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0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben

0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben

Titel: 0190 - Ein schwarzer Tag in meinem Leben
Autoren: Jason Dark
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Gedanken schweiften wieder ab. Ich dachte an Suko, der sich jetzt sicherlich in der Leichenhalle herumtrieb auf der Suche nach einem weiblichen Ghoul. Damals wußten wir noch nicht, daß Karin Bergmann in den Flammen umgekommen war, wir rechneten immer mit drei Gegnern.
    Es war ruhig auf dem Gang. Die Kranken lagen in den Zimmern und schliefen. Über der Tür zur Intensivstation brannte ein rotes Licht. In den Räumen wurde operiert. Der ewige Kampf des Menschen gegen den Tod. Manchmal waren die Ärzte stärker, dann wieder der Sensenmann, wie bei Nadine Berger.
    Ich konnte mich gut in die Haut des Arztes und der Krankenschwester hineinversetzen. Für sie mußte eine Welt zusammengebrochen sein, als sie von den Untaten hörten. Aber es hatte wirklich keinen Zweck, die Augen zu verschließen. Wir alle mußten mit dem Phänomen leben und zurechtkommen.
    Schritte! Sie schreckten mich aus meinen düsteren Gedanken auf.
    Im Gang sah ich niemanden, deshalb ging ich davon aus, daß die Schritte auf der Treppe aufgeklungen waren.
    Ich nahm die Beretta in die rechte Hand. Da es still war, hörte ich deutlich, wie jemand die Stufen hochkam.
    Ein Arzt? Ein Patient vielleicht?
    Dann erschien die Gestalt. Sie kam um die Ecke, wo Treppe und Gang zusammenliefen.
    Es war eine Frau!
    Rötlichblond die Haare, hochgewachsen. Das Gesicht verschwamm im Lichtschein der Kugelleuchte. Die vom glatt gebohnerten Boden reflektierten Strahlen blendeten mich.
    Die Frau kam näher. Sie hatte ein Ziel – nämlich mich!
    Und ich erkannte sie.
    Es war tatsächlich eines der Models. Aber nicht Violetta Valeri, wie ich angenommen hatte, sondern Corinna Camacho.
    Die Werwölfin!
    Das war sie. Langes, rötlich schimmerndes Haar, das in Wellen ihren Kopf umfloß. Ein Lächeln auf den Lippen, kalt blickende Augen, und sie hatte sich schon ein wenig verändert.
    Sehr deutlich erkannte ich im Licht der Kugellampe die feinen Härchen auf ihrer Haut, die zitterten und schimmerten. Auch die Gesichtsform hatte sich ein wenig verändert. Der Mund war etwas vorgezogen, glich schon mehr einer Schnauze.
    Ich hob die rechte Hand. Corinna Camacho blickte jetzt genau in die Mündung der Beretta.
    Sie blieb stehen.
    Keiner von uns sprach. Ich dachte an Nadine Berger und daran, daß die Camacho vielleicht eine Teilschuld am Tod der Schauspielerin trug, und es fiel mir verdammt schwer, nicht den Finger zu krümmen und zu schießen.
    »Ich würde es dir nicht raten, mich zu töten«, erklärte sie mir.
    »Was sollte mich davon abhalten?«
    »Ein sehr guter Grund. Wenn du mich umbringst, sterben zwei andere Menschen. Ich habe mit Violetta eine Zeit ausgemacht. Wenn ich bis dann nicht mit dir zurück bin, wird sie zwei Frauen in Vampire verwandeln!«
    Bluff?
    Nein, die blufften nicht. Mit so etwas hatte ich gerechnet. Die waren eiskalt und reizten ihre Trümpfe bis zum Äußersten aus. Sie wollten mich. Ich hatte ihnen auf der Schönheitsfarm eine schwere Niederlage beigebracht, nun folgte die Rache.
    »Hast du dich entschieden, Geisterjäger?«
    »Wo ist sie?« fragte ich.
    Da lächelte die Camacho. »Nein, John Sinclair, ich werde nicht so dumm sein und es dir sagen. Du mußt mich schon begleiten. Tricks ziehen nicht mehr.«
    Schade, daß sie mein Spiel durchschaute. Ich hatte tatsächlich vorgehabt, sie reinzulegen. Hätte sie mir das Zimmer genannt, wäre ich ohne sie hingegangen. So aber mußte ich auf ihren verdammten Vorschlag eingehen.
    »Es bleibt uns nicht viel Zeit, John Sinclair«, drängte sie. »Beeil dich.«
    »Ja, aber ich bin verletzt.«
    »Trotzdem.«
    Die hatte gut reden. Ich machte mir wieder Vorwürfe. Wenn doch Suko in der Nähe gewesen wäre, dann hätte er mir Rückendeckung geben können, so aber stand ich allein.
    Die Beretta steckte ich allerdings nicht weg. Ich hielt sie nach wie vor in der rechten Hand, und die Waffe war für mich wie ein Rettungsanker.
    Es bereitete mir Schwierigkeiten, überhaupt vom Stuhl hochzukommen. An der Tischplatte stützte ich mich ab und sah das spöttische Lächeln der Camacho.
    Es war klar, daß auch meine Beretta sie nicht schrecken konnte. Es gelang mir kaum, die Mündung auf sie zu richten. Durch meine langsamen Bewegungen und das Humpeln zielte ich oft an der Bestie vorbei.
    »Gehen wir!«
    Sie drehte sich kurzerhand um und wandte mir dabei den Rücken zu. Sie machte mich lächerlich, und verdammt, Freunde, so kam ich mir auch vor.
    Die Gegenseite hielt die Trümpfe in der Hand. Ich hatte an einem schweren
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