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0206 - Das Vampirnest

0206 - Das Vampirnest

Titel: 0206 - Das Vampirnest
Autoren: Jason Dark
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zustimmen.
    »Ja, du könntest recht haben.«
    »Ich könnte nicht nur, ich habe sogar recht.«
    »Aber woher hat er die Pille?«
    »Das werden wir noch herausfinden.«
    Es schellte. Die Hillarys wohnten in einem Zweifamilienhaus, das sicherlich seine vierzig Jahre auf dem Buckel hatte. Suko und ich liefen die Treppe hoch, denn ich konnte mir vorstellen, daß es der Arzt war, der geschellt hatte.
    Wir öffneten. Suko hielt sich ein wenig im Hintergrund auf, als Rückendeckung.
    Ein Mann stand auf der Schwelle. Er trug einen dunklen Mantel. Da er offenstand, sah ich darunter einen Smoking. Das weiße Haar wirkte auf seinem Kopf wie eine. Mähne. Das Lächeln war verbindlich und erinnerte mich an den Strahlemann der Dressmen auf den Werbefotos.
    »Dr. Easton?« fragte ich.
    »Ja. Haben Sie mich angerufen?«
    »Nein, das war mein Kollege.«
    Suko trat vor und sagte: »Wir sind von der Polizei. Scotland Yard, Herr Doktor.«
    »Oh, was ist geschehen?«
    »Kommen Sie erst einmal rein«, forderte ich ihn auf. »Alles andere besprechen wir später.«
    »Natürlich.«
    Ich schloß hinter dem Arzt die Tür.
    ***
    Dr. Easton kannte sich hier aus. Er steuerte sofort die nach oben führende Treppe an. Bevor er sie erreichte, drehte er sich noch einmal um. »Sie werden sich über meinen Aufzug sicherlich wundern, aber man hat mich von einer Party weggeholt.«
    »Ich wundere mich tatsächlich, Doc«, erwiderte ich. »Daß es Ärzte gibt, die mitten in der Nacht zu ihren Patienten kommen, obwohl sie gesellschaftliche Verpflichtungen haben.«
    Easton lächelte wieder. »Wissen Sie, Mister…«
    »Oberinspektor Sinclair. Das ist mein Kollege Suko.«
    »Aha, danke. Also wissen Sie, man darf nicht alle über einen Kämm scheren. Außerdem kenne ich die Familie Hillary schon sehr lange, und wenn es Thelma Hillary schlecht geht, muß ich kommen.«
    »Das finde ich toll.«
    »Jetzt entschuldigen Sie mich«, sagte der Arzt.
    Wir warteten, bis er die Treppe hinter sich gelassen hatte. Dann stieß Suko mich an. »Warum hast du nicht gesagt, was mit Jack Hillary geschehen ist?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Tu doch nicht so.«
    »Geht es ihn etwas an?« fragte ich zurück.
    »Nein, sicherlich nicht. Das geht höchstens die Mordkommission an. Allerdings würde ich mir seine Behandlungsmethoden gern einmal anschauen.«
    »Frag mich mal.«
    Wir stiegen die Treppe hoch und gelangten in einen viereckigen kleinen Flur. In Kopfhöhe wurden die Wände bereits schräg. Zwei Türen zweigten zu beiden Seiten ab.
    Eine stand offen. In dem Zimmer brannte Licht. Wir hörten auch Stimmen.
    »Es ist so schlimm, Doktor.«
    »Nein, nein, gleich wird Ihnen besser. Ich gebe Ihnen eine Spritze. Sie werden danach schlafen und haben morgen früh alles wieder vergessen.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    Ich räusperte mich, denn der Arzt hatte uns nicht bemerkt, als wir den Raum betraten. Er saß auf der Bettkante, mit dem Rücken zu uns, und er sprach mit der Patientin. In der rechten Hand hielt er die Spritze. Die Farbe der Flüssigkeit innerhalb des Zylinders konnten wir nicht erkennen.
    Jetzt drehte er sich um. »Was spritzen Sie?« fragte ich.
    Er sagte einen lateinischen Begriff, mit dem wir nichts anfangen konnten.
    »Es ist ein Beruhigungsmittel«, erklärte er noch.
    Das Schlafzimmer sah aus wie tausend andere auch. Vielleicht war es etwas klein. Dafür zeigte sich auch die Schräge verantwortlich, die über dem Bett begann. Der Kleiderschrank, im Stil der fünfziger Jahre gebaut, paßte soeben an die Wand. Im rechten Winkel dazu stand die Frisierkommode mit dem großen Spiegel, dessen silberne Fläche bereits einige dunkle Flecken zeigte.
    Ich ging zur Seite und baute mich neben der Frisierkommode auf. Suko hatte sich gegen die schmale Fensterbank gelehnt.
    Zwangsläufig fiel mein Blick in den Spiegel. Ich konnte einen Großteil des Zimmers überschauen, sah auch das Bett und den auf der Kante sitzenden Arzt.
    Ich zwinkerte mit den Augen. Da stimmte doch etwas nicht. Der Arzt war zwar zu sehen, aber ziemlich verwaschen, undeutlich, verschwommen.
    An meinen Augen lag es nicht, wahrscheinlich am Spiegel, dessen Fläche man nicht gerade als superblank bezeichnen konnte.
    Jetzt bewegte sich der Mann. Er hielt die Hand der Frau fest und drückte dann die Spitze in eine Ader.
    Thelma Hillary bäumte sich für einen Moment hoch, atmete zischend die Luft ein und fiel zurück.
    Da war das Bild klar.
    Seltsam…
    Mußte wohl doch am Spiegel liegen. Suko hatte nichts
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