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0219 - Lupinas Sohn

0219 - Lupinas Sohn

Titel: 0219 - Lupinas Sohn
Autoren: Jason Dark
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mußten die schweren Transportwagen einen Weg finden, um das Gelände zu verlassen, da sie nicht an den Hängen hinaufkriechen konnten. Der Weg begann dort, wo der See aufhörte. Ich sah Lehmhügel, die wie Buckel wirkten und unregelmäßig verteilt im Gelände standen.
    Für Gegner eigentlich ideale Deckungsmöglichkeiten, also rechnete ich damit, daß eventuell dort jemand auf mich lauerte. Ich hoffte auch auf die Hilfe meiner beiden Freunde. Ob sie meinen Fall gesehen hatten, war fraglich. Wenn nicht, brauchten sie jedoch nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Sicherlich würden sie sich am Rand des Abgrunds zeigen. Wenn sie in die Tiefe schauten, mußten sie mich entdecken. Ich machte mich auf den Weg.
    Er führte immer dicht am See entlang. Manchmal so nah, daß der schräge Lehmhang mit seinen Ausläufern fast bis zum Wasser reichte, so daß ich gezwungen war, mich über die seifige Unterlage weiter zu bewegen. Dabei fiel mir auf, daß der Name Steinbruch eigentlich falsch war. Steine waren hier nicht abgebaut worden, sondern nur Lehm oder Ton. Mit jedem Schritt, den ich zurücklegte, stieg die Spannung. Es lag etwas in der Luft, das merkte ich genau. Zudem paßte die gespenstische Szenerie dazu. Die Dunkelheit, die hellen Mondlichtstreifen, die das Wasser trafen und auf der Oberfläche blitzende Reflexe erzeugten. Nach jedem dritten Schritt etwa schielte ich rechts zum Beginn des Hangs hoch. Von Bill und Suko war nichts zu sehen. Die ließen sich Zeit. Hoffentlich nicht zuviel. Dann mußte ich auch an Nadine Berger denken und fragte mich, wo die Wölfin wohl steckte.
    Als hätte es zwischen mir und ihr eine Gedankenübertragung gegeben, so entdeckte ich nach einem weiteren Rundblick rechts oben am Abhang den Schatten. Sie kam.
    Auch die Wölfin hatte es schwer, einen Halt zu finden. Ich war stehengeblieben und beobachtete sie, wie sie sich vergeblich bemühte, die Geschwindigkeit zu drosseln. Sie schaffte es nicht. Es erging ihr dabei wie mir. Sie überschlug sich und rollte weiter, aber es gelang ihr, sich zu fangen, bevor ihr das Mißgeschick passierte und sie in den Baggersee fiel. Etwa fünf Schritte vor mir war ihre Rutschpartie zu Ende. Sofort lief ich auf sie zu.
    Ihr Fell war ebenso verschmiert wie meine Kleidung. Sie sah mich aus ihren menschlichen Augen an und leckte mit ihrer langen Zunge über meine ausgestreckte Hand. Nadine suchte immer die Körpernähe und die Berührung. Sie brachte mir die gleichen Gefühle entgegen wie damals als Mensch.
    »Komm, laß uns gehen«, sprach ich sie an. »Wir müssen nur vorsichtig sein, die anderen lauern sicherlich auf uns«
    Die Wölfin lauschte meinen Worten, bewegte dann den Kopf, als hätte sie alles genau verstanden. Ein verloren wirkendes Lächeln glitt über mein Gesicht, da ich wieder an die Vergangenheit denken mußte, als die Wölfin Nadine noch die Filmschauspielerin Nadine Berger gewesen war.
    Ob es für sie je ein Zurück gab, wußte ich nicht. Ich gab die Hoffnung trotzdem nicht auf. Irgendwann in ferner Zukunft konnte es sicherlich gelingen, sie wieder in einen Menschen zu verwandeln.
    Es waren verrückte Gedanken, die mich beschäftigten, dabei hatte ich wirklich etwas anderes zu tun, als darüber nachzusinnen. Unterbrochen wurden meine Gedanken durch Nadine Berger.
    Die Wölfin stieß ein Knurren aus. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, und ich konnte unterscheiden, wie das Knurren gemeint war.
    Dies hier klang gefährlich, irgendwie bösartig und warnend zugleich.
    Waren die anderen in der Nähe?
    Unwillkürlich legte ich die Finger meiner linken Hand um das Kreuz.
    Die Berührung tat gut. Ich spürte das warme Silber an meiner Haut. Es gab mir die Kraft, nicht aufzugeben, sondern weiterzugehen, was immer geschah.
    Noch vorsichtiger wurde ich. Auch langsamer, denn ich konnte das Ende des Sees bereits erkennen und das dahinter liegende Gelände. Erst jetzt waren die Umrisse zu identifizieren. Getäuscht hatte ich mich auch aus der Entfernung nicht. Es waren tatsächlich Lehmhaufen, die in die Höhe wuchsen. Kleine Hügel, die man nicht mehr abgetragen hatte, nachdem der Betrieb im Steinbruch eingestellt worden war. Und noch etwas sah ich. Eine alte Baubude.
    Selbst bei diesen Lichtverhältnissen wirkte sie noch schäbig. Das Holz war feucht, brüchig und baufällig. Ein Teil des Dachs hatte sich gelöst und war zur linken Seite weggekippt. Eine Tür sah ich nicht mehr. Nur noch ein großes Viereck. Und
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