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028 - Arena der Götter

028 - Arena der Götter

Titel: 028 - Arena der Götter
Autoren: Jo Zybell
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übersät.
    Lange waren sie unterwegs. Aber noch länger suchten sie einen Zugang in die Kuppel. Aruula fluchte und unterdrückte die Tränen, während sie zwischen den Ruinen nach einem Durchschlupf suchten. Die Sorge um Suljaana und die Kinder zerrte an ihren Nerven.
    Mit dem Laserbeamer verschafften sie sich schließlich Zugang zu den vereisten Hausruinen, die am Fuß der Kuppel gleichsam mit ihr verwachsen waren. Doch in keinem der zerstörten Häuser konnten sie einen Durchgang entdecken, der in die Kuppel hinein führte.
    In fast vierzig Ruinen waren sie eingedrungen, über fünfzehn Speerwürfe weit hatten sie sich am Fuß der Eiskuppel entlang gearbeitet - nichts. »Wir werden einen Tag brauchen, um die Kuppel zu umrunden, und drei zusätzliche Tage, um alle Ruinen nach möglichen Eingängen zu durchsuchen«, sagte Rulfan irgendwann. »Ich habe genug.« Er nahm sein Lasergewehr von der Schulter. »Tretet hinter mich.« Aruula und Borisaas taten, was er sagte. Auch der Lupa zog den Schwanz ein und entfernte sich.
    Rulfan stand zwischen zwei Ruinen und richtete das Gewehr auf die Eiswand. Die Zielstrahlfunktion aktivierte er nicht. Er drückte die Energietaste und hielt sie gedrückt. Ein kontinuierlicher weißer Strahl fraß sich ins Eis. Die Kaskadenfrequenz war so hoch, dass sie von einem menschlichen Augen nur als Strahl wahrgenommen wurde.
    Das Eis schmolz, Wasser kochte, stieg als Dampf auf oder rann in Strömen von der Kuppel.
    Der Strahl riss ab. Rulfan drückte auf eine Taste an der rechten Kolbenseite. Ein kaum hörbares Klicken im Inneren der Waffe: Eine neue Galliumpatrone wurde in den Mikroreaktor geschoben. Wieder schoss ein Strahl aus dem unteren Lauf des Laserbeamers - und das Eis schmolz weiter.
    Ein kleiner Tümpel bildete sich zwischen den Ruinen. Rulfan musste auf eine schneebedeckte Schutthalde steigen, um nicht im Wasser zu stehen. Endlich klaffte ein Loch in der Eiskuppel, fenstergroß, kniehoch über der Erde.
    Rulfan hängte sich den Laserbeamer zurück über die
    Schulter. Selbst durch das Fell seines Mantels hindurch spürte er die Hitze, die jetzt von der Waffe ausging. Er drehte sich zu seinen Gefährten um. Borisaas starrte in die Öffnung in der Eiswand. Aruula kniete im Schnee. Ihr Oberkörper lag auf den Schenkeln, die Stirn presste sie gegen die Knie. Sie lauschte.
    Ungeduldig trat Rulfan von einem Bein auf das andere. Der Lupa sprang durch Pfützen zu dem Eisloch. Davor blieb er stehen, senkte den Kopf und legte die Ohren an. Sein Rückenfell sträubte sich, er knurrte. Rulfan zischte, um ihn zum Verstummen zu bringen, doch Wulf knurrte weiter.
    Endlich richtete Aruula sich auf. Die Angst in ihren Augen war nicht zu übersehen. »Suljaana«, flüsterte sie. »Ich konnte ihren Geist spüren. Ein erschrockener Geist, der sich den Tod wünscht.«
    Borisaas rannte los. »Schnell«, keuchte er. »Wir müssen sie finden!«
    Rulfan hielt ihn fest. »Und die anderen?«, fragte er heiser.
    »Angstbilder, fiebriges Gestammel…« Aruula zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie viele noch am Leben sind. Aber da ist noch etwas…«
    »Was?«
    »Ein starker, furchtloser Geist - ich spürte seinen ungeheuren Hunger…«
    »Hunger?«
    »Hunger nach Leben.« Aruula stand auf.
    Rulfan drehte sich um und blickte in das Eisloch. Düsteres grünliches Dämmerlicht waberte dahinter. »Ich gehe als erster«, sagte er.
    ***
    Thul'anymos Stimme donnerte über die Köpfe seiner Izekos hinweg. »Rottet das Böse in eurer Mitte aus! Wer hat gegen Thul'lan'aizirs Gebote gesündigt?!« Er brüllte, so laut es seine vom nächtlichen Gelage heisere Stimme es zuließ. Wütend klang er, ungeheuer wütend. »Wer hat heimlich auf seinen Göttersprecher und Häuptling geflucht? Wer hat seinem Nachbarn Jagdbeute gestohlen?! Wer hat sich heimlich gewünscht, ein Schiff zu bauen und Thul'Izela zu verlassen?«
    Seine grimmige Miene schien die eines Rachegottes zu sein. »Zu mir, ihr Sünder! Gesteht, bereut und tut Buße! Damit der Zorn Thul'lan'aizir von unseren Igluus weiche!«
    In Wirklichkeit war der Göttersprecher weder wütend noch sann er auf Rache. Er war einfach nur verwirrt. Noch nie war es vorgekommen, dass Thul'lan'aizirs Götterboten ihn nicht vor einem Überfall von Liob'hal'bakors Todesboten gewarnt hatten.
    Zwei junge Jäger hatten die Blutsäufer getötet und viele Kinder der beiden Götterboten geraubt. Und die Götterboten vertrieben…
    Der Göttersprecher war verwirrt und hatte Angst.
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