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0288 - Die Katzen-Göttin

0288 - Die Katzen-Göttin

Titel: 0288 - Die Katzen-Göttin
Autoren: Jason Dark
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daß ich dessen Kopf und die Vorderpfoten sehr deutlich sah, wobei sie zudem noch von einem rötlichen Schein überlagert waren.
    Es war fantastisch.
    Ich sah jede Einzelheit und bekam auch mit, wie er sein gewaltiges Maul aufriss.
    Träge Bewegungen führte er durch. Er wirkte so, als würde er anfangen zu gähnen. Das jedoch war eine Täuschung, denn das aus seinem Maul strömende Fauchen klang sehr gefährlich.
    Doch er griff nicht an!
    Ich schluckte den unsichtbaren Kloß im Hals runter. Plötzlich hatte ich wieder mehr Hoffnung. Wenn dieser Kater mir nichts tun wollte, mußte das einen Grund haben.
    Das Allsehende Auge? Wenn ich näher darüber nachdachte, gab es keine andere Möglichkeit, und wiederum dachte ich an die ägyptische Mythologie, in der gerade das Allsehende Auge eine so große Rolle gespielt hatte.
    Hier bewies es seine Kraft.
    Hypnotische, magische und mystische Kräfte setzte es frei. Es bannte diesen Kater, denn es geschah etwas, womit ich vor einer Minute noch nicht gerechnet hatte.
    Das Riesentier setzte sich hin.
    Dabei rührte es sich nicht mehr, saß vor mir wie eine übergroße, gewaltige schwarze Statue, in der nur zwei gelbe Punkte, die Augen, hell schimmerten.
    Ein flüchtiges Lächeln zuckte um meine Lippen. Durch die Nase holte ich Luft, denn ich wollte es darauf ankommen lassen und den Kater genau testen.
    Ich wagte den ersten Schritt.
    Es war in der Tat ein Wagnis. Falls der Kater wie ein Raubtier reagierte, war er nicht zu berechnen. Da konnte er blitzschnell und überfallartig zuschlagen, wobei mir nicht die Spur einer Chance blieb. Auch wenn er so ruhig dasaß, hatte das nichts weiter zu bedeuten.
    Sitzend schien er noch größer zu sein. Sein gestreckter Kopf befand sich etwa in Höhe meiner Augen, und erst jetzt sah ich, daß seine Augen nicht so klein waren, wie ich angenommen hatte. In der Distanz hatten sie wirklich kleiner ausgesehen.
    Inzwischen war ich so nahe an ihn herangekommen, daß er nicht mehr zu springen brauchte, um mich zu erreichen. Ein Treffer mit seiner Pfote würde mich zu Boden schleudern.
    Er tat es nicht.
    Der Kater Jason blieb ruhig sitzen. Er schaute mich nur an. War es ein freundlicher Blick, ein hasserfüllter?
    Ich hatte keine Ahnung. In seinen Augen jedenfalls las ich nichts davon. Dabei hatte ich das Gefühl, daß er nicht einmal mich so sehr anschaute, sondern vielmehr mein Kreuz mit dem Allsehenden Auge. Das Zeichen des Gottes Osiris faszinierte und bannte ihn wahrscheinlich auch, sonst hätte er mich nicht so dicht an sich herankommen lassen.
    Noch hatte ich ihn nicht berührt. Sollte ich es? Konnte ich diesen Riesenkater vielleicht zum Freund gewinnen?
    Sekunden vertickten. Zwar stand ich noch unter Spannung, dennoch war es nicht mehr das gleiche Gefühl wie noch vor Minuten. Ich fühlte mich irgendwie befreit und damit auch sicherer.
    Ich sprach ihn an. »Jason« sagte ich mit leiser Stimme. »Kannst du mich verstehen?«
    Wieder dachte ich dabei an Nadine. Wenn ich mit der Wölfin redete, hatte ich immer das Gefühl, von ihr verstanden zu werden.
    Ob es bei diesem Kater auch der Fall war?
    Eine Reaktion seinerseits konnte ich nicht erkennen. Er behielt seine Haltung bei, der Ausdruck seiner Augen änderte sich nicht, und er tat auch nichts, als ich meinen rechten Arm ausstreckte und sich meine Hand seinem Körper näherte.
    Ich wollte ihn streicheln.
    Unter dem Hals fand meine Hand Kontakt zu ihm. Die Finger strichen über ein glattes Fell, von dem eine gewisse Wärme ausging. Und der Riesenkater ließ es zu, daß ich ihn kraulte.
    Ein Stein fiel mir vom Herzen. Es war mir gelungen, einem Kampf zu entgehen. Das machte mich regelrecht euphorisch, und über mein Gesicht flog ein erleichtertes Lächeln.
    Konnten wir Freunde werden?
    Bei einer Hand beließ ich es nicht, hob auch die andere an und streichelte das Riesentier.
    Es tat nichts, bewegte sich nicht und genoss die Berührungen meiner Hände.
    Welch ein Phänomen!
    »Wer bist du?« fragte ich ihn. »Und wer ist sie, die sich Brenda nennt?«
    Ich hatte mehr zu mir selbst gesprochen und erhielt natürlich keine Antwort, dafür hörte ich etwas anderes.
    Ein Geräusch in meinem Rücken!
    Sofort zuckten die Arme wieder von dem Kater weg, ich selbst schritt zurück und drehte mich um.
    Die Tür des Hauses wurde allmählich aufgezogen. Sehr langsam geschah dies. Ein gelber Lichtstreifen fiel durch den Spalt nach draußen und zeichnete einen schrägen Schein auf den Boden unmittelbar vor dem
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