Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0197 - Mörder im Chinesenviertel

0197 - Mörder im Chinesenviertel

Titel: 0197 - Mörder im Chinesenviertel
Autoren: Mörder im Chinesenviertel
Vom Netzwerk:
bestätigte sich. Ein Jaroslav war in unserer Kartei nicht enthalten. Ich steckte mir eine Zigarette an und döste eine Weile vor mich hin, während sich Phil tatsächlich über die Akten hermachte.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange Phil in den Akten blätterte. Jedenfalls stieß er plötzlich einen Pfiff aus und rief:
    »Hör mal, Jerry! Hier habe ich etwas gefunden, was mir sehr merkwürdig vor kommt.«
    »Nämlich?« fragte ich gespannt.
    Phil las den Aktentext vor:
    »… der Patrolman Bill Ricer erklärt, daß er auf die Leiche aufmerksam gemacht worden sei durch eine gewisse Jane Lorrane, wohnhaft 186. 174. Straße, Nord-Manhattan.«
    »Ja und?« fragte ich. »Was ist daran merkwürdig?«
    »Erlaube mal!« sagte Phil entrüstet. »Wie kommt eine Frau aus Nord-Manhattan in die Chinatown? Und wie vor allen Dingen kommt sie auf einen winzigen Hof, der nur durch einen schmalen Gang zwischen zwei Häusern zu erreichen ist? Was wollte die Frau auf diesem Hof?«
    Ich richtete mich aus meiner bequemen Haltung im Stuhl auf.
    »Hm«, brummte ich und durchdachte Phils Fragen. »Das ist wahr. Aber wer sagt denn, daß diese Frau auf dem Hof war? Vielleicht kennt sie den Maler? Vielleicht hat sie ihn besucht und von seinem Fenster aus die Leiche im Hof liegen gesehen?«
    »Warum hat der Maler dann nichts davon gesagt?« fragte Phil zurück.
    Ich stand auf und ging ein paar Schritte im Büro auf und ab.
    »Du bringst mich auf einen Gedanken, Phil«, murmelte ich. »Bisher vergaß ich völlig, einer Spur nachzugehen, die ich schon bei diesem Maler aufgenommen hatte. Er hat diesen Li-Tschou schon einmal gemalt. Folglich hat er ihn doch gekannt. Ich habe ja das Bild gesehen. Warum aber behauptet der Maler, er hätte Li-Tschou nie gesehen? Hier stimmt was nicht!«
    Phil erhob sich entschlossen, nachdem er auf seine Uhr geblickt hatte. »Komm«, sagte er.
    »Wo willst du hin?«
    »Zu dem Maler! Wohin sonst? Und diesmal muß er uns Rede und Antwort stehen! Es ist inzwischen zu viel passiert, als daß wir es uns noch erlauben könnten, empfindliche Individualisten mit Samthandschuhen anzufassen.«
    Phil sprühte auf einmal vor Aktivität. Obgleich ich mir nicht allzuviel von dem Besuch bei dem jungen Maler versprach, fuhr ich doch mit. Joe Hiller war zu Hause und arbeitete. Als wir eintraten, legte er den Pinsel beiseite und seufzte:
    »Immer wenn man am besten im Zuge ist, wird man gestört! Das ist ja furchtbar mit der Polizei! Haben Sie schon wieder mal 'hinter diesem Haus eine Leiche gefunden?«
    »Sie scheinen das Ganze sehr lustig zu finden, wie?« fragte Phil mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. »Finden Sie Leichen und Morde immer lustig — oder nur wenn sie gewissermaßen vor der Haustür passieren?«
    Joe Hiller bekam einen roten Kopf. »Hören Sie mal!« protestierte er. »Natürlich finde ich so etwas ganz und gar nicht lustig! Aber ich habe manchmal ein bißchen einen schnodderigen Ton. Das berechtigt Sie nicht, mir solche Dinge zu unterstellen!«
    »Regen Sie sich ab«, sagte Phil ungerührt. »Wir müssen Ihnen ein paar Fragen vorlegen Mister Hiller. Wenn Sie uns wieder anlügen wie bei unserem ersten Gespräch, werden Sie die Folgen zu tragen haben.«
    Der Maler wandte sich seinem Bild zu. Er schien es sehr intensiv zu betrachten. Viel zu intensiv, als daß seine Absicht nicht deutlich geworden wäre. Er wollte nur vermeiden, uns ansehen zu müssen.
    »Wieso gelogen?« entgegnete er unsicher.
    »Weil Sie behaupteten, Sie hätten den Toten nie vorher gesehen! Dabei haben Sie diesen Mann gemalt, als er noch lebte! Wollen Sie uns einreden, daß ein Maler das Gesicht eines Mannes vergißt, das er studiert und gemalt hat?« fragte Phil scharf.
    Einen Augenblick blieb alles still. Dann drehte sich Hiller um und sagte: »Es stimmt. Ich habe ihn gemalt. Aber ich wollte nicht in diese Geschichte hineingezogen werden. Ich brauche meine Ruhe, damit ich ai'beiten kann. Deshalb habe ich gesagt, ich hätte Li-Tschou vorher nicht gesehen. Das war der ganze Grund.«
    »Kennen Sie eine gewisse Jane Lorrane?« fragte ich.
    Zu meiner Überraschung nickte der Maler:
    »O ja! Ein bißchen verrückt, das Mädchen. Sie läuft mir nach. Dabei kann ich sie nicht ausstehen.«
    »Wo haben Sie sie kennengelernt?« . »Ich glaube, es war bei einem Künstlerfest. Aber genau kann ich Ihnen das auch nicht mehr sagen. Es ist schon über ein Jahr her, und was so alt ist, bleibt nicht in meinem Gedächtnis, wenn es nicht wichtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher