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0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel

0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel

Titel: 0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel
Autoren: Jason Dark
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konnte.
    Mehr schaffte sie nicht.
    Kara steckte in einer tödlichen Klemme, aus der sie sich mit eigener Kraft nicht befreien konnte.
    Was tun?
    Verzweifelt dachte sie über Lösungswege nach. Es fielen ihr keine ein, bis ihre Gedanken durch den Schrei des Zigeunermädchens unterbrochen wurden.
    »Was ist passiert?« Kara hatte sich noch einmal aufgebäumt und die Kraft gefunden, die Frage laut und deutlich zu stellen, so daß sie auch von Marita gehört wurde.
    Eine Antwort bekam sie nicht sofort. Sie starrte, auf dem Rücken liegend, nach oben, wollte den blauen Himmel sehen und sah auch die Sonne, deren gelber Ball ihr vorkam wie eine zum Hohn verzogene Fratze. Sie fragte sich, wie lange sie noch widerstehen konnte, und das Ergebnis sah niederschmetternd aus.
    Dann hörte sie wieder Marita. Schrill klang die Stimme. Panik hielt das Mädchen umfaßt. »Die Flut — sie ist schon da! Mein Gott, sie kommt, sie wird mich erfassen…«
    Aus diesen Worten sprach die Angst. Kara konnte dem Mädchen allerdings keinen Rat geben. Sie selbst stand unter diesem ungeheuren Druck, schwebte in höchster Lebensgefahr und mußte sich allmählich damit abfinden, daß sie wohl beide verloren waren.
    Jedenfalls sah sie keine Rettung. Ihre Gedanken schrien. Es waren Schreie, die man nicht erklären konnte. Stumm strahlten sie ab, um Dimensionen und Zeiten zu durcheilen.
    Schreie, die dann erklangen, wenn sich ein Mensch in Lebensgefahr befand. Verzweifelt — und hilflos.
    Würde jemand sie hören?
    Und wenn, konnte er etwas für sie tun?
    Kara hatte diese Schreie nicht umsonst ausgestoßen. Sie erinnerte sich in diesen Sekunden an einen Fall, der zwar mit diesem hier nicht zu vergleichen war, in dem sie jedoch auch in einer wahren Streßlage gesteckt hatte.
    Damals hatte sie einen Freund umbringen wollen…
    Und sie hatte die Stimme ihres toten Vaters gehört, der ihr von der Tat abriet [4]
    Würde der Vater seiner Tochter auch in den letzten Minuten ihres Lebens Trost spenden? An Rettung glaubte Kara nicht mehr. Zu sehr war sie in diese schlangengleichen Arme des Baums verstrickt worden.
    Sie kam sich vor wie eine Fliege im Netz der Spinne. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht mehr befreien. Die Suche nach einem Gegenmittel für den Todesnebel schien ihr zum Schicksal geworden zu sein…
    ***
    Ich hatte das Kreuz aktiviert!
    Es war mir nichts anderes übriggeblieben, um die Wand des Bösen, die uns umgab, zu durchdringen. Ich wußte nicht, ob ich Erfolg haben würde. Ich setzte einfach alles auf eine Karte.
    Die große, die magische Formel, die mir ein alter sterbender Mann genannt hatte. Konnte sie helfen?
    Zeit spielte plötzlich keine Rolle mehr. Sie war einfach ausgeschaltet.
    Meine Freunde und ich bewegten uns in einem Vakuum. Es war nicht zu erfassen. Ich fand auch keine andere Erklärung. Wir alle hatten uns voll in die Hände und vielleicht unter den Schutzmantel anderer Kräfte begeben.
    Das Kreuz entfaltete seine Kraft. Es war wie ein Sturmwind, der alles zur Seite schleuderte, doch kein normaler Sturm, sondern ein magischer.
    Ich fühlte mich vom Boden abgehoben, dabei weggezerrt und starrte nur auf mein Kreuz, das plötzlich keines mehr war, sondern nur noch ein reines Bündel magischer Energie.
    Gedankenschnell breitete sie sich aus. Ich bekam einen Schlag gegen den Kopf, riß die Augen weit auf und sah meine Freunde in einer seltsam verzerrten Perspektive vor mir stehen.
    Während meine körperlichen Funktionen ausgeschaltet waren, arbeiteten meine Gedanken klar, und der Vergleich mit einem Spiegelkabinett kam mir in den Sinn.
    Suko wirkte kompakter, als er in Wirklichkeit war. Myxin kam mir vor wie ein Schatten, und ein seltsam grünes Leuchten umgab uns alle. Ein Leuchten, das eine Begrenzung aufwies und uns umgab wie ein Käfig.
    Mit räumlichen Maßen kam ich nicht mehr hin. Irgendwie hob ich den Kopf, wobei ich glaubte, daß dieses Leuchten nach oben hin spitz zusammenlief.
    Eine Täuschung?
    Nein, denn dort oben erkannte ich ein Gesicht!
    Uralt und dennoch jung. Augen, die seltsam klar blickten. Gleichzeitig gütig, weise und wissend und auch entrückt, als würden sie meine Seele durchschauen, die wie ein offenes Buch vor diesem Blick lag.
    Der Seher!
    Er zeigte sich mir, er zeigte sich uns, denn ich war davon überzeugt, daß auch die anderen ihn erkennen mußten.
    Und er sprach zu mir!
    Sein Mund bewegte sich nicht, nur gedanklich drang seine Stimme in mein Hirn.
    »Terra pestem teneto — salus hic maneto!
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