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0248 - Spinnenbrut

0248 - Spinnenbrut

Titel: 0248 - Spinnenbrut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dem Beifahrersitz. »Ich ahne Schlimmes«, sagte er. »Los, anziehen. Wenn du schon auf meine Rechnung einkaufst, will ich auch etwas davon haben.«
    Bill marschierte schon voran und regelte die Zimmerbelegung. Mrs. Stryle überreichte Zamorra und Nicole den Schlüssel für ihr Doppelzimmer. Unauffällig schielte sie nach den Händen der beiden und runzelte etwas die Stirn, als sie die Trauringe vermißte. Aber sie äußerte sich nicht weiter zu diesem Thema.
    Ihr Sohn transportierte Nicoles Koffersammlung nach oben. Nicole begann an der Verschnürung des Päckchens zu arbeiten.
    »Am besten schaust du erst mal in eine andere Richtung«, sagte sie. »Dann wird die Überraschung um so größer.«
    Zamorra nickte. Er ging zum Balkon, öffnete die Tür und trat hinaus. An ihm vorbei flitzte ein Mückenschwarm ins Zimmer. Nicole schrie wütend auf. »Muß das sein?«
    Zamorra grinste. »Warum nicht? Die wollen auch mal unterm Dach nächtigen. Außerdem habe ich einen Vertrag mit den lieben Tierchen. Sie tun mir nichts, und ich tue ihnen nichts.«
    In der Tat - seit Jahren war Zamorra schon von keinem Insekt mehr gestochen worden. Vielleicht war sein Blut den Biestern zu sauer…
    Er sah über das leicht wellige Land hinweg. Die Bergkette der Sangre de Cristo Mountains, in deren Ausläufern sich damals der entartete Meegh verborgen hatte, war nicht zu sehen; sie befand sich auf der anderen Seite des Hotels.
    Zamorra stutzte. Sekundenlang glaubte er nicht weit von den ersten Häusern Clantons entfernt ein metallisches Schimmern auf dem Gelände zu sehen. Als er genauer hinsah, konnte er nichts mehr davon feststellen.
    Eine Täuschung? Er griff zum Amulett, konzentrierte sich und befahl der Silberscheibe, Verborgenes sichtbar zu machen. Aber Merlins Stern sprach nicht darauf an.
    Es konnte also durchaus eine Sinnestäuschung sein, eine nervliche Überreizung. Immerhin hatte er vorhin im Wald so konzentriert versucht, die marschierende Spinnenkolonne ausfindig zu machen, daß sich das nun immer noch auswirken mochte und er Dinge sah, die es gar nicht gab.
    »Du kannst dich umdrehen«, rief Nicole von drinnen.
    Zamorra wandte sich langsam um und trat wieder ins Zimmer. Sorgfältig schloß er die Balkontür und sperrte den Mückenschwarm damit unentrinnbar ein. Dann begutachtete er Nicole.
    Sie war in schlichtes Weiß gehüllt. Das Gewand war durchscheinend und enthüllte die Umrisse ihres Körpers. Als Nicole sich drehte, pfiff Zamorra durch die Zähne. Vorder- und Rückenteil wurden lediglich durch einen breiten golden glitzernden Gürtel zusammengehalten und ließen zwischen wenig Stoff viel Nicole sehen. Dazu kamen goldene Riemensandalen und eine goldblonde Perücke mit langem Haar, das über die Schultern herabfloß.
    Nicole lächelte. »Na, wie sehe ich aus?«
    »Umwerfend«, flüsterte Zamorra. »Jugendgefährdend. Ein Windstoß, und du stehst im Freien.«
    Nicole lachte leise. »Das ist ja gerade das Spannende daran. Man weiß nie genau, ob…«
    Zamorra küßte sie und ließ seine Hände unter dem hauchdünnen Stoff auf ihrer weichen Haut auf Wanderschaft gehen. »Wenn wir nicht gleich die Verabredung mit Bill hätten, kämen wir wohl heute nicht mehr aus dem Zimmer heraus…«
    Nicole entwand sich seinem zärtlichen Griff. »Eben«, sagte sie. »Komm, gehen wir nach unten…«
    Zamorra sah sie an. »So?« fragte er. »Möchtest du dir nicht etwas anderes anziehen?«
    »Warum?« Sie schüttelte den Kopf, daß das Blondhaar flog. »Ich mag es, bewundert zu werden. Komm.« Und schon war sie aus dem Zimmer hinaus.
    Zamorra folgte ihr und glaubte zu träumen. So lange kannten sie sich schon, und immer wieder schaffte sie es, ihn zu verzaubern. Nicole war die Verführung in Person.
    Bill Fleming saß im Foyer. Ein wohlbeleibter Mann in Polizeiuniform leistete ihm Gesellschaft und machte große Augen wie Untertassen, als Nicole in ihrem luftigen und verführerischen Aufzug herangewirbelt kam. Mit ungeahnter Schnelligkeit sprang er auf und verbeugte sich formvollendet, wobei ihm erstaunlicherweise nicht einmal sein Bauch im Weg war.
    »Das ist Sheriff Owen Saunders«, stellte Bill vor. »Professor Zamorra und seine Begleiterin Nicole Duval aus Frankreich, die Spezialisten, von denen ich sprach.«
    »Sehr erfreut, Sheriff«, sagte Nicole. »Auf gute Zusammenarbeit.«
    Owen Saunders schluckte. »Hoffentlich«, murmelte er. »Momentan überlege ich, ob ich mich Ihnen zu Füßen werfen oder Sie wegen Erregung öffentlichen
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