Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Freuden der Liebe genossen, die ihm zu Hause vom Eheweib verwehrt wurden. Irgendwann kamen die Frauen dahinter, und sie schlossen sich zusammen. Sie reichten so etwas wie eine Petition an den Bischof von Straßburg ein, der seine Leute schickte, die der Sache auf den Grund gingen. Kaum waren sie hier, als das Wort Hexe die Runde machte. Nur zu gern griffen es die Gesandten des Bischofs auf. Es wurden Zeugen gesucht, die sich sehr schnell fanden. Fast alle Frauen aus dem Ort stellten sich gegen Manon, während sich die Männer verständlicherweise zurückhielten. Der langen Rede kurzer Sinn. Manon Descartes wurde zum Tode verurteilt.«
    »Nahm der Wirt auch ihre Maske?« fragte Bill.
    »Natürlich, denn so eine hübsche Frau fehlte ihm noch in seiner Sammlung. Im Gegensatz zu vielen anderen Verurteilten wehrte sie sich nicht. Auch nicht, als der Schandkarren sie zum Schafott fuhr. Sie sagte überhaupt nichts und bot den Menschen kein Schauspiel wie viele andere es getan hatten.«
    »Wurde sie geköpft?«
    Da hob der Wirt den Blick, räusperte sich und schaute Bill Conolly seltsam an. »Ja und nein.«
    »Wieso?«
    »Jetzt beginnt meines Erachtens die Legende, Monsieur. Conolly. Als die Frau ihren Kopf unter das Schafott gelegt hatte und der Henker das Fallbeil in Bewegung setzte, da jagte es zwar nach unten, traf auch den Hals der Frau, aber die Schneide hackte den Kopf der schönen Manon Descartes nicht ab.«
    »Wie?«
    »Sie haben richtig gehört, Monsieur Conolly. Der Kopf der Frau blieb auf den Schultern. Ihr Hals stoppte das Fallbeil.«
    »Unwahrscheinlich«, flüsterte Bill.
    »Ja, der Meinung bin ich auch.«
    »Und wie ging es weiter?«
    »Überhaupt nicht. Die Leute flohen. Sie schrien, und die Panik war groß. Jeder glaubte an einen Eingriff des Teufels. Das mußte auch so gewesen sein, der Legende nach verschwand das Schafott nämlich. Und zwar mit der Frau.«
    »Wo ist es jetzt?« fragte Bill.
    René Meier hob die Schultern. »Da fragen Sie mich zuviel, Monsieur Conolly.«
    Die Geschichte hatte den Reporter angemacht. Er leerte das Glas in einem Zug und spürte auch, wie ihm das Blut dabei ins Gesicht stieg, woran allerdings auch der Wein die Schuld tragen konnte und nicht allein die Erzählung.
    »Da gibt es noch etwas«, flüsterte der Wirt, wobei er sich vorbeugte und sein Gesicht in den Schein der kleinen. Lampe geriet und nur der Mund und das Kinn im Schatten blieben.
    »Und was?«
    »Das Unheimlichste kommt noch, Monsieur Conolly. Tage später, da war der Korb plötzlich wieder da.«
    »Sagen Sie nur.«
    »Ja, Monsieur. Und wissen Sie, was in dem Korb lag?«
    »Nein.«
    »Der Kopf des Henkers!«
    Bill schluckte und schaute René Meier überrascht an. »Und das entspricht den Tatsachen?«
    Meyer hob die Schultern. Er lehnte sich dabei wieder zurück. »Wie gesagt, eine Legende, Monsieur. Mehr kann ich Ihnen auch darüber nicht sagen. Ob Sie die Geschichte nun in Ihrem Bericht bringen, bleibt Ihnen überlassen.«
    »Natürlich…« Bill dachte nach. »Eine Frage noch. Ist diese Manon Descartes mal wieder aufgetaucht?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich wollte wissen, ob sie später erschienen ist.«
    »Als Geist?«
    Bill lächelte. »Das geht ja wohl schlecht, da sie eigentlich nicht tot war.«
    Auch René Meier leerte seinen Pokal. »Davon habe ich nichts gehört, Monsieur.«
    »Und was sagt man im Dorf?«
    »Die Geschichte geriet in Vergessenheit. Fast jede Stadt oder jeder Ort hat so seine Märchen und Legenden hier. Das ist wie bei Ihnen in Schottland.«
    »Aber die Köpfe sind noch zu sehen?«
    »Natürlich. Sie brauchen sich nur die Rückseite des alten Gasthauses anzuschauen. Dort hängen sie der Reihe nach an der Wand. Wie in einem großen Viereck. Mein Vorvorgänger hat sich alle Mühe mit seiner makabren Sammlung gegeben.«
    Der Wirt wollte noch etwas hinzufügen, wurde jedoch abgelenkt, weil er Stimmen und Schritte vernahm.
    Zwei Männer betraten den Raum. Es waren die beiden aus dem Mercedes. Der kleinere ging voran. Bill überlegte kurz, dann fiel ihm der Name des Kerls ein.
    Mendez Garcia.
    Er hatte sich nicht umgezogen, trug noch immer den braunen Anzug.
    Zwei Schritte hinter ihm ging sein Chauffeur und Leibwächter, der finstere Typ, der seinen Chef um Haupteslänge überragte. Die Mütze hatte er jetzt abgenommen. Raul Ofre besaß schwarzes Haar, das glatt nach hinten gekämmt war. Deutlich sah Bill die leichte Ausbuchtung unter der grauen Jacke.
    »Sie müssen mich entschuldigen.« René
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher