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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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erlagen, so verbissen sich die Gegenspieler in denen, in denen sich am reinsten das Gute und der Kampf gegen die Mächte der Finsternis darstellte.
    Für Ozaki gab es kein Zurück. Er alarmierte seine Sektenbrüder zu einem außerordentlichen Treff, um Abwehrmaßnahmen zu beraten.
    Zwei waren Schriftsteller mit ziemlich beachtenswerten Erfolgen, einer Hochschullehrer, ein anderer Beamter. Die beiden Damen, die zum engeren Zirkel gehörten, gaben als Berufe Schauspielerin am Revuetheater Kokusai Gekijo und ehemalige Priesterin an. Ein Studium der Psychologie insbesondere der gängigen Theorien über das Unbewußte und seine Wirkung auf die Geisteswelt der Moderne hatten die Geweihte aus der Bahn geworfen. Inzwischen verwalteten alle entweder ihren Reichtum oder übten Führungsjobs aus.
    Sie waren alle über jeden Zweifel erhaben und trugen auch nicht jenen fünfzackigen Stern im Genick, der den unteren Rängen der Geheimgesellschaft Vorbehalten war, weil einfachere Leute eher auf zugkräftige Symbole angewiesen waren und eine Fahne wohl kaum in Betracht gekommen wäre. So gab ihnen jener Fünfzack das Gefühl, dazu zu gehören und mahnte sie, daß sie weder über Gedanken noch Gefühle frei verfügen konnten und über ihr Leben schon gar nicht.
    Die Gemeinde versammelte sich in dem antiken Landhaus, und die unteren Chargen schirmten den Treff ab. Ihre Aufgabe war es, die großen Meister vor unliebsamen Überraschungen zu schützen. Denn natürlich gab es eine Menge Schnüffler. Da redete mal jemand im Rausch, und schon tauchte prompt ein Reporter auf, der eine Sensation witterte.
    Sicher, der kleine Mitläufer - und nur er kam eigentlich als Verräter in Betracht - konnte nicht viel ausplaudern. Die niederen Weihen verrichteten Hilfsdienste. Zum eigentlichen Zirkel, im Zentrum der Macht, gehörten nur Ozaki und seine sechs Mitwisser. Hier, auf dieser Ebene, gab es keine Rangunterschiede.
    Ozaki brauchte nichts zu erklären. Alle wußten, worum es ging. Sie nahmen ihre Plätze ein. Sie legten sich, in alte kostbare Komonos gehüllt, auf den Boden und berührten einander leicht mit den Fingerspitzen. Sobald Ozaki Kontakt mit den Menschen rechts und links von ihm hatte, strömte es wie Starkstrom durch seine Adern. Er fühlte sich als Rad in einer gewaltigen Maschinerie, als unüberwindlicher Teil einer Gruppe, die dank ihrer speziellen Fähigkeiten und Gebräuche die ganze Welt beherrschen konnte, wenn sie es darauf anlegte..
    Alle lagen auf dem Rücken, mit geschlossenen Augen, und konzentrierten sich, formten den Fünfzack.
    Es herrschte absolute Ruhe. Nicht einmal ein Vogelruf störte die Versammlung.
    Dann bekam die Runde Kontakt mit dem Yashi-Dämon, der seine Existenz ihnen verdankte und doch fast selbständig agierte.
    Sie hielten, aufs äußerste konzentriert und nicht ohne Anstrengung, Kontakt zu dieser Reinkarnation des Bösen, die äußerlich einem völlig normalen Menschen glich.
    Und obwohl sie die Augen geschlossen hielten, sahen sie, was um den Yashi-Dämon herum geschah.
    Sie sendeten drahtlos ihre Befehle, die Ozaki leise murmelte und die von jedem aufgenommen und intensiv gedacht wurden.
    Der Yashi in der Gestalt eines jungen Mannes lungerte vor dem Polizeipräsidium herum und suchte einen Weg, um in das Gebäude zu gelangen. Er war sympathisch anzusehen.
    In der Nähe stand ein Taxis. Der Chauffeur trug den Fünfzack, aber er kümmerte sich überhaupt nicht um die Erscheinung. Es war ihm nicht gegeben, die Tarnung des Yashi zu durchschauen. Er hielt ihn womöglich für einen Polizisten.
    Der Yashi wußte, wo sich sein Opfer aufhielt. Er verfügte über eine sagenhafte Witterung, und plötzlich tauchten vor dem inneren Auge der Meditierenden Nicole auf, die mit Bill Fleming im Verhörzimmer der Mordkommission saß.
    Die Szene wechselte, und drei Männer verließen das Präsidium, gingen an dem lauernden Yashi vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würden.
    Der eine trug ein Toga und hatte den Schäde kahlrasiert. Seine bloßen Füße steckten in schlichten Sandalen.
    Das war Sato.
    Ein wütendes Knurren und Zähneknirschen machte die Runde im alten Landhaus. Die Beteiligten erkannten ihren Todfeind. Auch der große schlanke Herr, der den Mönch begleitete, hatte eine sehr schlechte Ausstrahlung.
    »Zamorra«, knirschte Ozaki.
    ***
    Zamorra und Sato kehrten mit leeren Händen ins Präsidium zurück.
    Ein Beamter begleitete sie hinauf in die Räume der Mordkommission.
    »Haben Sie erreicht, was Sie
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