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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst
Autoren: Kimberly Raye
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mich einfach verkriechen und meine Kräfte sammeln. Morgen Abend, sobald die Nacht angebrochen war, würde ich mich auf den Weg zurück in die Stadt machen und dieser ganzen Angeklagt-wegen-Mord-Sache auf den Grund gehen. Und ich würde mich um meine Firma kümmern. Ich war noch nicht ganz sicher, wie ich Letzteres anstellen sollte (schließlich konnte ich nicht einfach ins Büro hineintanzen), aber ich dachte, im Schlaf würde mir schon irgendetwas Brillantes einfallen.
    Aber das Wichtigste zuerst. Ich stapelte ein paar Liegestühle vor der Tür auf (sie hatte kein Schloss) und verbrachte die nächste halbe Stunde damit, vier Luftmatratzen aufzublasen und noch
    einige Dinge meiner To-do-Liste hinzuzufügen, die ich morgen Abend unbedingt tun musste, wie zum Beispiel mit Evie Verbindung aufzunehmen.
    Ich war nicht sicher, wie, aber ich machte mir deswegen keine Sorgen (siehe den brillanten Kommentar oben). Ich trank eine halbe Flasche Gourmetblut (eiskalt, aber ich konnte es mir nicht leisten, wählerisch zu sein), zog meinen Lieblingstrainingsanzug von J Lo an - pink mit weißen Streifen -und tat mein Bestes, nicht wieder in Selbstmitleid zu versinken. Ich legte drei Luftmatratzen übereinander, streckte mich darauf aus und zog die vierte über mich, als eine Art Schild und nur für den Fall, dass jemand die Tür öffnete und mich beim Heulen erwischte ...
    Ich verjagte den Gedanken, bevor ich ihn zu Ende denken konnte, schloss die Augen und ergab mich meinen Tränen - äh, dem Schlaf.
    Und das war der Stand der Dinge während der nächsten paar Stunden. Bis die Polizei auftauchte.
    Ich machte mir fast ins Höschen, als ich das Heulen der Sirenen hörte. Fast.
    Nur dass ich - Sie haben's sicher schon erraten - ein Vampyr bin. Auch wenn ich genauso ausgestattet bin wie eine menschliche Frau, es funktioniert doch nicht ganz genau so. Oder in diesem Fall, ganz und gar nicht so (dafür noch mal tausend Dank an den Großen Vampir Dort Oben).
    Außerdem dauerte der Krach nur einige wenige jaulende Sekunden an, und so blieb mein J-Lo-Anzug in perfektem Zustand. Ich fragte mich, ob mir meine Fantasie vielleicht einen bösen Streich gespielt hatte. Laute, widerwärtige Sirene? Oder verrückte, gut gekleidete, durchgeknallte Vampirfrau?
    Ich entschied mich für Nummer eins (wenn ich auch in der Tat gut gekleidet war, so war ich doch noch lange nicht so weit, mich ins Bellevue Hospital Center einweisen zu lassen) und schlich zur Tür. Meine Ohren prickelten, meine Nasenflügel blähten sich auf, und ich stellte mich auf die Welt auf der anderen Seite ein. Das Summen der Grillen. Das sanfte Plätschern des Wassers im Schwimmbecken. Das Summen der Pumpe. Die Schritte -
    Oh-oh.
    Synthetische Materialien schlurften über den Weg, der zur Haustür meines Elternhauses führte - und mein Herz schlug mit einem Mal bis zum Hals. Das Geräusch hörte auf und stattdessen hörte ich Gescharre und Räuspern.
    Atme, ermahnte ich mich. Ich sog Luft ein und versuchte mich auf die positiven Aspekte der Situation zu konzentrieren. Immerhin hatte noch niemand eine Waffe gezogen. Ich hörte auch keine Handschellen klirren.
    Niemand flüsterte: „Du nimmst dir die Rückseite vor" oder „Ich zähle bis drei" oder was Cops in einer solchen Lage auch immer so von sich geben. Das Haus war nicht von Männern umstellt, und es schwebten auch keine Helikopter über uns.
    Ich holte noch einmal tief Luft und bemühte mich, mein pochendes Herz zu beruhigen.
    „Es tut mir wirklich leid, Chief." Die entschuldigende Stimme der Frau übertönte das Donnern meines Herzens und hallte mir in den Ohren wider.
    „Ich dachte, die Sirene wäre die übliche Vorgehensweise."
    „Bei der Festnahme eines Verbrechers, Morris." Die Stimme des Mannes klang tiefer, weicher und beherrschter. „Das hier ist lediglich ein Höflichkeitsbesuch bei zwei wertvollen Mitgliedern unserer Gemeinde."
    „Deren Tochter eine Mörderin ist."
    „Mutmaßliche Mörderin."
    „Aber was, wenn sie hier ist?"
    „Ist sie nicht."
    „Aber was, wenn doch? Das wäre doch Beihilfe, und damit wären die beiden selber Kriminelle, was bedeutet, dass das nicht bloß ein Höflichkeitsbe-"
    „Das ist alles ein Missverständnis."
    „Aber wie können Sie denn so ..."
    „Sie ist nicht hier", unterbrach sie erneut die tiefe, weiche Stimme. „Jetzt halten Sie bitte den Mund und geben Ruhe." Halten. Sie. Den. Mund.
    Die Worte hallten so stark, selbstsicher und kräftig in mir wider, dass ich endlich
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