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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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jedem einmal passieren.«
    »Na ja«, sagte Jones, und man hörte, dass er meine Meinung nicht ganz teilte. »Aber passieren darf so etwas eigentlich nicht. Wenn ich meiner Hand nicht ganz sicher sein kann, darf ich keine Messer werfen.«
    Ich ließ ihn stehen, da ich Phil hinten aus dem mittleren Zelt auftauchen sah. Er winkte mich mit einer Kopfbewegung in die Abteilung wo das Futter für die Tiere gestapelt wurde und jetzt niemand war außer uns.
    »Was hast du?«, fragte ich, denn ich sah ihm an, dass er eine Neuigkeit hatte.
    Phil zog mit der linken Hand ein gelbliches Blatt Papier aus der linken Rocktasche.
    »Telegramm von Shandley«, erklärte er dabei. »Die Ehrenmitglieder der Amerikanischen Artistenliga. Das Telegramm kostet den Steuerzahler eine hübsche Stange Geld. Es enthält vierhundertachtunddreißig Namen. Ich nahm das Telegramm, das aus mehreren aneinandergehefteten Blättern bestand, und las nachdenklich und konzentriert die Aufzählung der mehr oder minder wohlklingenen Namen. Als unser gesuchter Mörder die Marsari mit der aus dem Arbeitszimmer des Direktors gestohlenen Winchesterbüchse erschoss, versteckte er die Mordwaffe im Wohnwagen, den sich Beppo und Little Joe teilen. Dicht neben der Waffe hatte ich eine Ehrennadel der Amerikanischen Artistenliga gefunden. Beppo und der Liliputaner hatten uns versichert, dass die Nadel ihnen beiden nicht gehörte. Also musste sie wohl von dem Mann stammen, der die Mordwaffe in ihrem Wagen versteckt hatte. Es gab nur drei Namen unter den vierhundertachtunddreißig, die ich kannte. Der erste war Beppo, der seit 1945 Ehrenmitglied war, weil er während des Weltkrieges dicht hinter der Front unsere kämpfenden Jungen mit seinen Späßen erfreut hatte. Der zweite war der Name des Direktors. Er besaß die Ehrenurkunde seit sechsunddreißig, ›in Würdigung seiner Verdienste um die Pflege amerikanischen Artistentuns‹. Der dritte Name gehörte einer Frau, die seit achtzehn Jahren nicht mehr lebte: Die Orsini. Sie hatte die Ehrenmitgliedschaft zugesprochen bekommen, wegen einmaliger Leistungen auf dem Gebiet der Trapezartistik.«
    Die Orsini konnte die Waffe nicht versteckt haben, denn sie war seit fast zwei Jahrzehnten tot. Wenn der-Täter zu den drei uns bekannten Personen gehörte, musste es also entweder Beppo selbst sein oder der Direktor. Aber welchen Grund sollte ein Zirkusdirektor haben, 58 sein eigenes Unternehmen zu schädigen? Blieb eigentlich nur Beppo.
    Ich wollte mir die Geschichte weiter durch den Kopf gehen lassen, als ich merkte, dass unser Auftritt an der Reihe war. Ich hörte es an der Musik, die gespielt wurde. Jones schüttelte nur leicht missbilligend den Kopf, als ich bei ihm wieder auftauchte.
    Während der Nummer nahm ich meine fünf Sinne zusammen. Jones verwendete nur scharfe Geschosse, sodass man es sich nicht erlauben konnte, aus Zerstreutheit etwas falsch zu machen. Aber nach dem Auftritt traf ich mich wieder mit Phil in der Abteilung für die Vorräte. Wir setzten uns auf zwei Heuballen.
    »Gib mir das Telegramm noch einmal«, bat ich.
    Er reichte mir die gefalteten Blätter, und ich machte mich noch einmal an die Lektüre. Aber diesmal prüfte ich nicht, welche Namen wir kannten. Ich zählte die Namen derer, die als verstorben angegeben waren. Es war fast die Hälfte.
    »Was suchst du denn so krampfhaft?«, fragte Phil.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ich möchte sicher gehen, Phil. Es muss ja nicht unbedingt jemand gewesen sein, den wir kennen. Ich will nachprüfen, wer sonst in Frage käme.«
    »Aber wie willst du denn das feststellen? Praktisch kann es jeder gewesen sein, der zu den Ehrenmitgliedern gehört.«
    »Bis auf die Toten, mein Lieber. Und bei einigen steht hier ›zurzeit im Ausland arbeitend‹. Die kommen wohl auch nicht in Frage. Dann gibt es ein paar, die vom ersparten Vermögen ihren Lebensabend verbringen. Die scheiden wohl auch aus. Komm, wir wollen mal zusammenzählen, wie viel übrig bleiben.«
    Mit einem Blatt Papier machten wir uns an die Arbeit. Nach gründlichem Sieben blieben noch neun Artisten übrig, die weder verstorben, noch zurzeit im Ausland, noch aus anderen Gründen ausschieden.
    »Komm«, sagte ich. »Wir wollen über diese neun Leute genauere Auskünfte einholen.«
    »Wozu?«, meinte Phil mutlos. »Das hat doch keinen Zweck.«
    »Ob es Zweck hat oder nicht«, entgegnete ich. »Glaubst du, ich könnte heute Nacht schlafen, wo ich weiß, dass wir morgen abgelöst werden?Versuchen wir das
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