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0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

0260 - Ein Totenopfer für Clarissa

Titel: 0260 - Ein Totenopfer für Clarissa
Autoren: Jason Dark
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hoch und sah in ein Augenpaar, das auf seltsame Weise leuchtete und sich bewegte. Hinzu kam die gefährliche Schnauze. Sie war geöffnet. Spitze Zähne blitzten.
    »Es ist der Wächter«, erklärte Taridis, der meinen Blick bemerkt hatte.
    Ich war stehengeblieben. »Welch eine Funktion hat er genau?«
    Da kicherte der Mann. »Wünschen Sie sich niemals, Sinclair, ihn in Aktion zu sehen. Es wäre Ihr Ende.«
    »Wenn Sie das sagen?« Ich hob die Schultern und fragte weiter:
    »Wo steckt denn Ihre Clarissa?«
    »Hier!« antwortete eine Stimme aus der Dunkelheit und auch schräg hinter mir.
    Ich wandte mich um, sah eine Gestalt nähertreten und staunte.
    Mit allem hätte ich gerechnet, doch nicht mit einer solchen Frau!
    Das war keine Mumie. Sie hatte auch keine Ähnlichkeit mit den vier Wesen, die sie gegen mich aussandte, nein, ein anderer Vergleich traf viel besser zu.
    Ein Engel stand vor mir.
    Ein dunkelhaariger Engel!
    So jedenfalls hatten sich früher die Kunstmaler Engel vorgestellt.
    Mit hellem Gesicht, langen schwarzen Haaren, einem kostbaren Gewand und großen dunklen Augen.
    Das also war Clarissa!
    Nachdem ich meine erste Überraschung überwunden hatte, drehte sie ihren rechten Arm, den sie bisher hinter dem Rücken versteckt gehalten hatte, und drückte ihn nach vorn.
    Sie streckte mir ihre Hand entgegen. Zwischen ihren Fingern schaute etwas hervor, das ich sehr gut kannte.
    Es war mein Kreuz!
    Ich schluckte und holte gleichzeitig tief Luft. Ich hatte nichts dagegen, wenn ein anderer mein Kreuz in der Hand hielt, dann aber sollte dieser andere zu meinen Freunden gehören. Diese Frau mußte ich zu meinen Feinden zählen.
    Sie wollte ein Totenopfer, das John Sinclair hieß.
    Eine Feindin trug mein Kreuz. Eine Frau, die behauptete, es würde ihr allein gehören, so jedenfalls hatte mir der Grieche es zu verstehen gegeben. Das allerdings wollte ich von ihr genauer wissen.
    Meine Kehle war trocken geworden. Ich mußte mich erst räuspern, bevor ich die Frage stellen konnte. »Sie haben das Kreuz, wie ich hörte und jetzt auch sehe, doch ich bin mir nicht so sicher, ob es Ihnen auch gehört. Ich bin der Sohn des Lichts und damit auch der Erbe des Kreuzes. Verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Das hatte ich mir gedacht«, erwiderte ich, wobei es mir schwerfiel, gelassen zu bleiben. »Ich jedoch habe das Kreuz von einem Landsmann von dir bekommen. Ich bin in die Vergangenheit gereist, und es soll nicht umsonst gewesen sein.«
    »Es war umsonst.« Sie funkelte mich an. »Wer hat es dir gegeben?«
    »Seinen Namen kenne ich nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Aber er war sehr weise und besaß ein großes Wissen.«
    Clarissa nickte. »Das kann ich mir vorstellen. Er ist in der Tat sehr weise, er kannte auch das Kreuz, wußte von seiner Kraft und seinen Geheimnissen, aber es gehörte ihm nicht, denn er hat es gestohlen. Errätst du, wem er es gestohlen hat, Sinclair?«
    »Nein.«
    Die Nonne streckte ihren freien Arm aus, krümmte ihn und deutete mit dem Finger auf mich. »Mir hat er es gestohlen. Mir hat das Kreuz gehört, damit du Bescheid weißt. Erkennst du nun die rechtmäßige Besitzerin an?«
    »Das erkenne ich.«
    Meine Antwort hatte sie stark überrascht, denn in ihren Augen erschien ein ungläubiger Ausdruck, das sah ich selbst im schwachen Licht der Kerze. »Du… du willst es dir also nicht zurückholen?« erkundigte sie sich nach einer Weile flüsternd.
    »Davon habe ich nichts gesagt.«
    »Aha.« Die Nonne lächelte. »Jetzt rückst du mit deiner wahren Meinung heraus.«
    »Die will ich dir auch nicht verheimlichen«, erklärte ich, »damit die Fronten abgesteckt sind. Dir, Clarissa, gehörte das Kreuz einmal. Aber mir gehört es!« Ich nickte ihr zu. »Das ist der kleine Unterschied, den du hoffentlich begreifst.«
    Sie stand vor mir und rührte sich nicht. Der Vergleich mit einer Eissäule fiel mir ein, so starr stand sie auf dem Fleck. Nicht einmal die Augen bewegten sich, dennoch wußte ich, daß sie allein mich anstarrte, und mir kam es vor, als wollte sie meine Gedanken erraten.
    Ich blieb gelassen und fühlte mich nach dem ersten Schock, den der Anblick des Kreuzes bei mir zurückgelassen hatte, auch besser.
    Der Grieche mischte sich ein. Er flüsterte: »Damit haben Sie Ihr Leben verwirkt, Sinclair. Es gibt kein Zurück mehr für Sie. Wenn Sie auf Clarissa eingegangen wären, hätte es noch eine Chance gegeben, da bin ich mir sicher, aber so…«
    »Warten Sie es ab«, gab ich ruhig zurück.
    Er
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