Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0276 - Ghouls in der Stadt

0276 - Ghouls in der Stadt

Titel: 0276 - Ghouls in der Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Drudenfuß im Zentrum.
    Nicole begriff, was Zamorra plante. Er wollte Merlins Stern als Verstärker einsetzen, um dem fremden Gedankenruf auf den Grund zu gehen.
    »Hoffentlich klappt es«, murmelte Nicole skeptisch.
    »Es muß klappen«, versetzte Zamorra. Mit leichtem Fingerdruck verschob er eines der erhaben gearbeiteten Schriftzeichen und aktivierte damit das Amulett. Gleichzeitig konzentrierte er sich darauf und verlangte ihm Energien ab, um seine und Nicoles Para-Kräfte zu verstärken.
    Er nahm direkte Verbindung mit ihr auf, indem er mit der freien Hand ihre Schläfe berührte. Sie tat bei ihm dasselbe und sie stimmten sich aufeinander ein. Es fiel ihnen nicht schwer.
    Plötzlich glühte das Amulett in Zamorras Hand.
    Der Kontakt war da!
    Ein Mensch schrie, wurde verfolgt, wurde angegriffen … nein, noch nicht ganz, aber da waren gierige Klauen, die sich nach ihm ausstreckten. Da war Angst, Todesangst, und ein Erinnerungshauch an einen Zeitungsartikel über den Dämonenjäger Zamorra, der hätte helfen können, wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihn zu erreichen.
    Zamorra versuchte den Ort des Geschehens zu sehen. Aber im gleichen Moment, als er es versuchte, geschah etwas anderes.
    Das Amulett spielte ihm wieder einmal einen bösen Streich.
    Seine Energien polten sich jäh um, veränderten ihren Charakter und schlugen zu.
    ***
    Etwas griff nach Klaus Neubeckers Geist, begann ihn einzunebeln. Er stöhnte verzweifelt auf. Seine Umgebung verschwamm um ihn herum.
    Aus! durchfuhr es ihn noch, dann verlor er die Kontrolle über sich. Er strauchelte, stürzte und kam nicht mehr auf die Beine. Er fragte sich noch, wie es den Ghouls gelungen sein konnte, ihn unter ihre geistige Kontrolle zu bringen. Dann aber riß ihm endgültig der Faden.
    Stumm und reglos lag er auf der Straße nach Fleury-sur-Loire, nur ein paar Dutzend Meter von den ersten Häusern entfernt.
    Die Ghouls erstarrten. Irgendwie spürten sie die fremde, geheimnisvolle Kraft, die aus dem Nichts zu kommen schien und nach dem Menschen griff. Sie wußten sie nicht zu verarbeiten. Es war eine Kraft, die ihnen gefährlich werden konnte. Instinktiv erkannten sie die Bedrohung, verharrten zögernd.
    Dann aber schwand diese fremde Kraft. Besinnungslos, unfähig, weiter zu fliehen, lag der Mensch auf der Straße, hilflos dem Zugriff seiner Verfolger ausgeliefert. Und da kamen sie schon wieder heran, jetzt, da sie sich sicher fühlen konnten. Schleimige, stinkende Arme streckten sich aus, Finger, mit diamantharten Krallen bewehrt, tasteten nach Klaus Neubecker. Berührten seine Schultern, glitten zu seinem Hals, um ihn zu töten …
    ***
    Zamorra bemerkte nur einen Teil dessen, was vorging. Aber er erfaßte immerhin soviel, daß das Amulett nicht das bewirkte, was er eigentlich bezweckte – es griff jenen Menschen an, zu dem er lediglich Kontakt suchte! Entsetzt versuchte Zamorra seine Halbtrance zu lösen, versuchte das Amulett zu stoppen und seine Kräfte zu bremsen. Doch es gelang ihm nicht. Der eigene Wille der Silberscheibe war stärker und entzog sich seiner Kontrolle.
    Zamorra sah plötzlich das Bild, das sich innerhalb der feinen Linien im Zentrum der Silberscheibe abzeichnete. Wie schon so oft zuvor, wurde der stilisierte Drudenfuß zu einer Art Mini-Fernsehschirm. Es zeigte eine nächtliche Szene, einen flüchtenden Menschen, der jäh von den Energien des Amuletts erfaßt und niedergestreckt wurde. Dann schoben sich die Umrisse höllischer Schreckensgestalten ins Bild und überdeckten alles, um von einem Moment zum anderen wieder zu verlöschen.
    Das Amulett zeigte nichts mehr an.
    Es schaltete sich selbsttätig ab, erlosch. Der Kontakt zu Klaus Neubecker in Fleury-sur-Loire brach von einem Moment zum anderen ab.
    Mit einer Verwünschung schleuderte der Meister des Übersinnlichen die silbrige Scheibe von sich in eine Ecke des Arbeitsraums. Das hatte er nicht gewollt! Durch sein Eingreifen war der junge Mann erst recht ein Opfer derer geworden, vor denen Zamorra ihn möglicherweise hätte schützen können, wenn …
    »Leonardo!« preßte Zamorra hervor. Er sprach diesen Namen wie einen Fluch aus. Der Einfluß des Leonardo deMontagne wirkte immer noch auf Merlins Stern ein. Da half nichts und Zamorra würde noch lange Zeit brauchen, bis er es wieder völlig beherrschte, bis er es wieder so unter seiner Kontrolle hatte wie früher. Er mußte sich jede Funktion förmlich neu erkämpfen, und dabei war niemals auszuschließen, daß ein Schuß nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher