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0199 - Phantom der Lüfte

0199 - Phantom der Lüfte

Titel: 0199 - Phantom der Lüfte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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Staubwolke auf die rissige Ebene hinaus.
    Plötzlich trat Borg so hart auf die Bremse, daß Zamorra nach vorn geschleudert wurde.
    »Zu spät«, flüsterte er heiser. »Wir sind zu spät gekommen.«
    In der Ferne war die Farm der Gwendalls als winziger Punkt zu erkennen. Und über ihr schwebte der riesige Schatten der Malicia.
    ***
    Der Schiffsrumpf bebte, als der riesige Segler langsam herumschwang. Ein sanfter Stoß erschütterte die Planken. Der Bug hob sich, senkte sich wieder und stieg wieder empor, und die riesigen Segel blähten sich, als das Piratenschiff Fahrt aufnahm. Die Verspannung ächzte unter der ungewohnten Belastung.
    Gwendall hatte es längst aufgegeben, sich gegen seine Fesseln zu wehren. Er hatte ein wenig Bewegungsfreiheit - seine Brust wurde von einer fingerstarken, rostigen Kette an den Mast gepreßt, aber Arme und Beine waren relativ beweglich. Überdies schien ihm keiner der Untoten Beachtung zu schenken. Die gräßlichen Lebewesen gingen ihren Beschäftigungen nach, als gäbe es ihn gar nicht. Selbst, wenn einer der vorübergehenden manchmal den Kopf drehte und ihn ansah, hatte Gwendall den Eindruck, daß der Blick der gnadenlosen Höhlen direkt durch ihn hindurchging.
    Der Bug drehte sich weiter. Durch das löcherige Topsegel konnte er jetzt die zerrissene Silhouette der Berge erkennen. Gwendall überlegte, ob das Ziel seiner phantastischen Reise dort zu suchen war. Die Berge waren größtenteils unerforscht - es gab dort oben nichts außer sonnendurchglühten Felsen und trockenen, staubigen Ebenen, auf denen ein Mensch innerhalb weniger Stunden verdursten konnte. Niemand lebte dort.
    Niemand - außer Borg.
    Borg… war es möglich, daß der große, verschlossene Einsiedler das nächste Opfer der Unheimlichen darstellte?
    Ein harter Ruck fuhr durch den Schiffsrumpf und unterbrach seine Gedanken. Gwendall schrak auf und sah sich wild um. Das Schiff war zum Stehen gekommen. Ein halbes Dutzend der Horrorgestalten hatte sich an Backbord versammelt und starrte offenbar mit großem Interesse nach unten.
    Ein eisiger Schreck ließ Gwendall zusammenfahren, als ihm klar wurde, daß sich das Schiff jetzt ungefähr über der Stelle befinden mußte, an der sein Haus stand.
    Er schrie auf, stemmte sich gegen seine Fesseln und spannte die Muskeln an. Aber genausogut hätte er versuchen können, den ganzen Mast umzuwerfen.
    In die Untoten an der Reling kam Bewegung. Gwendall sah, wie zwei von ihnen ein Seil abrollten und in die Tiefe warfen. Eine ganze Weile geschah gar nichts, dann spannte sich das Tau, und die Männer hievten unter großer Anstrengung zwei reglose Körper an Deck.
    Gwendall brüllte in panischem Entsetzen auf, als er die beiden schlanken, reglosen Gestalten erkannte.
    »Jo! Sandy!« Er warf sich erneut gegen die Ketten, schlug in hilfloser Wut um sich und brüllte: »Ihr Teufel! Ihr verdammten Bestien! Was habt ihr mit ihnen gemacht!«
    Die Zombies schleiften die beiden reglosen Körper über das Deck auf ihn zu. Gwendall schrie gequält auf, als er sah, in welchem Zustand seine Frau und seine Tochter waren. Man hatte ihnen die Kleider vom Leibe gerissen und die Arme brutal auf den Rücken gefesselt. Jo bewegte sich unruhig. Sie war bei Bewußtsein, schien ihre Umgebung aber nicht wahrzunehmen, während Sandy schlaff in den Klauen der Unheimlichen hing.
    Ohne auf Gwendalls Toben zu achten, fesselten die Männer Jo und Sandy an zwei große Metallringe, die rechts und links des Mastes aus dem Boden ragten.
    Aber das Grauen hatte erst begonnen.
    Ein dumpfer, hallender Gong dröhnte plötzlich über das Deck. Die Zombies erstarrten mitten in der Bewegung.
    Gwendall fuhr herum. Auf dem Vorderschiff hatte sich eine Luke geöffnet. Roter, flackernder Lichtschein drang aus dem Schiffsinneren nach draußen. Erneut wurde der Gong geschlagen, dann setzte ein dumpfer, auf- und abschwellender Singsang in einer fremden, kehligen Sprache ein, ein Gesang, der Gwendall an die monotonen Betgesänge mittelalterlicher Mönche erinnerte, nur daß es bedrohlicher klang, verzerrt, auf diabolische Weise verfremdet und entstellt.
    In der geöffneten Luke erschien eine schmale Gestalt.
    Der Mann trug einen bodenlangen, wallenden Umhang, der mit einem komplizierten Muster aus kabbalistischen Zeichen bestickt war. Hinter ihm erschienen weitere Männer.
    Gwendall erstarrte. Seine Kehle krampfte sich zusammen. Instinktiv spürte er, daß von diesem Mann die eigentliche Gefahr ausging. Seiner Kleidung nach zu
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