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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollten sich kaum ordnen lassen, er war nervös, und er bekam mit, wie Patric weiterkroch. Die austretenden kleinen Würmer befanden sich überall am Körper. Sie krabbelten auch über seinen Rücken und glitten an den Armen sowie Beinen hoch.
    »Komm!« flüsterte Patric. »Komm zu mir. Auch du sollst in Izzis Geheimnisse eingeweiht werden. Ich warte auf dich. Izzi will dich. Izzi will jeden…« Er streckte seinen Arm noch weiter aus, und die über den Boden gleitende Hand näherte sich den Fußspitzen des Mannes.
    Hastig sprang der Reporter zurück. Schweiß lag trotz der Kälte auf seiner Stirn. Er konnte noch immer nicht fassen, dass sich ein Mensch so verändert hatte. Das war grauenhaft…
    Allerdings eine Tatsache. Und eine Tatsache war weiterhin, dass sich Izzi, dieses unheimliche Wurmwesen, auch im Körper des vor ihm liegenden Mannes befand. Die Person war kein Mensch mehr, ein fremder, unfassbarer Zauber hatte sie zu einem Monstrum gemacht.
    Tys Gedankenkette eskalierte. Die Folge davon war, dass er den Finger krümmte. Die Luger peitschte auf. Patric hatte soeben den Kopf erhoben. Schräg an seinem Kinn pfiff die Kugel vorbei und traf ihn in die Brust.
    Es war nicht der erste Mensch, auf den Ty geschossen hatte. Nur hatte er sich bei den anderen in einer direkten Notwehrsituation befunden. Hier jedoch war es anders. Hier schoss er auf ein Monstrum, und er spürte seltsamerweise keinerlei Gewissensbisse, als sich der andere stöhnend herumdrehte, auf dem Rücken liegen blieb und seine Hände gegen das Einschussloch presste, wo kein Blut hervortrat, sondern diese widerlichen, kleinen Würmer, die ihn überschwemmten.
    Ein Grinsen entstellte das Gesicht des Mannes. Ein zuckendes, letztes Grinsen, und über seine Lippen drang ein dumpfes Geräusch, das den Reporter nur entfernt an Gelächter erinnerte, obwohl es dies darstellen sollte.
    »Izzi wird siegen!« flüsterte Patric. Dann sagte er nichts mehr, denn er war tot.
    Wenigstens nahm Ty dies an. Er blieb wie festgenagelt auf dem Fleck stehen, die Hand mit der Luger sank nach unten. Dabei biss er so hart auf seine Unterlippe, dass er Blut schmeckte. Er schluckte einen unsichtbaren Kloß herunter und merkte, wie er am gesamten Körper zitterte. Immer größer wurde die Anzahl der kleinen Würmer. Sie hatten schon fast die Hälfte des Oberkörpers bedeckt, der durch ihr Umherringeln wirkte, als würde er sich bewegen, obwohl er still lag.
    Das war selbst für einen Mann wie Ty zuviel.
    »Nein!« keuchte er und sprang mit einem Satz über den am Boden liegenden Mann hinweg. Er hatte zu viel Schwung dabei. Ty prallte gegen die offene Wagentür. Er duckte sich und schwang sich in das Fahrzeug. Hart warf er sich auf den Sitz. Mit zitternden Fingern suchte er nach dem Zündschlüssel, der wie gewohnt im Schloss steckte.
    Hastig drehte er ihn herum. Der Motor - noch warm - sprang auf der Stelle an. Erst jetzt sah Ty, dass er gegen einen Hang gefahren war. Das Gitter hatte den Range Rover zum Glück vor größerem Schaden bewahrt.
    Ty Everett setzte zurück und schlug gleichzeitig das Volant ein. So kam er frei. Dann kurbelte er in die entgegengesetzte Richtung, der Wagen rumpelte mit den Rädern über die dicht vor dem Hang liegenden Steine und rollte wieder auf den Weg.
    Ty hatte die Nase voll. Er wollte nicht mehr zum vereinbarten Treffpunkt fahren. Sein Weg führte ihn zurück in das kleine Dorf. Dort musste er mit dem Pfarrer reden und ihm alles erzählen. Dass die Uhr längst nach Mitternacht zeigte, war ihm egal. Er brauchte einfach einen Menschen, um das Erlebte loszuwerden.
    Der Pfarrer hatte recht gehabt. Izzi existierte!
    Im Licht der Scheinwerfer sah er den Mann. Von seinem Körper war kaum etwas zu sehen. Nur die Würmer krabbelten und bewegten sich auf ihm. Es wirkte makaber, wie nur noch die Schuhe und ein Teil der Beine aus diesem Wirrwarr hervorschauten.
    Ty Everett hätte den Mann überfahren können. Er brachte es einfach nicht fertig, sondern lenkte den Rover vorsichtig an ihm vorbei. Danach gab er Gas. Er verlangte dem Wagen alles ab. Manchmal sprang das Fahrzeug über den hart gefrorenen Boden. Es flog über Wellen und tiefe Spurrillen. Dabei wurde nicht nur der Rover durchgeschüttelt, sondern auch sein Fahrer. Mit beiden Händen hielt Ty das Lenkrad fest umklammert. Sein Gesicht war verzerrt, er atmete zischend und dachte immer wieder an das soeben Erlebte.
    Die Gedanken hinter seiner Stirn jagten sich. Sie waren wie ein Karussell, er konnte

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