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0266 - Der Grachten-Teufel

0266 - Der Grachten-Teufel

Titel: 0266 - Der Grachten-Teufel
Autoren: Jason Dark
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schießen.
    Die Hälfte der Distanz zwischen Haus und Boot hatte ich sicherlich zurückgelegt, und noch war von Kraal nichts zu sehen. Auch das Mädchen hatte ich nicht entdeckt, dafür sah ich etwas anderes.
    Das Rauschen hatte sich weiter verstärkt. Nun erkannte ich auch den Grund.
    Innerhalb des Kanals befand sich ein kleiner Wasserfall.
    Deshalb dieses wilde Geräusch, und vor dem Fall floß das Wasser auch schneller.
    Es schäumte und gurgelte, spritzte und sprühte, überspülte die Steine, auf denen ich ging, quirlte um meine Füße, der schmale Steg wurde noch enger, und nach ein paar weiteren vorsichtigen Schritten erkannte ich den Wasserfall.
    Die gelbliche Brühe schoß fast zwei Meter in die Tiefe, und wurde, bevor sie weitertrieb, zu einem gelblichen weißen, quirlenden und rauschenden Schauberg, der sich anschließend auflöste und das Wasser mit noch höherer Geschwindigkeit weitertrieb, bis an ein Gitter, das nur einen schmalen Durchgang besaß.
    Hinter dem Gitter mußte es nicht mehr weit bis zur Grachtenmündung sein. Sehen konnte ich sie allerdings nicht, weil mir Gischt und Schaum die Sicht versperrten.
    Ich blieb neben dem Wasserfall stehen.
    Hatte es noch Sinn, weiterzugehen? überlegte ich, während ich auf das schaumige Schmutzwasser starrte.
    Dann sah ich die Hand!
    Eine schmale, bleiche Hand, die für einen Moment aus dem Wasser schaute, wobei sich die Finger bewegten und ich das Gefühl hatte, sie würden mir zuwinken.
    Im nächsten Augenblick war die Hand verschwunden.
    Erkannt hatte ich sie trotzdem. Sie gehörte Mona!
    Einer toten Mona. Ich verzog das Gesicht. Die Enttäuschung packte mich, denn ich hatte es nicht verstanden, das Mädchen zu retten. Die Hand war für mich der Beweis, daß Kraal abermals zugeschlagen hatte.
    Er war da. Sogar in der Nähe, das spürte ich genau. Irgendwo zwischen dem Wasserfall und dem Wehrgitter mußte er lauem.
    Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken. Ein Zeichen der Spannung, aber auch der Furcht, denn dieses Monstrum flößte mir Angst ein, daran ging kein Weg vorbei.
    Allmählich verschwammen die Bilder vor meinen Augen. Es war sehr anstrengend, in die schaumigen und wirbelnden Kreise zu starren. Ich sah überall Köpfe, Hände, Klauen, Monster und drückte mich etwas zurück, damit ich mit dem Rücken die Wand berührte.
    Im nächsten Augenblick hing ich fest. Durch das Zurücklehnen hatte sich mein Blickwinkel verschlechtert. Ich hatte nicht mehr auf das Wasser achten können.
    Aus ihm schoß eine Klaue.
    Ihr Griff war wie eine Zange, und im nächsten Augenblick wurde mir das rechte Standbein weggezogen…
    ***
    Da half auch kein Zurückhechten mehr. Der Angriff war einfach zu überraschend erfolgt und der Stand unter meinen Füßen zu schmal. Ich konnte mich nicht mehr fangen, rutschte zudem mit dem anderen Bein noch aus und verschwand einen Lid schlag später in den schaumigen, gurgelnden Fluten.
    Es war ein harter Schlag, der mich da erwischte. Mit dem Rücken schlug ich auf irgend etwas, spürte das Ziehen bis in den Nacken und schloß auch den Mund, weil ich von dieser verfluchten Brühe auf keinen Fall etwas trinken wollte.
    Dann schlugen die Fluten über meinem Kopf zusammen. Gleichzeitig rutschte ich weiter nach unten, denn ich war direkt in den Wasserfall gekippt, der mich in die Tiefe drückte.
    Ich fiel schräg, hatte einen Arm ausgestreckt, konnte überhaupt nichts sehen, aber fühlen. Meine Hand verschwand plötzlich im Schlamm des Kanals. Er war so hoch, daß er mir bis zum Unterarm reichte, und am Fußgelenk spürte ich weiterhin den Druck der Hand.
    Ich hatte oft genug mit lebenden Toten gekämpft und war auch über ihre Kraft informiert. Man konnte sie mit den menschlichen Kräften nicht vergleichen, die Zombies besaßen Kräfte, die denen eines Menschen immer überlegen waren.
    Nicht im Traum daran würde sich die Hand freiwillig von meinem Knöchel lösen.
    Der lebende Leichnam hatte sein Opfer!
    Wenn mir nicht sehr schnell etwas einfiel, konnte es sein, daß ich in diesem dreckigen Kanalwasser elendig ertrank. Da machte ich mir keinerlei Illusionen.
    Noch hielt mich die Gewalt des fallenden Wassers fest. Es schob mich weiter, dann bekam ich einen Dreh und wurde nach vorn geschleudert.
    Automatisch bewegte ich meine Arme. Durch Schwimmen wollte ich an die Oberfläche gelangen, und ich schaffte es auch. Mein Kopf stieß aus dem Wasser und tanzte plötzlich über den Wellen, während die Fluten wie gierige Arme an mir
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