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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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gedacht, dass dieser so deutlich seine Meinung aussprechen würde.
    Yusuf atmete tief durch. »Wa ’llahi! Ich will gar nicht wissen, was ihr in eurer Truhe habt. Kommt! Ich bringe euch zur Seitentür. Am großen Tor könntet ihr zu viel Aufsehen erregen.«
    Abul Hassan und Ramiro benötigten einen Augenblick, um zu begreifen, dass Yusuf ihnen helfen wollte. Dann packten sie die Kiste und eilten hinter dem Chefbibliothekar her.
    Sie durchquerten die Bibliothek ohne weitere Probleme. Hier und da warfen ihnen einige Soldaten misstrauische Blicke zu, aber die Gegenwart Yusufs sorgte dafür, dass keiner sie aufzuhalten wagte.
    Kaum hatten sie das Gebäude durch die kleine Pforte verlassen, schlug ihnen dichter Qualm entgegen. Auf dem Platz vor dem Alcázar brannte ein großes Feuer aus Hunderten von Büchern. Ringsum standen Soldaten und fütterten den zerstörerischen Brand mit dem, was sie aus der Bibliothek herausgeschleppt hatten. Um die lodernden Flammen herum hatte sich eine Menschenmenge versammelt, die jedes neue Manuskript, das ins Feuer flog, mit lautem Johlen feierte. Das Flackern des Scheiterhaufens warf immer wieder wechselnde Schatten auf die Gesichter, die Abul Hassan wie dämonische Fratzen vorkamen.
    Er ließ die Kiste sinken und stützte sich an einem Pfeiler ab. Yusuf griff ihm besorgt unter den Arm.
    »Schon gut, schon gut.« Abul Hassan atmete einige Male schwer durch. »Es geht wieder. Es ist nur … es ist … dieser Anblick …«
    Er wischte sich mit dem Ärmel seines Gewands die Schweißperlen von der Stirn.
    Yusuf sah ihm besorgt in die Augen. »Lass dir nicht anmerken, wie du zu der Sache stehst«, riet er. »In Zeiten wie diesen reicht eine schnelle Anzeige, und schon verschwindest du für Jahre im Gefängnis – falls du nicht direkt vor den Henker geführt wirst.«
    Abul Hassan hatte sich wieder gefangen und hob seine Seite der Kiste an. »Danke, Herr. Ich werde mich in Zukunft zusammennehmen.«
    »Viel Glück bei eurem Unterfangen«, sagte Yusuf. »Und lasst uns hoffen, dass ihr die Bücher schon bald an ihren angestammten Platz zurücktragen könnt.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand im Gebäude.
    Abul Hassan und Ramiro eilten über den palmenbestandenen Vorplatz. Sie hielten sich im Schatten am Rand, um von den Soldaten und der tobenden Menge nicht bemerkt zu werden. Vor ihnen tat sich eine Gasse auf, die in die Juderia, das jüdische Viertel Córdobas, führte und in die sie einbogen. Sie waren gerade wenige Meter gegangen, als sie eine Stimme hinter sich hörten.
    »Psst!«
    Ihre Köpfe fuhren herum, aber sie konnten niemanden sehen. Ihre Herzen schlugen schneller. Waren sie etwa entdeckt worden? Hatte Yusuf sie doch noch an die Soldaten verraten?
    »Psst! Abul Hassan! Ramiro!« Aus einem schmalen Gang zwischen zwei Häusern schob sich ein Kopf hervor.
    »García!« Aus Ramiros Stimme war deutlich die Erleichterung herauszuhören. »Was machst du hier?«
    »Kommt schnell!«, drängte García und winkte sie zu sich in den Gang. »Ihr seid in Gefahr.«
    Ohne zu zögern, folgten die beiden ihrem Kollegen in den dunklen Zwischenraum. »Welche Gefahr?«, fragte Abul Hassan. »Hat man uns entdeckt?«
    Statt einer Antwort tauchten vier Schatten aus dem Dunkel des Gangs auf. Abul Hassans erster Impuls war, zurück in die Gasse zu flüchten, aber García hielt ihn am Arm fest.
    »Es tut mir leid, alter Freund.«
    »Leid? Aber warum?« Jetzt erkannte Abul Hassan, dass es sich bei den Schatten um vier bewaffnete Berbersöldner handelte. »Was geht hier vor?«
    »Ich nehme die Bücher an mich, das geht hier vor.« García beugte sich vor und starrte dem Älteren direkt ins Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen und seine Gesichtszüge verzerrt. So hatte Abul Hassan ihn noch nie gesehen. »Auf diesen Moment habe ich viele Jahre gewartet. Jetzt gehören sie endlich mir!«
    »Aber du hast einen Eid geschworen!«, rief Abul Hassan. »Du hast dich verpflichtet, die Bücher zu schützen. Wir drei sind ihre einzigen Bewahrer!«
    »Bewahren werde ich sie gewiss.« Garcías Lippen formten sich zu einem höhnischen Lächeln. »Diese Bücher stellen den Schlüssel zur größten Macht dar, die sich ein Mensch vorstellen kann. Du darfst sicher sein, dass ich sie wie meinen Augapfel hüten werde.«
    »Du weißt nicht, was du tust!«, beschwor ihn Abul Hassan. »Diese Bücher sind mächtig, aber sie sind auch gefährlich. Du kannst mit ihnen unsere ganze Welt zerstören!«
    »Vielleicht
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