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0253 - Judys Spinnenfluch

0253 - Judys Spinnenfluch

Titel: 0253 - Judys Spinnenfluch
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Da ihre Beratungen ein Ende gefunden hatten, konnten sie sich aufteilen.
    Judys Angst steigerte sich noch mehr. Es war die Nacht der langen Messer, das hatte sie gewußt, aber daß es so schlimm kommen würde, war ihr doch nicht bewußt gewesen. Die anderen wollten nur töten, aus diesem Grunde hatten sie die Fahrt über den See auf sich genommen. Warum töten? Warum konnten die Menschen sie und ihren Vater nicht in Frieden lassen? Warum denn nicht?
    Als sie daran dachte, konnte sie nicht mehr schweigen und stöhnte auf. Ein Geräusch, das in der Stille doppelt so laut klang, wie es in Wirklichkeit war.
    Die Männer hörten es.
    »Da ist jemand!« zischte eine Stimme.
    »Wo?«
    »Nahe der Tür!«
    »Nachschauen!« befahl der Mann mit der dumpfen Stimme, der auch gleichzeitig der Anführer war. Er hieß Rigg, das wußte Judy.
    »Schaut nach und holt mir denjenigen hervor!«
    »Sicher, komm, Joe.«
    Zwei Männer lösten sich von den anderen. Sie lenkten ihre Schritte genau in die Richtung, wo sich Judy in die Nische drückte.
    Sie wäre am liebsten in das Gestein der Mauer gekrochen. Da dies nicht möglich war, blieb ihr nichts anderes übrig, als bebend zu warten und sich in ihr Schicksal zu ergeben.
    Die beiden Häscher kamen näher. Sie hielten die Fackeln so hoch, daß die Flammen über ihren Köpfen tanzten, vom Wind nach rechts gedrückt wurden und zuckende Schatten auf das Mauerwerk links neben der Tür warfen. Er wirkte so, als wurden Geister aus den alten Steinen steigen und lautlos umherirren.
    Judy hielt den Atem an!
    Noch zwei Schritte, dann mußte sie entdeckt werden. Schon jetzt wurde eine Hälfte ihres Gesichts angeleuchtet, während die andere im Schatten blieb.
    In der nächsten Sekunde spürte sie den warmen Hauch der Fackel. Ihr Herz schlug auf einmal so heftig, daß sie glaubte, ihr Schädel würde gesprengt.
    Der letzte Schritt.
    Die Fackel wurde von dem Mann noch ein wenig geschwenkt, sie blendete Judy und…
    Rauh war das Lachen, das ihr entgegenschallte. Ergeben schloß das Mädchen die Augen. Judy sah nicht, wie die Fackel näher an ihr Gesicht gebracht wurde, sie spürte nur die Hitze und vernahm dann die hämische Stimme eines Mannes.
    »Wen haben wir denn da gefunden? Ein kleines Goldstück, das sich vor uns verstecken wollte!« schrie der Sprecher plötzlich. Sein freier Arm schoß vor, und Judy, die ihre Augen noch geschlossen hielt, spürte plötzlich die Pranke in ihrem Gesicht, wobei fünf Finger hart in ihre Haut drückten.
    Sie wollte schreien, als der Mann seine Hand nach unten drückte und mit dem Ballen ihre Lippen verschloß.
    Sofort wurde dem Mädchen die Luft knapp. Judy röchelte noch, ihr Kopf schlug gegen das Gestein, sie spürte die Nägel der zufassenden Finger in ihrem Gesicht, dann auch die zweite Hand, die ihre Schulter festhielt. Obwohl sie versuchte, sich aus dem Griff zu winden, gelang es ihr nicht.
    Der Mann hatte mehr Kraft, und er riß die Kleine aus der Nische, wobei sich die Hand von ihrem Gesicht löste.
    Judy fiel einem Kerl in die Arme. Hart hielt dieser sie fest, als sie sich befreien wollte und ihren Oberkörper dabei senkte. Der Schlag in den Nacken schickte sie zu Boden.
    Mit dem Gesicht zuerst fiel Judy in das weiche Gras. Die Nässe klebte in ihrem Gesicht und vermischte sich mit dem aus den kleinen Wunden tretenden Blut.
    Sechs Männer hielten die wehrlose Judy umstellt. Kräftige Gestalten, die gekommen waren, um zu morden, und sie wollten auch auf das Mädchen keine Rücksicht nehmen.
    Unter Mühen hob Judy den Kopf. Ihr Gesicht schmerzte, sie selbst weinte, und sie hörte die Stimmen, wie durch eine Wand gefiltert.
    »Wenn sie draußen ist, dann steckt der Alte noch drin! Wir machen erst sie fertig und holen danach ihn.«
    »Wie willst du es denn?«
    »Zuerst einmal binden wir sie an einen Baum.«
    Hämisches Gelächter folgte den Worten, zudem klirrte eine Kette, doch der Hauptsprecher sagte: »Nein, laß die Kette. Noch nicht, außerdem haben wir sie uns für ihn aufgehoben.«
    »Ja, du hast recht!«
    »Müssen wir sie töten?« fragte ein anderer.
    Eine Pause entstand. Danach erklang die Frage: »Hör mal, Junge, willst du kneifen? Denk daran, was wir uns vorgenommen haben. Wir führen unseren Auftrag durch. Egal, was geschieht. Und wenn du nicht mitmachen willst, kannst du ja verschwinden.«
    »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Das wollte ich dir auch geraten haben.« Der Sprecher stieß seine Fußspitze gegen die Wade des Mädchens.
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