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0246 - Fähre aus dem Jenseits

0246 - Fähre aus dem Jenseits

Titel: 0246 - Fähre aus dem Jenseits
Autoren: Rolf Michael
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einen Passagierdampfer auf großer Fahrt gegen die Herrschaft über die Englandfähre getauscht. So hatte er mehr Zeit für die Familie und konnte die Kinder aufwachsen sehen. Dennoch war er mit Leib und Seele Seemann, ein echter Junge von der Waterkant. Die Besatzung kannte ihn als freundlichen Vorgesetzten, der in erster Linie ›Mensch‹ war.
    Gab es jedoch Schwierigkeiten, konnte der Kapitän sehr schnell und unnachsichtig durchgreifen. Vor allem achtete er darauf, daß seine Befehle sofort durchgeführt wurden.
    Daher verwunderte es ihn, daß sich das Schiff nicht vom Kai löste.
    »Maschine langsame Fahrt!« befahl Fietje Kempka noch einmal über die Lautsprecheranlage zum Maschinenraum.
    »Maschine läuft langsame Fahrt!« wurde aus dem Schiffsrumpf bestätigt. Wirklich hörte der Kapitän das Blubbern der mächtigen Maschinen neben der Stimme des leitenden Ingenieurs.
    Aber das Schiff glitt keinen Zentimeter auf dem Wasser voran.
    »Da stimmt was nicht«, sagte Kempka schwer.
    »Jemand wird den Anker geworfen haben!« witzelte Jan Sörensen, der erste Offizier, der sich neben dem Kapitän aufgebaut hatte. Weil er strikter Vegetarier war, nannte man den baumlangen Dänen an Bord hinter vorgehaltener Hand die ›Karotte‹. Der Kapitän wußte, daß auf Jan Sörensen unbedingt Verlaß war.
    »Sehen Sie unten nach!« befahl der Kapitän. »Die Maschine ist erst überholt worden. Daran karm es nicht liegen. Ich will umgehend Bericht, was da los ist!«
    Einige Minuten später meldete sich der erste Offizier über Bordtelefon.
    »Nichts festzustellen! Alles läuft normal!« beendete er seinen kurzen Bericht zur Brücke, den Fietje Kempka mit einem Hamburger Seemannsfluch beantwortete.
    Er wußte nicht, daß die Kräfte des Bösen am Werk waren…
    ***
    »Das Fährschiff darf England nicht erreichen«, murmelte Urgastrias. Der Dämon hatte sofort einen Plan entwickelt, ohne besonderen Aufwand seinen Auftrag zu erfüllen.
    Warum sich mit Zamorra anlegen, wenn alles ganz einfach ging. Die Fähre mußte nur daran gehindert werden, überhaupt loszufahren. Dazu mußte er nur das Wasser in eine feste Substanz verzaubern.
    Dann konnte der Schiffsrumpf nicht vorwärts gleiten und saß fest. Der Auftrag des Asmodis war damit als erledigt zu betrachten.
    Urgastrias setzte seine Höllenkräfte ein. Und die unheilige Magie wirkte. Das Wasser der Elbe wurde in der Nähe der St.-Pauli-Landungsbrücken fest wie Glas.
    Das Fährschiff konnte sich nicht von der Stelle bewegen!
    »Das soll doch der Klabautermann holen!« hörte Urgastrias aus seinem Versteck zwischen Zeit und Raum den Kapitän poltern. Und er sah, daß sich die Passagiere schon neugierig über die Reling beugten um festzustellen, warum es denn nun nicht losging.
    Urgastrias keckerte höhnisch. Der Auftrag war sehr einfach erledigt.
    Zu einfach …
    ***
    »Ich kann doch der Polizei oder meiner Reederei nicht erklären, daß sich das Wasser der Elbe zu einem flüssigen Brei verwandelt hat«, brach es aus Fritz ›Fietje‹ Kempka hervor. »Die entlassen mich sofort wegen Alkoholgenuß im Dienst. Die Trawler und Schlepper fahren doch auch!«
    »Der leitende Ingenieur im Maschinenraum steht vor einem technischen Rätsel. Seine Maschine arbeitet völlig einwandfrei«, erklärte Jan Sörensen. »Man könnte fast an Hexerei glauben.«
    »Ach, lassen Sie so blöde Bemerkungen, Sörensen!« fauchte der Kapitän der ›Hamlet‹ gereizt. »Demnächst wollen Sie mir noch was vom Klabautermann erzählen. Wir unternehmen was!«
    »Und was, wenn ich fragen darf?« Sörensen war gespannt.
    Kapitän Kempka gab ihm keine Antwort. Er ging zur Mechanik, mit der man dem Maschinenraum das Tempo signalisierte. Der Hebel, der auf dem Kommando › Langsame Fahrt voraus‹ lag, wurde auf ›Äußerste Kraft voraus‹ gelegt.
    »Der Alte ist wohl vom wilden Affen gebissen worden«, keuchte der Maschineningenieur, als der Befehl durchkam. »Das macht das ganze Schiff zu Kleinholz…«
    Aber er wußte, daß den Anordnungen des Kapitäns unter allen Umständen Folge zu leisten ist und gehorchte.
    Die titanischen Motoren der ›Hamlet‹ begannen zu wummern.
    »Das werden wir ja sehen, wer hier seine Hand im Spiel hat! Da schlag doch Gott den Dübel tot«, brummte Fietje Kempka.
    ***
    Wie elektrisiert fuhr Professor Zamorra aus seinem leichten Schlummer empor. Alles in ihm signalisierte Gefahr.
    Bis hinauf zu seiner Luxuskabine waren die grollenden Motoren zu hören, die auf Befehl des Kapitäns
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