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0247 - Der Schädelthron

0247 - Der Schädelthron

Titel: 0247 - Der Schädelthron
Autoren: Jason Dark
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gesehen hatte.
    Die Strigen hatten es nicht mehr weit, und das spürten sie genau. Jeder Dämon besitzt eine gewisse Ausstrahlung. Sie ist wie ein Hauch, der ihn umgibt. Ein Hauch, der auch von anderen schwarzmagischen Geschöpfen geortet werden kann. Die Strigen merkten etwas.
    Es war die Vierergruppe, die die Führung übernommen hatte. Wie auf ein abgesprochenes Kommando hin beschleunigten sie ihren Flug und stiegen gleichzeitig in die Höhe. Dabei nahmen sie eine andere Formation ein. Eine Satanseule flog vor, und die drei anderen blieben in Keilform dahinter. Sie jagten die Schlucht hoch. Dicht an einer Wand hielten sie sich, die an ihnen vorbeihuschte. Über den hohen Rändern der Schlucht spannte sich der dunkelgraue Himmel. Und dort, anscheinend direkt darunter, hob sich ein Schatten ab. Ein roter Vampir!
    Wie ein einsamer Wächter stand er am Himmel. Er bot ein unheimliches, drohendes Bild, wie er seine Flügel ausgebreitet hatte, den Aufwind ausnutzte und in der Luft zu stehen schien.
    Er ahnte nichts. Noch nichts…
    Die Strigen beschleunigten. Ihre Flügel bewegten sich jetzt schneller. Gespenstisch leuchteten ihre bleichen Totenschädel. Scharf wie frisch geschliffene Messer stachen die Schädel vor. Sie waren bereit, die an Leder erinnernden Häute der roten Vampire gnadenlos zu zerfetzen.
    Die Riesenfledermaus hielt Wache. Ihre roten Augen leuchteten wie winzige Blutperlen, die in der Luft an langen, unsichtbaren Hände zu hängen schienen. Noch hatte der Vampir nichts bemerkt. Das allerdings änderte sich sehr schnell, als die vier Strigen aus der Schlucht herausschossen und Kurs auf ihr Opfer nahmen. Plötzlich zuckte der Vampir herum. Nur ein kurzes Schlagen mit den Flügeln war erforderlich. Er senkte seinen kleinen Schädel, riß das Maul auf und präsentierte seine hellen Reißzähne.
    Sie standen vor wie kleine Dolche und waren darauf geeicht, in die Haut der Menschen zu hacken. Die Strigen aber reagierten wie die Piloten einer Kunstfliegerstaffel.
    Sie fächerten auseinander, denn nun konnten sie den Riesenvampir in die Zange nehmen. Und sie hatten noch einen Vorteil. Sie waren schneller!
    Es dauerte nur Sekunden, da hatten sie den Vampir eingekreist. Die Riesenfledermaus wußte, daß sie kämpfen mußte. Sie schleuderte ihren Gegnern ein wildes Fauchen entgegen, stierte auf die Eule, die plötzlich vor ihr in der Luft stand, und konnte deshalb nicht auf die anderen drei achten, die von der Seite her kamen. Die griffen an.
    Hautnah wischten sie über die ausgebreiteten Flügel des Riesenvampirs hinweg. Dabei senkten sie gedankenschnell ihre beinernen Schädel und hackten mit den Schnäbeln zu. Scharf wie Rasiermesser waren sie, und sie fuhren in die Haut, wo sie lange, tiefe Schlitze hinterließen. Die Verletzungen waren so schwer, daß sich der rote Vampir davon nicht mehr erholte. Er schüttelte sich regelrecht, und im nächsten Augenblick fiel von seinen Flügeln die Hälfte ab. Wie Stücke aus Lederhaut segelten sie in die Tiefe und verschwanden in der Schlucht.
    Der rote Vampir war kampfunfähig. Noch konnte er sich halten. Nur für Sekunden, denn die vierte Eule hackte zu. Sie traf sein Gesicht.
    Plötzlich war zwischen den Flügel-Fragmenten nur noch ein Loch mit faserigen Rändern zu sehen. Alles andere existierte nicht mehr. Die Riesenfledermaus war vernichtet.
    Wie ein Stein fiel sie in die Tiefe. Noch auf dem Weg zum Grund der Schlucht verendete sie lautlos.
    Die Strigen hatten gewonnen. Wenigstens bei dieser einen Fledermaus. Aber sie war bestimmt nicht allein, weitere Artgenossen würden sich ebenfalls in den menschenleeren Gegenden aufhalten. Die tiefen Schluchten und versteckten Täler boten genügend Unterschlupfmöglichkeiten. Die Strigen aber wollten viel mehr als nur die Vernichtung des Vampirs. Sie und die Riesenfledermäuse waren Todfeinde. Der Kampf, der vor langen Jahrtausenden begonnen hatte, wurde nun fortgesetzt. Solange beide Parteien existierten, würden sie sich immer bekämpfen.
    Von einem zweiten Vampir konnten die Strigen nichts entdecken. Sicherlich hielt er sich zu gut versteckt. Auch die anderen Riesenfledermäuse hüteten sich, den Strigen zu nahe zu kommen. Sie waren zwar stärker, aber in diesem Gebirge konnten die Satanseulen ihre Geschicklichkeit besser ausspielen.
    Sie ließen sich zurückfallen.
    Wie Steine sackten die vier Strigen in die Tiefe, und aus ihren Mäulern drang ein schauriges Heulen, das wie ein geisterhaftes Echo durch die Schlucht hallte
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