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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence
Autoren: Larry Brent
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Bibliothek. »Erstaunlich«, bemerkte er, und es klang wie im Selbstgespräch.
»Alles hätte ich in diesem Haus erwartet, nur etwas Derartiges nicht. Warum Sir
David das wohl getan hat?«
    »Eine Spielerei, sicher, weiter nichts.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Richard Burling ging wieder einen Schritt vor, unterbrach den Strahl, und
die Tür wich lautlos zurück. In der Bibliothek fühlte sich Richard Burling
gleich zu Hause. Doch noch ehe er auch nur einen einzigen Band aus den Regalen
nahm, orientierte er sich über die Lage dieses Raumes. Und er fand etwas, was
sein Herz schneller schlagen ließ. Eine Ecke der Bibliothek mündete in einem
turmähnlichen Anbau. Hier stand vor dunkelbraunem Glas ein schwerer, eichener
Schreibtisch. Der Blick durch das getönte Glas ging genau auf eine Gruppe von
Zypressen, die wie dunkle, erstarrte Fackeln in den verwaschenen Himmel dieser
trüben Landschaft ragten.
    Der Mietvertrag war nur noch eine Formsache. Als voraussehender
Geschäftsmann hatte Raunsley alle Unterlagen dabei. Man fixierte die Dinge an
Ort und Stelle.
    Richard Burling kam noch einmal auf den Preis zu sprechen und auf die
Tatsache, dass er der erste Mieter war. »Hat sich niemand vor mir für dieses
Haus interessiert?« fragte er neugierig. »Mit etwas Geschick könnte man aus
diesem verwahrlosten Anwesen etwas machen.«
    Raunsley zuckte die Achseln. »Die meisten fürchten die Einsamkeit hier in
diesem Moorgebiet. Sie sind ein Ausnahmefall, Mister Burling.«
    »Das mag schon stimmen, unter einem gewissen Vorbehalt. Ich kann mir
vorstellen, dass ein tüchtiger Geschäftsmann dieses Haus hier mieten könnte, um
ein originelles Gasthaus daraus zu machen. Mamas
Moorbude meinetwegen, oder so etwas Ähnliches. Der Zustrom der Jugend wäre
ihm gewiss.«
    »Das mag zutreffen – für manches andere Gebiet. Nicht aber für dieses Haus,
Mister Burling. Der Name Dodgenkeem flößt den Menschen in dieser Gegend so
etwas wie Ehrfurcht ein, verstehen Sie? Sie sind ein Fremder und kommen aus
London. Sie mögen den Dingen, die man sich in der Umgebung von Bideford und in
den kleinen Ortschaften am Rande des Devonmoores erzählt, keine besondere
Beachtung schenken.« Es klang, als wolle er etwas Bestimmtes andeuten. Aber er
rückte nicht so recht mit der Sprache heraus.
    Richard Burling lachte leise. Und diesmal war er es, der für die
Überraschung sorgte. »Es gibt ein paar Zungen, die behaupten, dass es in diesem
Haus nicht ganz geheuer ist, nicht wahr? Man sagt, dass es hier spuke.«
    Raunsley sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Seine Lippen
kräuselten sich. »Aber woher – woher ...«, stammelte er. Diesmal fehlten ihm
die Worte.
    »Denken Sie einmal darüber nach, Mister Raunsley«, wich Richard Burling
einfach aus, während er den Makler bis an die Tür begleitete.
    »Ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie mir das verschwiegen haben und
werde aus diesem Grund nicht von dem Vertrag zurücktreten. Im Gegenteil: Ich
finde dieses Haus hier so interessant und rätselhaft, wie ich es mir gewünscht
habe. Und daran ändern auch die Geister nichts – an die ich sowieso nicht
glaube, Mister Raunsley!«
    Richard Burling sah dem Makler nach, als dessen Pkw wenig später zwischen
den kahlen Bäumen verschwand.
    Die Luft war trüb und diesig. Es wurde gar nicht richtig Tag. Und in dieser
feuchten Umgebung war der Nebel ständiger Gast, drang aus den Bodenritzen empor
und formte sich zu bizarren Figuren, die vom leisesten Windhauch wieder
zunichte gemacht wurden.
    Raunsley warf einen Blick in den Rückspiegel. Das düstere Haus war nur noch
ein Schemen. Richard Burlings Gestalt auf der Türschwelle war mehr zu ahnen als
zu sehen. Dann richtete der Makler sein Augenmerk auf den steinigen, holprigen
Weg.
     
    ●
     
    Im Umkreis von hundert Metern gab es zu diesem Zeitpunkt außer Richard
Burling und dem Makler Raunsley noch ein weiteres menschliches Wesen. Hinter
einem der dicken, kahlen Stämme bewegte sich etwas. Aufsteigender Nebel
verhinderte eine genaue Beobachtung. Die Baumstämme, die links und rechts den
Pfad begrenzten, waren verwaschene Schemen, die Raunsley nicht richtig
wahrnahm.
    Er hielt den dunklen Schatten neben dem Stamm für einen Teil des Baumes.
    Aber dann bewegte sich dieser Schemen. Die dunkle Gestalt huschte am
Wegrand entlang, lautlos, gebückt und ungesehen.
    Während der Rückfahrt nach Plymouth ließ Raunsley das Autoradio laufen.
Nach einer Musiksendung folgten die Nachrichten. Er hörte
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