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0221 - Satans Tagebuch

0221 - Satans Tagebuch

Titel: 0221 - Satans Tagebuch
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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Luft peitschten, reckten sich jetzt zwei lange Arme in die Höhe. Sekunden später löste sich der Nebelschleier auf.
    Ein hochgewachsener Mann wanderte nun die dunkle Landstraße entlang.
    Baron Bakshy unterschied sich auf den ersten Blick nicht von einem ganz normalen Menschen. Er trug einen modischen Anzug mit einer dazu passenden Krawatte sowie ein weißes Rüschenhemd, made in Italy. In seiner Garderobe war der Vampir äußerst penibel und auch ein wenig eitel. Er war ein überzeugter Verfechter der Theorie, daß sich die Dämonen der modernen Zeit anpassen müßten, wenn sie überleben wollten - auch und vor allem in modischen Dingen. Für ihn gab es nichts Schlimmeres als einen Vampir, der mit einem Cape herumlief wie zu Großvater Draculas Zeiten.
    Dennoch ñel Baron Bakshy bei näherem Hinsehen auf.
    Sein unnatürlich bleiches Gesicht wurde durch ein totes Auge entstellt. Die linke Pupille gloste in einem düstern Rot, während das rechte Auge nur noch aus einem vernarbten weißen Ball bestand, der blind in die Gegend starrte. Ein früheres Opfer des Blutsaugers hatte sich beinahe mit Erfolg gegen den Angriff des Vampirs gewehrt und ihm dabei eine silberne Hutnadel ins Auge gestoßen. Lange Zeit war Bakshy vom Silber geschwächt und krank gewesen. Aber die unglückselige Frau vegetierte seit hundertfünfzig Jahren in den Kellern von Bakshys Landhaus als Sklavin zwischen Tod und Leben dahin. Bakshy konnte sehr rachsüchtig sein…
    Mit wachen Sinnen näherte er sich jetzt dem Kreuzweg. Das Tagebuch des Teufels konnte überall herumliegen, seit Monaten unberührt. Denn weder Mensch noch Dämon wagten sich hierher…
    Aber anstelle dieses Buches entdeckte Bakshy in der Nähe der Kreuzung etwas anderes.
    Eine Leiche.
    Der Baron beugte sich nieder und untersuchte den Toten flüchtig. Seine schwarzmagischen Sinne witterten sofort die dämonische Explosion, die im Innern des Ermordeten getobt haben mußte. Probeweise drückte der Baron mit spitzen Fingern auf die Bauchdecke der Leiche. Die Haut gab sofort raschelnd nach. Sie wurde nur noch von den brüchigen, morschen Knochen gehalten. Der Mann war hohl , alles Innere mußte verbrannt sein.
    Nachdenklich richtete sich der Vampir wieder auf. Undeutlich hatte er die verwischte Aura des Fürsten der Finsternis wahrgenommen.
    Das ließ nur einen Schluß zu.
    Ein anderer - Mensch oder Dämon -hatte das Tagebuch des Satans gefunden und die ihm innewohnende Magie erweckt. Ob der Finder dies bewußt oder unbewußt getan hatte, war zweitrangig.
    Aber Bakshy brauchte nicht mehr zu suchen. Das Buch war weg. Darauf allein kam es an.
    Mißgelaunt bleckte er die Zähne. Asmodis würde wenig begeistert von dieser Nachricht sein.
    Noch einmal beugte sich der Baron über den Toten. Mit etwas Glück konnte er noch das Bewußtseinsmuster des Mörders wahrnehmen.
    Doch die Spuren hatten sich verflüchtigt.
    »Dann eben nicht«, murmelte der Vampir.
    Er sah sich um. Was sollte er mit der Leiche machen? Am besten, er vergrub sie. Die Behörden brauchten sie nicht zu entdecken. Menschen hatten die unangenehme Eigenschaft, neugierig zu sein und ihre Nasen in alle Dinge zu stecken, die sie nichts angingen.
    Und zu viele Mordopfer mit merkwürdigen Todesarten waren in der letzten Zeit gefunden worden. Im Zuge ihrer Ermittlungen hatten die Behörden einige Dämonen zur Strecke gebracht. Bakshy hatte keinen Ehrgeiz, sich jenen hinzuzugesellen.
    Er packte die Leiche und trug sie auf das Feld neben der Landstraße. Dann konzentrierte er sich auf den Unter -grund, bis er eine geeignete Stelle gefunden hatte.
    Dort legte er den Toten zu Boden. Mit seiner linken Fingerspitze malte er einige Symbole in die lehmige Erde. Dann trat er zurück.
    Baron Bakshy hatte sich in seinem langen Leben viel mit der Magie der Erddämonen und Erdgeister beschäftigt und es auf diesem Gebiet zu einer kleinen Meisterschaft gebracht. Er vermochte den Wesenheiten im Erdboden in begrenztem Umfang zu befehlen.
    Der Vampir reckte beide Arme in die Höhe. Er begann, seltsame Zeichen in die Luft zu malen.
    »Hört mich, Erdgeister! Ich befehle euch, öffnet den Schoß der Erde und nehmt diesen Körper auf!«
    Ein feines Leuchten bildete sich um den toten Körper. Die Erde bewegte sich, zuerst kaum merklich, doch dann immer stärker.
    Entlang der Leiche bildeten sich zwei Erdhaufen.
    Es sah aus, als ob Maulwürfe den Toten eingraben würden. Doch weder Tier noch Mensch waren zu sehen.
    Die seit der Entstehung der Erde
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