Körper sein Eigen nennen? Ganz zu schweigen von dem blauschwarzen Haar, das er zu einem komplizierten Zopf geflochten trug, der mit Bronzeund Türkissteinen geschmückt war und ihm bis weit über die Taille reichte.
    Er war ein exotischer Traum. Genau das, was eine Frau von einem Vampir erwartete. Oder von einem total Verrückten.

    Darcy schloss ihre Finger fester um die Decke und schluckte, wobei sie den Kloß in ihrem Hals spürte. Sie hatte keine Ahnung, was dem Mann durch den Kopf ging, während er sie mit dieser irrsinnigen Intensität anstarrte. Und um ehrlich zu sein … auch das erschreckte sie.
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, warum ich hier bin!«, warf sie ihm vor. »Oder auch nur Ihren Namen.«
    Er blinzelte als ob er aus tiefem Schlaf erwachte. »Styx.«
    »Styx? Sie heißen Styx?«
    »Ja.«
    Darcy schnitt eine Grimasse. Das war nicht gerade ein Name, der einem ein Gefühl der Geborgenheit gab. Aber natürlich war er auch nicht gerade ein Mann, den man mit Geborgenheit assoziierte. Er war wild, erschreckend und sah geradezu unverschämt gut aus in seinem aufgeknöpften Hemd, das die Perfektion seiner glatten, breiten Brust und das seltsame Drachentattoo offenbarte, das eigenartig metallisch glänzte. Wahrscheinlich war es das Beste, dass er nicht mehr auf ihrem Bett saß.
    Es ist schwer, einen festen Freund zu haben, wenn man ständig befürchten muss, ihn aus Versehen zu verletzen, dachte Darcy. Oder ihn merken zu lassen, dass man nicht völlig normal ist.
    Meistens machte ihr das nichts aus. Ihr Leben war so ausgefüllt, dass sie niemanden brauchte, der ihm einen Sinn verlieh. Aber manchmal kam sie einem Mann näher, und wenn sie ihn dann roch und berührte, wurde ihr in aller Intensität bewusst, was sie verpasste.
    »Warum haben Sie mich entführt?«, fragte sie.
    Styx zuckte die Schultern. »Ich muss wissen, was die Werwölfe mit Euch zu tun beabsichtigen.«
    »Warum?«

    Es folgte eine Pause, und Darcy dachte, er würde sich vielleicht weigern, ihre Frage zu beantworten. Und sie wusste, dass sie sich keinen Moment lang einzubilden brauchte, ihn dazu zwingen zu können. Er mochte ja behaupten, dass in ihren Adern Dämonenblut floss, aber das war mit Sicherheit nicht dämonisch genug, um es mit einem Vampir aufzunehmen.
    Schließlich seufzte er und begegnete ihrem forschenden Blick. »Sie bereiten mir Schwierigkeiten.«
    »Sie herrschen über die Werwölfe?«
    »Sie müssen mir Rede und Antwort stehen.« Sein Gesichtsausdruck war kalt und reserviert und verriet nichts.
    »Sind sind so etwas wie Ihre Angestellten?«
    »Angestellte?«
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