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0283 - Im Banne der grauen Schatten

0283 - Im Banne der grauen Schatten

Titel: 0283 - Im Banne der grauen Schatten
Autoren: Im Banne der grauen Schatten
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ich geduckt durch den Spalt huschen konnte. Mit fünf, sechs weiten Sätzen hatte ich den geschlossenen Eingang zur Werkstatt erreicht. Ich presste mein Ohr gegen den Türspalt.
    Ich hörte ein hartes klatschendes Geräusch und ein röchelndes Stöhnen. Hoffentlich ist die Tür wenigstens so gut geölt, dass sie nicht quietscht, dachte ich. Dann legte ich die Hand auf die Klinke.
    ***
    Es war kurz vor sechs Uhr nachmittags, als auf van Geerens Schreibtisch das Telefon läutete. Der Lieutenant nahm den Hörer und brummte seinen Namen.
    »Hier ist Handy«, krächzte eine aufgeregte Stimme durch die Leitung. »Hallo, Chef!«
    Handy war einer der jüngsten Mitarbeiter der Mordkommission. Als Benjamin wurde er von allen gehänselt, aber van Geeren mochte ihn gern leiden. Handy hatte die erfrischende Naivität der Jugend. Wenn man ihm eine ironisch formulierte Anweisung gab, musste man damit rechnen, dass er sie wörtlich auslegte und ebenso wörtlich befolgte. Das hatte schon manchen Anlass zur allgemeirfen Heiterkeit gegeben, aber auch manches Mal beinahe ernstliche Folgen gezeitigt.
    »Ja, Handy?«, fragte van Geeren. »Was ist los? Sind Sie unterwegs?«
    »Ja, Chef. Ich gehöre zu den sechs Mann, die Sie losgejagt haben, um die Blumengeschäfte abzuklappern.«
    »Ach ja, richtig. Im Erdgeschoss des Gebäudes, wo die Fernsehgesellschaft sitzt, befindet sich auch ein Blumengeschäft. Dort habe ich selbst nachgeforscht. Fehlmeldung. Diesen Laden könnt ihr also von eurer Liste streichen.«
    »Okay, Chef. Aber ich glaube, Sie können die anderen zurückpfeifen.«
    »Warum?«, fragte van Geeren gespannt.
    »Ich habe das richtige Geschäft gefunden.«
    Van Geeren grinste. Den Optimismus möchte ich haben, dachte er. Jetzt wird irgendwo in der Stadt eine trübe Tasse, die bei uns ein bisschen bekannt ist, zufällig einen Karton Rosen gekauft haben, und schon denkt dieser Anfänger, es müsste Ballisters Mörder sein.
    »Erzählen Sie mal«, bat der Lieutenant geduldig, während er sich weit in seinem Stuhl zurücklehnte und es sich bequem machte.
    »Vielleicht sollten Sie selbst mal herkommen, Chef«, meinte Handy. Seine Stimme klang noch immer aufgeregt.
    »Das fehlte gerade noch. Los, Handy, berichten Sie!«
    »Haben Sie den Namen Bollinger schon einmal gehört, Chef? Harry Bollinger?«
    »Möglich, ja. Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Ich kann mich bloß nicht erinnern, wo ich ihn gehört habe. Vielleicht helfen Sie mir mal ein bisschen auf die Sprünge. Sie fragen doch nicht ohne Grund. Also was hat es mit diesem Bollinger auf sich?«
    »Er ist einer von den Leuten, die in einer Sendung von Ballister scharf angegriffen worden sind. Anlässlich des Bauskandals. Vielleicht können Sie sich jetzt erinnern.«
    »Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass Bollinger heute früh so einen Karton gekauft hat wie den, in dem die Höllenmaschine war?«
    »Doch, Chef. Genau das hat er getan. Heute früh um halb neun. Er hätte also reichlich eine Stunde Zeit gehabt, die Sprengladung in den Karton zu packen und ihn bei Ballister abliefern zu lassen.«
    Van Geeren presste die Lippen aufeinander. Manchmal findet auch ein blindes Huhn ein Korn, dachte er. Ich will nicht sagen, dass dies eine sensationelle Wendung ist, aber auf jeden Fall gehört Bollinger zu den Hochverdächtigen, denn er ist durch Ballisters Sendung sehr geschädigt worden.
    »Sagen Sie mir die Adresse durch«, brummte van Geeren. »Ich komme.«
    Er nahm einen Zettel, schrieb sich die Adresse auf'und vereinbarte mit Handy, dass sie sich vor dem Geschäft treffen wollten. Danach telefonierte er um einen Dienstwagen. Ein paar Minuten später war er bereits unterwegs.
    Die Experten hatten in mühevoller Arbeit alle Bruchstücke des Kartons zusammengesucht und nach gründlichen Berechnungen das genaue Aussehen, die Größe und die Beschaffenheit des Blumenkartons selbst für van Geeren überraschend genau angegeben. Danach hatte er sechs Beamte seiner Kommission losgejagt, um sämtliche Blumengeschäfte abzuklappern. Man kannte Art und Größe des verwendeten Kartons, und man wusste ungefähr, wie viele Rosen er enthalten haben musste. Und mit diesen beiden Punkten schien Handy ja nun tatsächlich einen Erfolg erzielt zu haben.
    Handy stand, wie verabredet, in der Nähe des Geschäfts auf dem Gehsteig. Er hatte sich so in die Nähe einer Haltestelle postiert, dass man ihn für einen Mann halten musste, der auf den nächsten Bus
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