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0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang

Titel: 0257 - Ein Grabstein ist kein Kugelfang
Autoren: Ein Grabstein ist kein Kugelfang
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fühlte weichen Grund unter meinen Stiefeln, die ich mir zum Schutze gegen die Ratten angezogen hatte, und preßte mich mit dem Rücken gegen die Wand.
    Phil stand neben mir. Wir lauschten mit angehaltenem Atem in das undurchdringliche Dunkel, das über dem Hof lag.
    Es raschelte leise. Ich vernahm das wütende Quieken einer Ratte.
    Etwa zehn Yard weiter links schepperte eine Büchse leise. Aber das Geräusch war nicht so stark, als wenn ein Mann dagegengetreten hätte. Wahrscheinlich war die Büchse von einer Ratte umgestoßen worden.
    Wir mußten damit rechnen, daß die Gangster eine Wache aufgestellt hatten, die die Gang vor eventuellen Eindringlingen warnte.
    Phil brachte seinen Mund an mein Ohr und wisperte: »Arbeiten wir uns langsam vor?«
    Ich bejahte leise.
    Und dann begann eine der mühseligsten Schleichereien, die ich jemals erlebt hatte. Vorsichtig tasteten wir mit den Füßen vor, um nicht gegen Blech und Gerümpel zu stoßen. Anfangs fanden wir keinen Pfad, sondern wären um ein Haar ausgerutscht und in einen stinkenden Misthaufen gefallen. Nach dem Geruchssinn konnte man sich leider auch nicht orientieren, denn es stank überall so fürchterlich, daß meine Nase längst streikte und überhaupt nichts mehr registrierte. Nur leichte Kopfschmerzen spürte ich, die offenbar durch die Dünste verursacht wurden, die mir durch die Nase ins Gehirn stiegen.
    Wir hatten die Falle narrensicher eingerichtet. Der Plan war genau eingefädelt. Wir sollten die aller Voraussicht - nach aufgestellte Wache unschädlich machen, dann würden unsere Jungs — nach fünf Minuten etwa — eindringen, das Gelände besetzen und die im Keller eingeschlossenen Gangster zur Kapitulation auffordern. In der Zwischenzeit hatten wir vor, die übrigen Räume des Gebäudes nach dem Boß abzusuchen.
    Jeder der G-men und der Cops war mit Revolver oder Maschinenpistole und Taschenlampe ausgerüstet.
    Der Plan war einfach. Und eigentlich hätte alles klappen müssen, ohne Feuergefecht, Verletzte und Tote.
    Aber die Unvorsichtigkeit und das Draufgängertum eines jungen City Cops vermasselte unseren ganzen Plan. Und nicht nur das. Phil und ich sahen uns urplötzlich einer Situation ausgesetzt, die so brenzlig war, daß man damit nasses Holz hätte entfachen können.
    ***
    Phil und ich waren etwa zehn Schritte vorangekommen, als hinter uns das Tor mit lautem‘Knarren aufgestoßen wurde.
    In der nächsten Sekunde vernahm ich, wie an der Eingangspforte des Fabrikgebäudes ein Geräusch entstand.
    Eine Tür klappte, ein leises Schnarren ertönte, ein helles Geräusch war zu vernehmen, als schlage Metall gegen Stein. Im nächsten Augenblick flammte vor uns ein heller Lichtkegel auf, der so genau auf uns gerichtet war, daß wir für Sekundenbruchteile geblendet die Augep schlossen.
    Wir standen zwischen zwei Kehrichthaufen. Ich sah eine Ratte, die über meine Stiefelspitze sprang und dann hinter einer großen, rostigen Grapefruitdose verschwand.
    Es gab keinen Zweifel darüber, wer uns im Licht seiner leuchtstarken Taschenlampe hatte. Es konnte nur die von den Gangstern aufgestellte Wache sein. Und wir standen im Licht und konnten abgeschossen werden wie Teddybären in einer Schießbude.
    In Bruchteilen von Sekunden rasten Erwägungen durch mein Gehirn.
    Sollte ich in dem Unrat Deckung nehmen? Die Flucht nach vorn? Ich tat weder das eine noch das andere. Ich schaltete blitzschnell meine sehr lichtstarke Taschenlampe ein und richtete den Strahl auf die andere Lichtquelle. Jetzt war die Szenerie von zwei Seiten erleuchtet, und was ich sah, nötigte mir Erstaunen ab.
    In einer Entfernung von 20 Yard — also etwa auf halbem Wege vor unserem Standort bis zu dem Gebäude der Konservenfabrik — lag zwischen den Müllhaufen ein mächtiger heller Grabstein.
    Er war kegelförmig behauen, von beachtlicher Dicke und mindestens drei Fuß hoch.
    Mochte der Teufel wissen, woher das Ding kam.
    An dem einen Ende ragte ein schmales Kreuz hell in das Licht meiner Taschenlampe.
    Neben dem Kreuz — nicht mehr auf dem Grabstein, sondern auf einer umge-. stülpten Blechbüchse — war die angeknipste Taschenlampe gelegt worden, deren Strahl uns genau eingefangen hatte.
    Warum der Gangster die Lampe nicht mehr in der Hand hielt, sondern auf der Büchse abgelegt hatte, war klar. Der Ganove brauchte beide Hände, um eine gefährlich aussehende Maschinenpistole zu bedienen. Er kniete hinter dem Grabstein.
    Ich sah nur sein Gesicht, dessen Stirn im Schatten der Hutkrempe
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