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0250 - Der Höllensohn

0250 - Der Höllensohn

Titel: 0250 - Der Höllensohn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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darauf waren sie nach Lyon unterwegs. Raffael Bois, der alte und zuverlässige Diener, blieb im Château Montagne zurück, wie immer. Er sah dem davonjagenden Wagen nach.
    Er ahnte nicht, wie bald er Zamorra und Nicole schon Wiedersehen würde. Noch weniger ahnte er, welches Abenteuer in diesem Moment seinen Anfang nahm.
    Und wie furchtbar es für ihn selbst werden würde…
    ***
    England…
    Südwales! Hoch auf dem Gipfel eines Berges erhob sich Caermardhin, die unsichtbare Burg! Nur wenige wußten, wie sie sie erreichen konnten. Normalen Sterblichen blieben alle Zugänge verschlossen. Selbst wenn sie sich oben auf dem Gipfel befanden, vermochten sie nicht in die Burg einzudringen, die dann in Wirklichkeit längst um sie herum existierte. Ein besonderes Geheimnis umgab Caermardhin. Nur wer den richtigen Zugang kannte, der kam hinein…
    Geheimnisvoll wie die Burg war auch ihr Besitzer.
    Zum ersten Mal war sein Name im tiefsten Mittelalter aufgetaucht, als er als Zauberer am Hofe des Sagenkönigs Artus von sich reden machte. Doch sein Wirken erstreckte sich viel, viel tiefer in die Vergangenheit-, Niemand wußte so recht, wie alt Merlin, der Magier, wirklich war oder wo sein Ursprung zu suchen war. Er war und blieb geheimnisumwoben - selbst für seine Freunde.
    Merlin, der Uralte mit den so jungen Augen - Merlin, der überall zugleich sein konnte und der über die Erde wachte! Merlin, der aber auch magischen Gesetzmäßigkeiten unterlag, die ihn nur zu oft zum Zusehen zwangen. Merlin, der stille Helfer und Lenker eines Dämonenjägers namens Professor Zamorra…
    Merlin, der Geheimnisvolle!
    Im Caermardhin, seiner unsichtbaren Burg, war er nicht zu finden! In einem der Kreuzgänge stießen die beiden Druiden Gryi ap Llandrysgryf und Teri Rheken zusammen. Gryf stutzte, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und stellte fest: »Du hast ihn also auch nicht gesehen?«
    »Nein, Gryf…«
    Teri Rheken, mit ihrem bis auf die Hüften fallenden goldenen Haar und dem schlanken, biegsamen Körper, der nur von einem Tanga notdürftig verhüllt wurde, konnte Gryf mit ihrer atemberaubenden Erscheinung nicht reizen. Auch nicht der große, graue Wolf, der sich an Teris lange, schlanke Beine lehnte und Gryf wölfisch grinsend anschaute.
    »Er ist spurlos verschwunden! Gerade so, als hätte er nie existiert. Das begreife, wer will !«
    »Hast du schon im Saal des Wissens nachgesehen?« fragte Teri, jüngste unter den nur noch wenigen Druiden vom Silbermond.
    »Das werden wir jetzt tun«, bestimmte Gryf, der nicht verriet, aus welchem Grund er Merlin suchte. Teri, der Wolf Fenrir und er selbst besaßen in Caermardhin Gastrecht, das sie des öfteren ausübten, und meist trafen sie sich dann auch hier, wo sie eigene Unterkünfte besaßen. Hier konnten sie sich ungestört entspannen, wenn aufregende und gefährliche Abenteuer hinter ihnen lagen.
    Gryf, in Turnschuhen, Jeans und T-Shirt, schritt voran, die kalte Pfeife im Mundwinkel. Sein blondes Haar schien noch nie einen Kamm aus der Nähe gesehen zu haben. Er wirkte wie ein unbekümmerter, großer Junge, der gern lachte und das Leben zu genießen verstand. Daß er nebenbei über beachtliche magische Kräfte verfügte, ein stahlharter Kämpfer war und mehr als achttausend Jahre alt war, sah man ihm nicht an.
    Sie wechselten die Etage und erreichten schließlich den Eingang eines Saales, der größer war als die gesamte Burg.
    Bis jetzt hatte Gryf das Geheimnis noch nicht durchschaut. Merlins Burg war von außen geradezu unscheinbar klein, im Innern aber von gewaltigen Abmessungen. Allein dieser Saal des Wissens sprengte den Grundriß und die Höhe, und es gab nicht nur jede Menge Räume daneben, sondern auch darüber und darunter. Wie das zustandekam, wußte wohl nur Merlin selbst. Aber der gab dieses kleine Geheimnis nicht preis.
    Gryf legte die Hand auf das Türschloß.
    Lautlos öffnete sich der Zugang.
    Gryf zögerte immer wieder, wenn er den Saal betreten wollte. Da gab es eine Hemmschwelle, die er immer wieder aufs neue überwinden mußte. Denn nicht jedem war es gewährt, den Saal des Wissens zu betreten.
    Es gab zwei Dinge, die Unbefugte daran nachhaltig hinderten.
    Eines war, daß der Betreffende von Merlin persönlich autorisiert sein mußte, den Saal betreten zu dürfen. Die andere Sache war - die relative Unsterblichkeit.
    Gryf besaß beides - Merlins Erlaubnis wie auch die relative Unsterblichkeit. Das bedeutet, daß er seit achttausend Jahren nicht mehr älter wurde,
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