Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß'
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
das für schnödes Geld, alter Freund!« ‒, ließ aber im selben Augenblick den Schein unter seiner Schürze verschwinden und grinste breit. Tom wusste, dass er jeden Peso gut gebrauchen konnte.
    Tom trank aus, verabschiedete sich von dem Kellner und winkte sich ein Taxi heran. Nachdem er den Fahrpreis ausgehandelt hatte, ließ er sich erneut zu Cordovas Haus fahren. Es stand in einer eher heruntergekommenen Wohngegend, verriet aber, dass der Besitzer nicht gerade zu den Ärmsten der Stadt gehören musste.
    Auch diesmal traf er Cordova nicht an. Es wäre aber gut zu wissen, ob der Mann zwischenzeitlich zu Hause gewesen war; wenn sich Cordova auf einer längeren Reise befand, würde es sich nicht lohnen, noch länger auf ihn zu warten.
    Tom wandte sich um und ging zielstrebig über die Straße zu dem kleinen Häuschen, das direkt gegenüber Cordovas Anwesen stand, und klopfte an die blaue Haustür. Leise quietschend schwang sie ein Stück auf.
    »Hola!«, rief er hinein, ohne die Schwelle zu übertreten. »Ist hier jemand? Ich hätte eine Frage!«
    Niemand antwortete. Tom ging um das Haus herum und gelangte in einen kleinen verwilderten Garten, in dem allerlei Altmetall vom abgewrackten VW-Käfer bis zum Bettgestell vor sich hin rostete und in dessen hinterster Ecke ein windschiefer Schuppen stand.
    »Hola!«, rief Tom noch einmal. Keine Reaktion. Er wollte gerade wieder umkehren, da roch er Zigarettenrauch und blieb schnuppernd stehen. Im nächsten Moment spürte er etwas Hartes im Kreuz. Er erstarrte, weil gleichzeitig auch noch etwas knackte. Der Hahn eines Gewehrs!
    »Los, umdrehen, Mistkerl«, befahl ihm eine tiefe, raue Frauenstimme. Dabei kassierte er einen schmerzhaften Stoß mit der Mündung. Tom hob die Hände und drehte sich langsam um.
    Eine fette Matrone mit langen verfilzten Haaren und einem nicht unbeträchtlichen Damenbart stand vor ihm. Sie hatte eine brennende Zigarette im Mundwinkel, trug eine tief ausgeschnittene Bluse und einen bunten, bodenlangen Rock. In ihren Händen hielt sie eine doppelläufige Schrotflinte. Beide Hähne waren gespannt.
    »Bitte seien Sie vorsichtig mit dem Ding, Señora. Ich wollte nur etwas fragen. Es geht um Ihren Nachbarn gegenüber…«
    »Cordova!«, zischte die Amazone und in ihren Augen funkelte es gefährlich. »Ich hab's doch geahnt! Aber nicht mit mir! Mich legt ihr nicht um, wie ihr es mit meinem armen Miguel gemacht habt. Verdammtes Pack! Ich sollte dich gleich hier…«
    »Sie irren sich, Señora!«, beeilte sich Tom zu sagen. Offenbar hatte er mit seiner Bemerkung in ein Wespennest gestochen. »Ich gehöre nicht zu Cordova, sondern will ihn nur ausfindig machen.«
    Die Frau lachte verächtlich. Dabei tanzte ihre Kippe im Mundwinkel.
    »Schon klar«, sagte sie. »Du willst Geschäfte mit ihm machen, das willst du. Ihr beschissenen Grabräuber seid alle das gleiche Pack. Ihr habt meinen Miguel auf dem Gewissen, nur weil der es gewagt hat, Cordova anzuzeigen. Ich weiß genau, dass es kein Unfall war, dass ihr ihn gekillt habt. Die beschissenen Bullen und die Richter könnt ihr vielleicht schmieren, aber mich kriegt ihr nicht klein!«
    Während sie sprach, hatte sich der Lauf ein wenig nach unten gesenkt. Blitzschnell sprang Tom vor, packte den Lauf und drückte ihn zur Seite. Krachend löste sich ein Schuss. Die Schrotposten fetzten Blätter von einem Baum.
    Die Alte erstarrte, als Tom ihr das Gewehr aus der Hand riss. Sie zitterte plötzlich und ihre Augen waren voller Angst. In diesem Moment tat sie Tom leid. Er sicherte das Gewehr und lehnte es gegen einen Bretterstapel.
    »Wie gesagt, Señora, ich habe nichts mit Cordova zu tun«, sagte er betont ruhig, »und ich bin auch kein Grabräuber. Ich möchte nur wissen, ob er seit gestern in seinem Haus war.«
    Die Amazone musste sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass sie mit dem Leben davonkam, aber dann gab sie bereitwillig Auskunft: Cenobio Cordova sei vorgestern gegen Mitternacht nach Hause gekommen und am nächsten Morgen um kurz vor neun wieder aufgebrochen.
    Tom bedankte sich artig, dann sah er zu, dass er von hier verschwand, bevor die Nachbarn wegen des Schusses die Polizei alarmierten.
    Cordova wurde also der Grabräuberei, des illegalen Handels und sogar des Mordes bezichtigt. Und mit so jemandem hatte Seymor Branson Umgang gehabt? War vielleicht Cordova dessen Auftraggeber gewesen? Hatte Branson für ihn die Kammer gesucht?
    Tom war sich dessen bewusst, dass er gerade im Begriff war, in ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher