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0253 - Todesurteil für Zamorra

0253 - Todesurteil für Zamorra

Titel: 0253 - Todesurteil für Zamorra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dauerhaft«, fuhr Uschi fort. Sie stand dort, wo einmal das Fenster gewesen war. Hier fehlte jetzt ein Stein im breiten, massiven Mauerwerk und ließ Frischluft, aber so gut wie kein Licht herein. »Sonst müssen wir uns schon weit voneinander entfernen, aber hier ist auch so einfach eine Sperre da.«
    Raffael nickte mit geschlossenen Augen. Die Fähigkeit der beiden Mädchen war eigenartig; nur wenn sie beisammen waren, vermochten sie gemeinsam Gedanken zu empfangen und auszusenden. Deshalb hatten sie ursprünglich über die Schranke der Dimensionen hinweg Kontakt zu Fenrir halten sollen, der bei Zamorra war. Auf diese Weise sollte ein Nachrichtenaustausch möglich sein. Aber um diesen zu verhindern und Zamorra nicht frühzeitig zu warnen, hatte Leonardo die Mädchen gefangengesetzt und ihre besonderen Fähigkeiten abgekapselt.
    Ob Zamorra uns für tot hält? dachte Monica. Es muß eine Möglichkeit geben, ihn zu warnen! Er darf nicht ahnungslos in diese Falle tappen!
    »Ich habe eine Idee«, sagte sie plötzlich.
    »Und die wäre?« wollte ihre Schwester wissen.
    Monica schüttelte den Kopf. »Es kann sein, daß wir wieder belauscht werden wie schon einmal. Wenn ich handle, müßt ihr einfach schnell genug reagieren und mich unterstützen.«
    »Was hast du vor?« hakte Uschi wieder ein. Doch Monica schüttelte nur den Kopf.
    »Später. Du wirst sehen.« Sie blickte Raffael an. »Wie schnell können Sie im Ernstfall sein, Monsieur Bois?«
    Raffael zuckte mit den Schultern. »Ich bin kein Kämpfer, wenn Sie das meinen«, sagte er.
    »Hauptsache, Sie stellen sich rasch genug auf die Situation ein«, sagte Monica. »Mehr will ich jetzt nicht sagen.«
    Die Spannung stieg. Raffael versuchte die Zeit abzuschätzen, die verstrich. Die Fackel brannte langsam nieder. Immer wieder huschten Raffaels Blicke über die körperlichen Reize der beiden Mädchen, und er wünschte sich fast, fünfzig Jahre jünger zu sein. Aber so war er längst jenseits von gut und böse. Der reizvolle Anblick verwirrte ihn lediglich ein wenig.
    Nun ja, andererseits war er es ja von Nicole Duval gewohnt, die zuweilen auch nicht viel mehr trug, wenn sie gerade mal wieder ihrem Geliebten, Lebensgefährten und Chef Zamorra besonders gut gefallen wollte.
    Die Fackel brannte nieder. Die Flamme wurde kleiner. Die Schatten wanderten an den Wänden auf und ab und tasteten wie geisterhafte Finger nach den drei Menschen.
    Plötzlich knirschte der mächtige Eisenriegel im Schloß. Die Skelett-Krieger kamen, um die Fackel durch eine neue zu ersetzen.
    Monica schnellte sich von ihrer Pritsche hoch und war mit einem Satz in der Tür. Die kratzigrauhe Decke hielt sie halb gefaltet in den Händen.
    Von einem Moment zum anderen war Raffael wieder hellwach. Es war soweit – der Gegenschlag begann!
    ***
    »Ein Königreich für meinen Cadillac«, ächzte Nicole und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Sekunden später schlug sie nach einem Stechinsekt. »Laufen ist, wie unser Freund Carsten Möbius immer behauptet, gesundheitsschädlich, und da hat er vollkommen Recht.«
    Zamorra grinste.
    »Der liebe Carsten hat da zwar vollkommen Recht«, sagte Zamorra, »aber erstens hast du kein Königreich, und zum zweiten sind wir gleich da.«
    »Das sagst du seit zehn Stunden«, behauptete Nicole. Sie lehnte sich an einen mächtigen Baumstamm.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Nicole übertrieb. Er wußte nicht, wie lange sie jetzt schon unterwegs waren, weil weder Nicole noch er eine Uhr bei sich trugen, aber zehn Stunden waren es mit Sicherheit nicht. Zwei, drei vielleicht. Sie kamen nur so lang vor, weil es eine mühsame Arbeit war, sich durch den dichten Dschungel zu kämpfen – ohne jedes Werkzeug. Jede Ranke, jeder Ast mußte zur Seite gebogen werden, und niemand konnte wissen, was sich dahinter verbarg. Hier und da gab es Stellen, wo das Strauchwerk lichter wurde und man schneller voran kam, aber ein paar Meter weiter war wieder alles dicht.
    Nach Norden …
    Eine weitere Begegnung mit Raubtieren war ihnen bisher erspart geblieben. Aber ringsum knisterte und raschelte es immer wieder in den Zweigen. Da waren Tiere, die die beiden Menschen beobachten.
    »Kannst du nicht versuchen, Telepathie-Kontakt zu bekommen?« fragte Nicole. »Die Zwillinge können doch nicht nur schlafen. Und vielleicht spüren wir Fenrir und die anderen auf …« Sie tippte mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen Zamorras Brust. Dort zeichnete sich unter dem weißen, engen Schutzanzug eine
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