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0253 - Todesurteil für Zamorra

0253 - Todesurteil für Zamorra

Titel: 0253 - Todesurteil für Zamorra
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mehr, durch die Licht und Wärme ins Innere dringen konnten. Kahl waren die Wände, spartanisch die Einrichtung mit einer hölzernen Pritsche pro Person und einer dünnen, rauhen Decke. Mäßiges Licht spendeten blakende Fackeln in Wandhalterungen. Alle paar Stunden tauchte einer von Leonardos Skelett-Kriegern auf und erneuerte die Fackeln.
    »Bestimmt nicht aus Menschenfreundlichkeit«, sagte Raffael Bois nachdenklich. »Damit verbindet sich bestimmt irgend eine Teufelei. Wenn ich nur wüßte, welche.«
    Er saß zusammengesunken auf seiner Pritsche und fühlte sich sichtlich unwohl. Er war ein alter Mann, der eigentlich längst Rentner hätte sein müssen. Aber er hatte sich immer standhaft geweigert, sich pensionieren zu lassen. Er war Diener auf Château Montagne und wollte es bis zum letzten Atemzug bleiben. Seine Arbeit war sein Lebensinhalt. Raffael war einfach nicht der Typ, der sich aufs ruhige Altenteil setzte und zusah, wie die Jüngeren arbeiteten.
    Und so hatte es ihn erwischt.
    So war er zum Gefangenen geworden, als Leonardo kam und das Schloß übernahm. Zu seiner Überraschung hatte ihn der Sohn der Hölle nicht töten lassen. Wahrscheinlich versprach er sich von Raffael noch einiges. Möglicherweise wollte er den alten Diener als Geisel benutzen und brauchte ihn deshalb lebend, möglicherweise wollte er aber auch nur im Bedarfsfall auf Raffaels umfassendes Wissen zurückgreifen können. Das war die einzige halbwegs vernünftige Erklärung, die Raffael einfiel. Denn ansonsten ging Leonardo mit dem Leben anderer recht großzügig um. Seinen Einstand unten im Dorf hatten seine Skelett-Krieger bereits mit einem wilden Gemetzel und einer Sklavenhatz gegeben. Viele Männer und Frauen aus dem Dorf arbeiteten jetzt in Sklavenketten auf dem Château. Raffaels stille Hoffnung, diese Aktion werde die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich ziehen, schien sich nicht erfüllt zu haben. Offenbar kannte Leonardo Tricks und Möglichkeiten, trotz der Geschehnisse auch die Polizei hinters Licht zu führen.
    Genau dies war geschehen. Leonardo hoffte, mit seinen Hypnose-Tricks und magischen Spielereien sowie Trugbildern die Polizeibehörde so lange irrezuführen, bis er seine Machtposition genügend gestärkt hatte. Dann konnte ihm niemand mehr etwas anhaben. Über kurz oder lang würde es zu einem Wettlauf zwischen Leonardos Heimtücke und der Cleverness der Polizei hinauslaufen. Wer mochte den Sieg davontragen?
    Es waren Gedanken, die Raffael immer wieder aufs Neue durchspielte. Um so mehr, seit er seine ursprüngliche Zelle verlassen mußte und in eine andere gebracht wurde – zu zwei hübschen Mädchen, die sich glichen wie ein Ei dem anderen und die über telepathische Fähigkeiten verfügten: die Zwillinge Uschi und Monica Peters.
    Leonardos List hatte ihr Ziel erreicht. Raffael verplapperte sich ungewollt, und Leonardo erhielt die Möglichkeit, zuzuschlagen und Zamorra in eine Falle zu locken. Er machte sich in Richtung Antarktis auf den Weg, um den Materietransmitter unter seine Kontrolle zu nehmen …
    Seither schienen sowohl Raffael als auch die Zwillinge in Vergessenheit geraten zu sein. Nur die Skelett-Krieger tauchten zuweilen auf, um die Fackel zu erneuern oder Nahrung und Wasser zu liefern. Leonardo war noch nicht wieder erschienen. Seine Drohung, Monica für ihre Schweigsamkeit und Loyalität gegenüber Zamorra zu bestrafen, hatte er noch nicht ausgeführt.
    »Er befindet sich nicht mehr im Château!« behauptete Monica. Sie saß auf ihrer Pritsche, die Knie unters Kinn gezogen, und starrte die blakende und rußende Fackel an, die langsam niederbrannte. »Er ist am Südpol, und da hat er entweder noch zu tun, oder der Lord hat ihn ausgeschaltet.«
    »Glaube ich nicht«, widersprach Uschi, die zweite blonde Schönheit. »Der Hundesohn ist unbesiegbar!«
    »Können Sie nicht versuchen, telepathisch etwas festzustellen?« fragte Raffael leise.
    »Er blockiert uns doch«, widersprach Uschi. Sie zupfte an ihrem roten T-Shirt, ihrem einzigen Kleidungsstück, aber das wollte einfach nicht länger werden. Raffael schloß die Augen. Die beiden Mädchen irritierten ihn. Monica trug noch weniger; bei ihr beschränkte sich der Stoff auf ein goldenes Stirnband mit eingesticktem »M«. Leonardo hatte die Zwillinge von einer Yacht auf dem Mittelmeer geholt, frisch vom Sonnenbad, und dachte nicht daran, ihnen Kleidung zur Verfügung zu stellen.
    »Ich weiß nicht, wie er das macht, aber die Blockade ist ziemlich
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