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0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft

Titel: 0237 - Der Hehler, der den Tod verkauft
Autoren: Rolf Kalmuczak
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fingerte wütend an einem seiner Koffer herum. Ein Schloss war aufgesprungen und ließ sich anscheinend selbst mit Gewalt nicht wieder schließen. Das Ganze sah sehr echt aus.
    7.56 Uhr.
    Mir lief der Schweiß in kleinen Bächen in den Hemdkragen. Ich presste instinktiv den linken Oberarm gegen den Brustkorb, wie um mich zu überzeugen, dass die schwere Pistole noch im Halfter steckte.
    In der Nähe des Schließfaches waren nur noch wenige Menschen. Ich zog den hellen Panamahut tiefer in die Stirn und starrte unter der breiten Krempe hervor.
    In einem Umkreis von ungefähr zwanzig Yards konnte ich jetzt nur acht Personen sehen: Phil, William Ferson, zwei ältere Frauen, einen etwa fünfzehnjährigen Jungen, ein junges Pärchen und…
    Als ich die achte Person sah, stutze ich einen Augenblick. Aber nicht etwa, weil sie mir verdächtig erschienen wäre.
    Als ich dann sah, was diese Person vorhatte, fiel mir vor Erstaunen fast die Zeitung aus der Hand. Aber es war alles andere als ein freudiges Erstaunen…
    ***
    Die Frau konnte höchstens Mitte der zwanzig sein. Sie war langbeinig, und unter der grauen Lederkappe quollen schwere Fluten kupferroten Haares hervor.
    Um eine Nuance zu auffällig war der giftgrüne Mantel. Warum sie gerade diesen Mantel gewählt hatte, wurde mir erst später klar.
    Die Frau schritt ohne zu zögern auf das Schließfach Nr. 500 zu, öffnete es, nahm den gelben Koffer heraus, wandte sich um und schritt quer durch die Halle davon.
    Eine Frau! Damit hatte keiner von uns gerechnet. Ich zündete mir im Gehen eine Zigarette an und folgte der Frau.
    Die Normaluhr zeigte 7.58 Uhr, und in dieser Minute begann eine Verfolgungsjagd, während der wir all unser Geschick aufbieten mussten, um die Frau nicht aus den Augen zu verlieren.
    Die Frau im grünen Mantel durchquerte die Bahnhofshalle. Das Gelb des Koffers stand im seltsamen Kontrast zu der ikrbe des Mantels. Es war fast unmöglich, die Frau aus den Augen zu verlieren.
    Ich folgte ihr in einem Abstand von knapp zehn Yards. Außerhalb des Bahnhofes würde Phil mich ablösen.
    Dann, nach einigen hundert Yards sollte ein Kollege die Verfolgung übernehmen, während wir mit einem Wagen langsam hinterherfahren würden. Vielleicht nahm sie auch ein Taxi. Dann war die Verfolgung wesentlich einfacher.
    Die Frau wechselte jetzt den Koffer von der linken in die rechte Hand. Sie war nur noch wenige Schritte vom Ortsausgang der Halle entfernt. Rechts neben ihr lagen die Waschräume und Toiletten für Damen.
    Die Frau blieb stehen. Sie hob den Kopf, sah zu der Uhr über dem Eingang und schritt dann auf die Tür mit der Aufschrift Ladies zu. Sie verschwand in einem der Waschräume.
    Was nun?
    Phil war sofort neben mir. Er hielt eine Zigarre in der Hand, trat an mich heran und sagte: »Verzeihung, Mister, haben Sie Feuer?«
    Ich ließ mein Feuerzeug aufflammen und raunte Phil, der sich über die Flamme beugte, zu. »Weißt du, ob dieser Waschraum einen zweiten Ausgang hat? Ein Fenster oder etwas Ähnliches?«
    »Nichts dergleichen«, gab Phil ebenso leise zurück. Und dann laut: »Thanks, Sir.«
    Er ging langsam weiter. Ich blickte mich suchend um und wollte gerade einen Kollegen, der in der Nähe lauerte, herbeiwinken, und ihn beauftragen, eine Kollegin herbeizutelefonieren als sich die Tür zum Waschraum öffnete und die Frau im grünen Mantel wieder heraustrat. Sie trug den gelben Koffer in der Hand.
    Als sie den Bahnhof verließ, folgte ich ihr. Während sie auf ein Taxi zusteuerte, ging ich dicht an Phil vorbei. Dabei sagte ich leise zu ihm: »Hol so schnell wie möglich eine Beamtin von der City Police und lasse von ihr unauffällig den Waschraum durchsuchen. Vielleicht hat die Grüne dort das Geld versteckt.«
    »Unmöglich! In der kurzen Zeit«, sagte Phil, ging aber trotzdem zu einem unserer Wagen, um meinen Auftrag in die Tat umzusetzen.
    Sämtliche Kollegen waren jetzt außerhalb der Bahnhofshalle. Sie schwangen sich gerade in die bereitstehenden Wagen oder folgten der Frau mit dem Koffer zu Fuß.
    Minutenlang war also keiner von uns in der Halle der Penn-Station. Und das war ein unverzeihlicher Fehler.
    ***
    Die Jagd ging kreuz und quer durch Manhattan. Man hätte meinen können, eine Irrsinnige vor sich zu haben. So verrückt und vor allem zu schnell fuhr das-Yellow Cab, in das die Frau mit dem gelben Koffer gestiegen war.
    Mehrmals fuhren wir durch ein und dieselbe Straße. Es war offensichtlich, dass die Frau mit Verfolgern rechnete und alles tat,
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