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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß'
Autoren: Christian Schwarz
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schließen. Das untere Drittel blieb weiß.
    »Wow.« Tom starrte andächtig auf das neue Bild. Sein Herz schlug plötzlich schneller, er kratzte mit dem linken Mittelfinger in der rechten Handfläche herum. Nun sah er deutlich, was ihm bisher verborgen geblieben war.
    Bis jetzt hatte das Gewirr aus verschieden starken Linien und Markierungen, mal dicht nebeneinander, mal auseinander laufend, keinen Sinn ergeben. Durch die ergänzenden Zeichen der Stele sah das nun völlig anders aus. Alle Linien strebten eindeutig einem Punkt zu, der im oberen Drittel der Stele, direkt auf der linken Abbruchkante, lag. Hier bildeten die Linien in ihrer Gesamtheit nun ganz eindeutig einen Totenkopf mit herausgebrochenem Unterkiefer, der durch eine menschliche Hand ersetzt wurde.
    »Das Zeichen für die Null«, murmelte Tom. »Und das darunter könnte das Zeichen für Gefahr sein. Vielleicht auch für Warnung. Hm.« Ein Maya-Zeichen hatte meistens mehrere Bedeutungen und ließ sich oft nur im Textzusammenhang entschlüsseln. Tom entschied sich dafür, das Zeichen als »Warnung« aufzufassen. Die Null konnte, zusammen mit einem weiteren Zeichen, das er nun knapp daneben entdeckte, so etwas wie »An den Beginn führend« bedeuten. Und er machte längs der Abbruchkanten weitere aus. Zum Teil waren sie allerdings verzerrt, da sich die Fotos nicht völlig nahtlos einfügten. Immerhin glaubte Tom, etwas zu erkennen, das die Bedeutung »Fünf Städte des falschen Goldes« haben konnte.
    Er erinnerte sich sofort an die legendären sieben Städte von Cibola, in denen die Spanier kein Gold gefunden hatten. Doch er verwarf den Gedanken sofort wieder. Cibola gehörte nach Nordamerika zu den Pueblo-Indianern.
    Tom schrieb seine Gedanken und mögliche Übersetzungen nieder. Er würde später im Internet die Zeichenbedeutungen, sofern er sie dort fand, nochmals kontrollieren. Nun begann er die Montage auf seinen Verdacht hin zu betrachten, es könne sich um eine Landkarte handeln. Und zwar aus allen möglichen Blickwinkeln. Dabei stellte er irgendwann fest, dass ein schmaler, kaum wahrnehmbarer Steg die Linien durchgehend unterbrach und ungefähr zwei Drittel der Zentrumsfläche abgrenzte. Auf diese Weise ergab sich eine Art Umriss.
    Also doch eine geologische Formation? Vielleicht sogar eine Insel? Das Schädelzeichen befand sich im unteren Drittel der abgegrenzten Fläche. Markierte es vielleicht sogar eine bestimmte Stelle auf der Landmasse ‒ und stellte gleichzeitig eine Warnung vor dem dar, was dort verborgen lag?
    Tom spürte die sattsam bekannte Erregung in sich hochsteigen, die immer dann kam, wenn er auf einer Spur war.
    Nun war Feinarbeit gefordert. Um im Internet nach einer Übereinstimmung des Umrisses zu suchen, musste er diesen erst einmal separieren. Mit dem Grafikprogramm erhöhte er den Kontrast des Bildes und löschte dann alle Fragmente, bis die pure Linie übrig blieb.
    Seine Hoffnung, dass ihm ein Internet-Suchdienst die meiste Arbeit abnehmen würde, erfüllte sich nicht. Ein erster Suchlauf zeigte über fünfhunderttausend ähnliche Bilder ‒ vom misslungenen Pfannkuchen über Fußspuren im Sand bis zu Aufnahmen von Seen. Natürlich waren auch Inseln darunter ‒ etwa zehntausend.
    Also grenzte Tom die Suche örtlich auf die ehemaligen Maya-Gebiete ein. Die Trefferquote reduzierte sich drastisch. Doch es dauerte immer noch eine halbe Stunde, bis er endlich eine vielversprechende Übereinstimmung fand. Sie war natürlich nicht deckungsgleich mit der Wandkarte, aber das mochte daran liegen, dass die Maya noch keine Kartografie aus der Luft betrieben hatten. Als das Satellitenbild auf dem Bildschirm auftauchte, sog Tom Ericson scharf die Luft ein.
    »Cozumel«, flüsterte er heiser.
    ***
    Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht , dachte der Archäologe. Tatsächlich erinnerte die Form der kleinen mexikanischen Insel an einen Fußabdruck mit verkrüppelten Zehen. Die Übereinstimmung war groß genug, dass er den vom Totenkopf markierten Punkt ziemlich genau bestimmen konnte. Er lag im Südwesten der Insel, östlich des 87. Längen- und irgendwo zwischen dem 20. und 21. Breitengrad.
    Hm. Wenn ich mich recht entsinne, liegen in dieser Gegend Maya-Ruinen. Cobral, oder so ähnlich. Ab jetzt wird es das reinste Kinderspiel…
    Tom grinste, während er sich die nötigen Informationen auf den Bildschirm holte. »El Cadral heißt's richtig«, murmelte er. »Ob diese Ruinen die ›Städte des falschen Goldes‹ sind?«
    Das
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