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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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dem Gang so richten, daß das Sonnenlicht mehrfach reflektiert bis in das Innere der Grabkammer dringt. Bloß… wo bekommen wir so viele Spiegel her?«
    »Aus dem ›Winter-Palace‹«, rief Möbius und warf Zamorra den Wagenschlüssel zu. »Du fährst besser als ich. Los! Volle Pulle! Und wenn ich das ganze Hotel aufkaufen müßte, ich kriege die Spiegel, die wir brauchen… !«
    Mit röhrender Maschine brauste der Mercedes dem Nil zu…
    ***
    »Ich habe so wahnsinnige Angst, Micha!« jammerte das Mädchen. »Professor Zamorra ist schon so lange fort.«
    »Er kommt. Ganz bestimmt!« versuchte Michael Tina zu trösten. »Er ist schließlich nicht Superman, der hier den Berg abdecken würde.«
    »Aber wenn er sich nicht traut!« piepste Tina. »Wenn er Angst hat…«
    »Angst?« echote Michael Ullich. »Die hat er höchstens vor dem Finanzamt…«
    Und eifrig bemühte er sich weiter, die Lederriemen, die ihn fesselten, abzustreifen. Schweiß perlte ihm über die Stirn. Lockerte sich nicht dort die Fessel ein wenig?
    »Was machst du denn da, Micha?« erkundigte sich Tina angelegentlich. Man hatte sie so zusammengebunden, daß ihr die Bewegungen von Ullichs Händen ausgesprochen lästig waren. Die Handgelenke waren nämlich unterhalb ihres Bauchnabels zusammengebunden. Und wenn der Junge die Hände bewegte…
    Nicht eben freundlich klärte Ullich sie über sein Vorhaben auf. »… wenn du meinen Bemühungen etwas entgegenarbeiten könntest, wäre ich dir sehr dankbar!« beendete er seinen Vortrag.
    Tina Berner ging ein ganzes Elektrizitätswerk auf. Na, das war etwas anderes. Sie hatte schon gedacht…
    »Vielleicht… vielleicht erreiche ich den Knoten mit den Zähnen, Michael«, sagte sie.
    »Und das fällt dir erst jetzt auf!« stöhnte Ullich. »Dann mal an die Arbeit. Übrigens… wenn ich eben grob war… ich habe auch nur Nerven… und auch Angst vor dem, was sie mit uns machen, wenn sie…«
    Er ließ den Rest ungesagt.
    Verzweifelt bemühten sich nun beide, ihre Fesseln zu lösen.
    Ob das gelingen mochte?
    Um sie herum schnarchten die Bestien der Finsternis…
    ***
    »Faßt alle mit an. Tempo! Tempo! Hier ist Bakshish! Nur schnell. Große Eile!« trieb Carsten Möbius die Männer an, welche sonst die Besatzung der Nilfähre bildeten.
    Kurzerhand hatte er die ganze Fähre gechartert. Der Reis, der Kapitän, wollte seinen Augen nicht trauen, als ihm dieser unscheinbar aussehende Effendi mit den langen Haaren einige größere Geldscheine in die Hand gedrückt hatte.
    Gewiß, der Sohn seines Vaterbruders, Mahmoud ben Abner, er sprach wahr! Ein Millionär! Ein Bin kire bin sahibi! Den mußte man sich warm halten.
    Was er nur mit den vielen Spiegeln wollte? Na, ihm sollte es egal sein. Er hatte sein Geschäft gemacht.
    Die Sonne stand schon fast im Zenit, als der Mercedes mit dröhnendem Motor, eine meterhohe Staubfahne hinter sich herschleppend, in der Wüste verschwand.
    Kopfschüttelnd sahen ihnen die Araber nach. Die Fremden hatten irgend etwas von den Ghouls gemurmelt. Mochte Allah ihnen gnädig sein. Keiner der Söhne des Propheten glaubte, sie je wieder zu sehen.
    Wer den Kopf in den Rachen des Todes steckte, mußte damit rechnen, daß er abgebissen wurde.
    Aber die beiden Männer schienen einen Plan mit den Spiegeln zu verfolgen. Denn anscheinend hatten sie auch nicht einen im »Winter-Palace« zurückgelassen. Und in diesem Hotel, das noch einen Abglanz der »Belle Epoque« darstellte, wurde die Vornehmheit gerade durch die große Anzahl von Spiegeln betont.
    Das Zetern des Hoteldirektors war bis zum Nil gedrungen und Carsten Möbius hatte einen ganz respektablen Scheck unterschreiben müssen, um den guten Mann zufriedenzustellen.
    »Fahr vorsichtig! Wir haben leicht zerbrechliche Ware an Bord!« bemerkte Carsten Möbius, während Professor Zamorra in einer wahren Slalomfahrt allen möglichen Unebenheiten im Gelände auswich und dabei trotzdem ein ganz hübsches Tempo an den Tag legte.
    Dennoch klirrte es manchmal verdächtig im Fond und im Kofferraum. Carsten Möbius hoffte, wenigstens noch einige Spiegel heil zu ihrem Bestimmungsort zu bringen.
    »Sieben Jahre Unglück bedeutet ein zerbrochener Spiegel!« jammerte er tragikomisch.
    »Aberglaube! Purer Aberglaube!« knurrte Zamorra und wirbelte das Lenkrad wie Jean Paul Belmondo im Film. »Aber vielleicht hat euer Konzern auch eine Spiegelfabrik, um den Schaden zu ersetzen…«
    Und er fuhr so hart am Rande eines Schlagloches entlang, daß Dreck und Steine
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