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0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland

0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland

Titel: 0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland
Autoren: Ein Gangster starb im Niemandsland (2 of 2)
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Milchgesicht, und er besaß ungefähr Babyfaces Figur, aber sonst konnte von Ähnlichkeit keine Rede sein.
    Er nannte irgendeinen gleichgültigen Namen.
    »Warum gibst du dich für Nelson aus?«
    Die Gäste und Mr. Samson hatten gemerkt, dass die Verhaftung ohne den gefürchteten Kugelwechsel abgegangen war. Jetzt drängten sie heran.
    »In den Zeitungen stand so viel über Nelson«, stotterte der Knabe. »Ein Freund von mir sagte, ich sähe ihm ähnlich. Und ich las einen Artikel, in dem es hieß, dass sich alle Gangster vor ihm fürchteten.«
    Plötzlich musste ich lachen. So etwas nennt man geschickte Ausnutzung der Konjunktur.
    »Und du wolltest gern, dass sich auch vor dir mal jemand fürchtet?«, fragte ich.
    Inzwischen hatte auch Mr. Samsons von vielen Catcherkämpfen müde gewordenes Gehirn begriffen, dass der Mann in unseren Händen nicht Babyface war, aber bei ihm löste diese Erkenntnis keine Heiterkeit aus.
    Er gab ein Löwengebrüll von sich.
    »Das ist nicht Nelson?«, heulte er. »Und so etwas wagt, meinen Whisky umsonst zu trinken.«
    Bevor ich es verhindern konnte, entriss er den falschen Nelson meinen Fingern, hielt ihn mit einer Faust fest und knallte ihm die andere, bratpfannengroße Flosse in einer gewaltigen Ohrfeige ins Gesicht. Es sah aus, als sollte dem Jungen der Kopf wegfliegen. Samson holte zum zweiten Mal aus, aber bevor er zuschlagen konnte, hängte ich mich an seinen Arm und bog ihn über den Ellbogen.
    »Lass los, G-man!«, brüllte der Ex-Catcher. »Der Lump hat mich um zwei Flaschen Whisky betrogen!«
    Phil griff ein und befreite den halbohnmächtigen falschen Nelson aus Samsons Griff.
    »Gib Ruhe!«, warnte ich den Wirt, aber der Whiskyverlust schien ihn ebenso benebelt zu haben, als hätte er das Zeug getrunken. Er versuchte ernsthaft, mir die freie Faust in die Rippen zu setzen. Mr. Samson wog vielleicht doppelt soviel wie ich, aber ich hielt seinen rechten Arm im richtigen Griff. Ich bog den Arm noch ein wenig mehr, trat ihm gleichzeitig in die Kniekehlen, ließ los und… die Kneipe erzitterte, als der Koloss mit Wucht auf dem Rücken landete.
    »Hast du Geld?«, fragte ich den falschen Nelson.
    Er kramte angstvoll in den Taschen und brachte zwei Dollarscheine und einige Cents zum Vorschein. Ich nahm ihm das Geld ab und warf es dem Ex-Catcher zu, der immer noch auf der Erde saß und nicht recht zu wissen schien, wie er dorthin gekommen war. Dann schleiften wir den Knaben ins Freie.
    »Hau ab!«, befahl ich und verabreichte ihm einen sanften Rippenstoß. Er ging, langsam zuerst, dann schneller, und nach fünfzig Yards lief er.
    Phil und ich gingen zu der Ecke der 43rd an der unser Begleitkommando, drei G-men mit ernsten Gesichtern, darauf wartete, eingreifen zu müssen.
    »Trollt euch, Kollegen«, sagte Phil. »Es war eine Ente!«
    Im Hauptquartier fand ich auf meinem Schreibtisch einen Zettel.
    »Anruf Untersuchungsgefängnis! Direktor Snyder!«
    Ich ließ mir die Verbindung geben. Direktor Snyder teilte mir mit, dass Eleonor Catskell um eine Unterredung mit mir gebeten habe.
    »Gut«, sagte ich, und obwohl die Mitteilung des Direktors eine gute Nachricht war, wurde ich ihrer nicht recht froh. »Ich komme morgen früh!«
    ***
    Die Frau sah noch grauer aus. Die Ränder unter ihren Augen schienen tiefer und dunkler geworden zu sein, und es kam mir vor, als sei sie in den letzten vierundzwanzig Stunden um Jahre gealtert. Sie sah jetzt wirklich aus wie eine alte, verhärmte Frau. Ich wusste, dass meine wenigen Worte sie durch die Hölle der Eifersucht gejagt hatten.
    Wortlos setzte ich mich ihr gegenüber auf den Schemel. Sie starrte vor sich hin, und eine lange Zeit sprachen wir beide kein Wort. Dann sagte sie unvermittelt: »Er hat mir einmal erzählt, dass er früher bei Ellis Madleen gelebt hat, aber sein Vetter hatte darauf bestanden, dass er sich von ihr trennte, weil die Frau auch vorbestraft war.«
    »Was hatte sie verbrochen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie sank wieder in sich zusammen. Ich verließ die Zelle.
    Eine knappe Stunde später hatte ich die Akte Ellis Madleen auf meinem Schreibtisch liegen. Auf dem Bildstreifen, der vorn in der Akte klebte, war sie blond, aber das besagt wenig.
    Miss Madleens Lebenslauf sagte desto mehr. Wenn eine Großstadt eine Art Dschungel ist, dann schien Ellis Madleen eine Dschungel-Katze zu sein. Sie war die Freundin von Dexter Frys gewesen, ein Bandenführer aus der Bronx, und als Frys aufflog, hatte auch seine Freundin Bekanntschaft mit
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