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0296 - Manege der Geister

0296 - Manege der Geister

Titel: 0296 - Manege der Geister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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viele Menschen sterben früher, als es ihnen eigentlich bestimmt ist, des gewaltsamen Todes durch seinen magischen Willen! Berührt dich das nicht, Sorrya?«
    Warum? Mußte ich nicht auch eines zu frühen gewaltsamen Todes sterben? fragte ihr Geist bitter zurück. Niemand fragte danach, ob ich sterben oder leben wollte. So frage ich auch nicht danach. Und ich genieße, daß Astrano sich meinen Rachefluch beugen muß und niemals mehr Ruhe finden wird. Denn immer tiefer verstrickt er sich in seinem Verhängnis…
    »Rache ist nicht alles«, widersprach Zamorra. »Rache ist schlecht. Du tust damit mehr Böses, als Astrano jemals selbst tat! Sorrya Pascal, es ist nicht an dir, dich zur Richterin zu erheben!«
    Geh! verlangte Sorrya. Geh dorthin zurück, woher du kamst, und laß mir meine Rache! Noch gehörst du ins Reich der Lebenden. Du bist fremd hier. Niemand im Reich der Toten wird auf dich hören.
    Aber Zamorra hatte nicht vor, so einfach aufzugeben.
    »Du tust Unrecht, Sorrya Pascal«, drängte er. »Du bist schlimmer als Astrano selbst! Um deine persönliche Befriedigung zu erlangen, stürzt du tausend andere ins Unglück! Ist das Gerechtigkeit? Rache kann niemals gerecht sein. Sie ist ungerecht.«
    Geh.
    »Weißt du nicht, daß du dich selbst mit ihm verdammt hast? Daß du so lange in diesem Zwischenreich verweilen mußt, bis sich der Fluch erfüllt hat?«
    Ich habe mich nicht selbst verdammt. Ich gewährte mir selbst die Gnade, seinen Fluch zu beobachten.
    »Aber du gewährst keine Gnade jenen, die durch Astranos Fluch und damit durch dich sterben, ermordet werden!«
    Auch ich wurde ermordet.
    »Astranos Unglück fällt auf dich zurück. Du bist diejenige, die mordet und ihn als Werkzeug benutzt.«
    Auch ohne meinen Einfluß mordet er.
    »Er hat die Chance der Läuterung. Willst du sie ihm verwehren?«
    Da schwieg Sorrya Pascals Geist.
    »Erweise dir selbst und ihm Gnade. Nimm den Fluch zurück. Er ist einsichtig. Er wird die Hohen Mächte um Vergebung bitten. Astrano hat für seine Untat genug gebüßt. Er zerstört das, was sein Lebensinhalt war, wieder und wieder. Vergib ihm - und zugleich auch dir selbst. Nur so kannst auch du Erlösung finden.«
    Ein seltsam, klagender Laut schwang durch den Äther der Zwischenwelt.
    Aber wird er wirklich die Chance ergreifen und dem Bösen entsagen, wenn ich den Fluch zurücknehme? Oder wird er weiterhin als Geist dem Bösen dienen? Kannst du seiner wirklich sicher sein, Meister des Übersinnlichen?
    »Ja«, sagte Zamorra.
    So höre. Ich bin bereit, meinen Fluch zu tilgen und Astranos Frieden zu gewähren, wenn er es will und wahrhaft Läuterung anstrebt. Doch hintergeht er mich und dich, Zamorra, so wird keine Macht in Himmel und Erde verhindern können, daß mein Fluch sich erneuert - und deine Seele trifft!
    Zamorra erschrak. Konnte er dieses Risiko eingehen? Was war, wenn Astrano ihn betrog? Er war ein Schwarzmagier, ein Vertreter der bösen Mächte! Konnte Zamorra ihm vertrauen?
    Wenn Astrano weiter der dunklen Seite der Macht anheimblieb, so würde Zamorra verflucht sein. Und es würde niemanden geben, der diesen Fluch zu tilgen vermochte…
    Ewige Verdammnis für eine Sekunde Irrtum… Für eine einzige, kurze Entscheidung, die falsch war… War es das wert?
    Aber dann dachte er an das Unglück, das Astrano über Tausende und Abertausende anderer Menschen bringen würde. Denn ewig würde Zamorra ihn nicht halten können. Irgendwann würde die Kraft der magischen Falle versiegen. Dann war Astrano wieder frei und würde erneut gnadenlos, brutal und sinnlos zuschlagen.
    Er konnte geläutert werden - er konnte weiter dem Bösen dienen.
    Aber wurde der höchste Einsatz, Zamorras Seele, nicht bei weitem aufgewogen von dem möglichen Gewinn? Leben für Abertausende?
    Es war es wert.
    »Ich nehme dieses Risiko auf mich«, sagte er.
    So soll es geschehen, verkündete Sorrya Pascal.
    Und Zamorra/Monica/Uschi kehrten zurück zu Astrano, um ihm zu berichten und ihm den Weg ins Licht zu weisen.
    Schon entstand die Verbindung. Eine Seele schwankte zwischen Jubel und Verzweiflung, zwischen Angst und Hoffnung. Angst vor dem Ungewissen… Hoffnung auf Erlösung.
    Der Fluch bedrückt mich nicht mehr, gestand Astrano. Zamorra, Sterblicher, ich begreife nicht, wie es dir gelingen konnte. Aber ich fühle mich so leicht wie noch niemals zuvor in meinem Leben. Dafür danke ich dir.
    »Dein Haß? Dein Rachewunsch?«
    Rache? Was nützt sie mir noch? Ich entsage ihr. Zamorra, ich sehe ein
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