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0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

Titel: 0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Autoren: Die dritte Mahnung war aus Blei
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ihren Kopf zurück, als sie Phil wie einen Wilden vorüberstürmen sah. Nach weiteren zwei Stockwerken war die Treppe zu Ende. Von dem Podest gingen drei Türen ab.
    Eine stand offen und führte auf den Dachboden. Die Schritte des Gangsters waren verstummt. Phil Decker zog seine Pistole aus dem Halfter und trat vorsichtig durch die Tür, durch die allein der Gangster geflohen sein konnte.
    Auf dem Dachboden stand eine Menge Gerümpel. Über einem alten Schrank stand ein Dachfenster offen. Der eiserne Hebel, mit dem es festgestellt war, hatte an seinem unteren Ende ein dickes Stück Kordel. Es schien das Ende einer Wäscheleine zu sein und schwang hin und her, obwohl kaum ein Luftzug zu spüren war.
    In diesem Augenblick fiel ein dunkler Schatten auf Phil. Er wirbelte herum und sah genau über seinem Kopf die erhobene Hand des Gangsters. Sie fuhr hinab, genau auf Phils ungeschützten Hals, und in der Hand blitzte der blanke Stahl eines Messers.
    ***
    Schwer atmend blieb ich einen Augenblick an der Tür des Wagens stehen und lehnte meine heiße Stirn gegen das kühle Glas. Dann ging ich den Gang hinunter.
    Margret Martin saß in dem vierten Abteil. Sie war allein. Ein schneller Blick belehrte mich, dass die karierte Reisetasche über ihr in dem Gepäcknetz lag. Die Frau saß zusammengesunken in den Polstern. Zuerst wolle ich die Schiebetüre öffnen und ihr einige Worte zuflüstem, damit sie wusste, dass ich in ihrer Nähe sei.
    Aber dann ließ ich es doch. Ich wusste nicht, wie sie darauf reagierte, und wenn ihre Reaktion falsch war, konnte das nicht nur meinen Plan verderben, sondern auch sie in Gefahr bringen.
    Ich schaute im Vorbeigehen in die anderen Abteile. Die meisten waren leer. Nur wenige Reisende waren um diese Zeit unterwegs. Die Gangster hatten sich die richtige Zeit ausgewählt. In dem Abteil neben dem der Martin saß ein einzelner Mann. Er hielt sein Gesicht hinter einer Zeitung versteckt. Ich konnte nur seine Hände sehen, die verkrampft das Blatt hielten. Der Mann klebte richtig in seiner Ecke und hatte die Beine übereinander geschlagen. Sein linker Fuß wippte im Takt des Fahrtrhythmus, in dem der Zug durch die dunklen Schächte unter den Straßen von New York donnerte.
    Sollte das der Mann sein, den ich suchte?
    Ich ging den Gang weiter hinunter. Erst kam wieder ein Abteil, das vollständig leer war, dann kam eins, in dem eine ganze Familie saß.
    Nachdem ich den ganzen Wagen inspiziert hatte, ging ich wieder zurück und packte meinen Eimer aus. Ich bearbeitete den Chrom der Haltegriffe und der Fenster und widmete mich dieser Tätigkeit mit allem Eifer.
    Wenigstens musste das der Mann annehmen, der in dem Abteil neben der Martin gesessen hatte und so intensiv seine Zeitung gelesen hatte. Er trat auf den Gang und ging an mir vorbei zur Toilette. Ich machte mich so schmal es ging und betrachtete in der spiegelnden Scheibe des Fensters sein Gesicht.
    Trotz der leicht gebückten Haltung musste der Mann noch ziemlich jung sein, denn er hatte ein frisches, glattes Gesicht. Als der Zug in eine Kurve ging, fiel der Mann fast gegen die Wand, wenn er sich nicht im letzten Augenblick an dem Haltegriff festgekrallt hätte. Er war schon ein ganzes Stück weiter, aber ich hörte deutlich den grimmigen Fluch, der absolut nicht zu seinem 250 Dollar Maßanzug passen wollte.
    Ich widmete mich weiter meiner Arbeit, ließ aber nicht einen einzigen Augenblick die Abteiltür aus den Augen, hinter der die junge Frau saß, mit der karierten Reisetasche über sich in dem Gepäcknetz.
    Der Zug donnerte weiter. Zweimal huschten draußen an den Fenstern ein entgegenkommender Zuges vorbei. Dann kam der Mann wieder zurück und nahm seinen Platz wieder ein. Ich polierte jetzt das Gangfenster vor seiner Abteiltür und konnte ihn genau beobachten. Ich kann nicht sagen, dass ich mich beeilte, aber das war ja auch nicht der Sinn der Sache.
    Der Mann verkroch sich wieder hinter seiner Zeitung.
    Plötzlich merkte ich, wie sich das Tempo des Zuges verlangsamte. Einzelne Lichter tauchten draußen auf, dann wurden es mehr. Chambers Street las ich auf einem Schild den Namen der Station, in die wir gerade einliefen.
    Ich riss das Fenster auf und bearbeitete auch den oberen Rand der messinggefassten Scheibe. An ihrem Zustand sah ich, dass ich wahrscheinlich der Einzige war, der das seit Jahren gemacht hatte.
    Der Zug hielt. Die Leute draußen drängten sich zu den Türen, aus denen die aussteigenden Passagiere herausquollen. Aus dem Wagen,
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