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03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure

Titel: 03 - Geheimagent Lennet und die Saboteure
Autoren: Vladimir Volkoff
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für uns.«
    Aus dem Lokal in der King's Road drangen laute Rufe, übermütige Juchzer und Rhythmen von Schlagerliedern.
    »Da drin kann uns niemand belauschen", sagte der Engländer.
    »Wenn wir beide uns wenigstens verstehen, ist das schon viel wert.«
    Im Inneren der Kneipe war fast alles aus Holz - die Tische, die Hocker, die Theken. Selbst die Wände hatten Holzverkleidung. Inmitten des rötlich schimmernden Halbdunkels machten die Leute einen tollen Lärm, kicherten, kreischten und stießen sich mit den Ellenbogen. Man sah nur wenige Frauen.
    William Beauxchamps ging an eine Theke, bat um zwei Schoppen, bezahlte sie und steuerte mit den Gläsern auf einen Tisch zu, der etwas abseits stand. Dort nahm er mit Lennet auf zwei Hockern Platz.
    »Der Chef schickt mich", sagte der Engländer, »ich soll mich erkundigen, ob Sie schon über irgend etwas gestolpert sind.«
    »Keineswegs...«, antwortete Lennet knapp.
    »Außerdem soll ich Ihnen ,aus der Nase ziehen', was Sie so zu tun gedenken. Man nennt das Kriegsrecht!«
    »Von mir aus", erwiderte Lennet.
    »Ich nehme an, daß der Chef unausstehlich gewesen ist. Das macht eben seine Position als Boß. Wenn wir beide die Chefs wären, dann wären wir sicher noch schlimmer.« Beauxchamps lächelte und wartete ab, was Lennet sagen würde.
    »Stimmt schon", sagte der junge Franzose, »er war ungenießbar - aber ich war bei dem Gespräch nicht anders.«
    Der Engländer freute sich, als hätte Lennet ihm etwas geschenkt, und sagte: »Schade, daß ich nicht dabeisein konnte.
    Hat ,Youyou' irgendwelche Überzeugungen zum besten gegeben?«
    »,Youyou'?« fragte Lennet.
    »Ja, das ist der Spitzname des Chefs.«
    »Aha, wußte ich noch nicht. Also, er hat gemeint, ich würde bei ,W.T.A.' nur viel Zeit verlieren.«
    »Gratuliere, alter Junge!« sagte der Engländer und ging sofort auf die Frage los, was denn Lennet von dem Touristenbüro hielte.
    »Oh - das ist eine ganz biedere, brave, seriöse Firma.«
    »Ich weiß, ich weiß", schloß sich Beauxchamps mit schalkhafter Miene an, »alle Direktoren schießen früher oder später einen Bock - Mr. Bulliot aber niemals. Warum wohl?«
    »Ich muß den Eindruck gewinnen, daß ,Youyou' Sie hergeschickt hat, um mich erneut aufs Glatteis zu führen. Das mit der angeblich falschen Fährte, Freund, das soll Ihre Sache sein, nicht die meine.«
    Der Engländer merkte, daß Lennet etwas kühl und förmlich geworden war. Er war aber keineswegs verlegen, sondern lachte laut auf und sagte: »Erstens sagen Sie bitte ab sofort ,Billy' zu mir, das erleichtert die Verständigung. Und zweitens: Ich weiß, daß die ganze Geschichte zunächst wie die Jagd auf eine wilde Gans aussieht. Aber verstehen Sie mich richtig, wenn ich sage, daß ,W.T.A.' bisher unsere einzige verdächtige Spur ist. ,Youyou' macht bereits in Panik - und wissen Sie, warum? Weil er Ihnen die Wahrheit gesagt hat. Das ist sonst nicht seine Art.«
    Lennet trank sein Glas aus und sagte: »Ich vertraue Ihnen, Billy. Ich glaube auch, daß wir gute Freunde werden können.
    Wenn ich Ihnen helfen kann, wird das geschehen. Sollte ich aber schneller als Sie zu greifbaren Ergebnissen gelangen, Billy, dann berichte ich zunächst meinen Leuten in Paris und danach Ihrer Sicherungsgruppe hier in London.«
    »Ich sprach ja schon vom Kriegsrecht", erwiderte der Engländer und hielt dem Franzosen die Hand hin. Lennet schlug ein und spürte, daß Billys Faust enorme Kraft hatte.
    »Morgen schon", sagte der junge Geheimagent, »seh ich mir ,W.T.A.' an. Und merke ich, daß da in dem Laden etwas nicht stimmt, haben Sie nicht etwa reinzufunken, Billy - klar? Das ist allein mein Geschäft.«
    Beauxchamps setzte ein überlegenes Lächeln auf und fragte:
    »Was gilt die Wette?«
    »Ich wette nie", erwiderte Lennet.
    »Haben Sie Angst zu verlieren?«
    »Im Gegenteil. Ich weiß, daß ich gewinne.«
    Kurz darauf trennten sich die beiden. Ihre Freundschaft, erst eine Stunde alt, war bereits Rivalität.
    »Armer kleiner Franzmann", dachte William Beauxchamps auf dem Heimweg, »wie überheblich der Bursche ist! Er wird schön kuschen, wenn ich die Partie gewonnen habe.«
    Und Lennet sagte sich, als er im Hotel die Treppe hochlief:
    »Ich hab den guten Billy ziemlich abfahren lassen. Gut, daß ich nicht gewettet habe, das kann ins Auge gehen.«

Die Spur führt zu »W.T. A.«
    Am nächsten Morgen - nach einem bescheidenen Frühstück mit Butterbroten und Milchkaffee - ging der junge Franzose zum Sloane Sqare und gab
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