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0272 - Der Dämonenjäger

0272 - Der Dämonenjäger

Titel: 0272 - Der Dämonenjäger
Autoren: Jason Dark
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unmittelbaren Nähe erklungen war, wußten wir dennoch Bescheid. Da befand sich jemand in großer Not, und wir mußten ihm helfen.
    Schneller als zuvor versuchten wir, das Dickicht zu durchdringen. Es war nicht einfach. Zu viele Hindernisse wurden uns in den Weg gelegt. Von den Ästen der hohen Bäume hingen lianenartige Fäden nach unten, peitschten gegen unsere Körper, waren selbst feucht und versuchten, uns zurückzuhalten.
    In der Düsternis konnten wir auch kaum etwas erkennen. Mancher Schritt wurde zu einem Fehltritt, so daß wir oftmals um und dabei auch zur Seite knickten.
    Macheten hätten uns wirklich geholfen. Mit den nackten Händen kamen wir kaum durch.
    Dann sahen wir das Licht.
    Ein geheimnisvolles blaues Schimmern, das hinter den Bäumen lag, in der Mitte sehr intensiv war und zu den Rändern hin sich allmählich abschwächte.
    Das war unser Ziel.
    Suko stürmte an mir vorbei. Er drosch und schlug sich mit seinen eisenharten Handkanten den Weg frei.
    Ich stolperte durch einen Tümpel, zog mich an quer wachsenden Ästen weiter und stellte fest, daß das blaue Licht allmählich zusammensank.
    Wir waren bereits nah.
    Da passierte es.
    Ich hatte nach einem Ast greifen wollen, um mich weiterzuschwingen, als ich ins Leere faßte. Der Ast war plötzlich verschwunden. Das Gleichgewicht konnte ich nicht mehr halten, mein Körper kippte, so daß ich zu Boden fiel.
    Suko erging es nicht anders. Ich hörte sein Schimpfen und spürte in Magenhöhe einen Schmerz, weil ich genau auf eine aus dem Boden ragende Astwurzel gefallen war.
    Im Liegen hob ich den Kopf.
    Mein Blick weitete sich. Fassungslosigkeit breitete sich aus. Ich sah den Körper einer Riesenschlange und auf ihm hockend einen furchtbaren Menschen, der eine Streitaxt erhoben hatte und damit auf einen kleinen Jungen zielte.
    Als er zuschlug, verschwand er auch. Nur der Junge stand noch da!
    Ich wischte mir über die Augen, das Bild blieb. Ich sah nur den Jungen, sonst keinen.
    Und eine normale Umgebung!
    Kein Dschungel mehr, kein verfilztes, zusammengewachsenes Unterholz, auch nicht die fremden, hohen Bäume, dafür dicht neben mir einen Holzstapel aus sorgfältig aufeinandergeschichteten Stämmen.
    Und eine Wegkreuzung, auf der mein Freund Suko stand und sich ratlos umschaute.
    Ebenso ratlos war der kleine Junge. Noch wandte er mir den Rücken zu.
    Er hatte schmale Schultern. Entlang der Wirbelsäule trug er einen Köcher mit Pfeilen festgeschnallt. In der linken Hand hielt er einen selbstgebastelten Bogen, und der Junge drehte jetzt langsam den Kopf, wobei er zu Suko hinschaute.
    »Graax?« sagte er fragend.
    Suko lächelte. Er hob dabei die Schultern, weil er ebenso überrascht war wie ich.
    »Wo ist Graax?« Die Stimme des Kindes zitterte. Der Kleine stand dicht vor dem Durchdrehen. Das merkte auch mein Partner. Er lief rasch hin und faßte ihn an.
    »Es gibt keinen Graax«, sagte er schnell.
    Ich erhob mich. Der Junge vernahm meine Schritte, drehte sich um, sah mich und wurde noch bleicher.
    Ich lächelte ihn an. »Keine Sorge, mein Kleiner. Wir tun dir nichts und sind ebenso überrascht wie du.«
    Sein bereits zum Schrei geöffneter Mund schloß sich wieder. Er hatte anscheinend Vertrauen zu uns gefaßt, schluckte ein paarmal und flüsterte: »Ihr habt ihn doch auch gesehen, nicht?«
    Wir stimmten ihm beide zu.
    »Dann gibt es ihn also«, sagte er weiter.
    »Du kennst ihn?« fragte ich, wobei ich mich auf drei aufeinanderliegende Baumstämme setzte.
    »Ja, ich habe ihn gesehen und auch davon gehört.« Der Junge schüttelte den Kopf. »Es ist nämlich so. Meine Großmutter hat mir von ihm erzählt. Sie wußte Bescheid. Die anderen lachten nur.«
    »Wie heißt deine Großmutter denn?« wollte ich wissen.
    »Kugler, Maria. Und ich bin der Peter!«
    »Okay, Peter. Ich heiße John. Das da ist mein Freund Suko.«
    Wir reichten uns die Hände. Peter freute sich, nicht mehr allein zu sein.
    Wir allerdings hatten zahlreiche Fragen an ihn und hielten auch nicht damit zurück.
    In den nächsten Minuten erfuhren wir die Geschichte des Jungen. Das Kind stand noch immer unter dem Eindruck des Erlebten, seine Stimme klang rauh, manchmal verhaspelte er sich auch und fiel dabei in einen Dialekt, den ich kaum verstehen konnte. Ein paarmal mußten wir nachhaken und konnten uns schließlich ein ziemlich genaues Bild von den vergangenen Ereignissen machen.
    »Und du hast wirklich in den Büchern über Graax gelesen?« fragte Suko.
    »Ja.« Der Junge nickte heftig.
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