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0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes

0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes

Titel: 0188 - 7 Uhr - die Stunde des Todes
Autoren: die Stunde des Todes
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zusammengesunken, bis draußen wieder die Wagentür schlug, als ihr Mann zurückkam. Sie blickte hinauf zur Uhr.
    Es war kurz nach elf. Eigenartig, dachte sie. Ich weiß, daß er allein zurückkommt. Ich habe nicht die leiseste Hoffnung, daß er nicht allein kommen könnte.
    Die Haustür öffnete sich, und George trat über die Schwelle. Er hatte den Hut in der Hand.
    Und er war allein.
    ***
    Lieutenant Mac Horne leitete das 64. Revier seit elf Jahren. Er hätte längst Captain sein müssen, aber er war zweimal bei der Prüfung durchgefallen und hatte sich bisher nicht dazu überwinden können, es ein drittes Mal zu versuchen. Dabei war er vielleicht der intelligenteste Revierleiter, den Manhattan zur Zeit aufzuweisen hatte.
    Aber er gehörte nun einmal zu den Leuten, die sonst alles wissen und bei einer Prüfung so gut wie nichts. Die Zunge wurde ihm pelzig, der Mund trocken, und sein Gehirn war dann leer.
    An diesem Abend saß er kurz vor Mitternacht hinter seinem Schreibtisch. Er drehte den Bleistift zwischen seinen knochigen Fingern, paffte Rauchwolken aus seiner billigen Zigarre in die Luft und sah dann ruckartig den Mann an, der vor dem Schreibtisch auf einem unbequemen Besucherstuhl hockte.
    »So, so, Jimmy«, murmelte Horne nach einer Weile. »Sie haben dir also die letzten acht Monate geschenkt.«
    »Ja«, erwiderte der Mann und rieb sich nervös über die Nasenspitze. »Das haben sie. Wegen guter Führung. Aber ich muß mich täglich zweimal auf dem Revier des Bezirks melden, in dem ich wohne. Auflage des Gnadenausschusses, der mich rausließ. So lange, bis die acht Monate rum sind.«
    »Zweimal am Tage«, nickte Horne und betrachtete wieder die Spitze seines Bleistiftes. »Zweimal am Tage werden wir also in Zukunft das Vergnügen haben, dich bei uns zu sehen, Jimmy. Das freut mich.«
    Jimmy Shanday, ein mehrfach vorbestrafter Trickbetrüger, nickte betrübt. Das Vergnügen, täglich zweimal den Cops zu zeigen, daß man noch da ist, wurde von ihm durchaus nicht als Vergnügen empfunden. Und wenn er es nur einmal verschlief, würden sie kommen und ihn abholen, damit er den dann sofort fällig werdenden Rest seiner letzten Strafe noch abbrummte. Und so etwas nennt sich nun freies Leben!
    Lieutenant Mac Horne beugte sich vor. »Damit wir uns recht verstehen, Jimmy, ich habe ein sauberes Revier. Und ich lege den denkbar größten Wert darauf, daß es bei uns so bleibt. Vor allem liebe ich nicht, wenn in meinem Bezirk Verbrechen begangen werden. In solchem Fall kann ich verteufelt unangenehm werden.«
    Jimmy Shanday machte ein entrüstetes Gesicht. »Verbrechen? Aber, aber Lieutenant! Sie wollen mir doch nicht unterstellen, daß ich hierhergezogen bin, um Verbrechen zu begehen? In der alten Gegend gefiel es mir nicht mehr. Das war der einzige Grund, der mich veranlaßte, zu Ihnen zu ziehen.«
    »Der Honig, den Sie mir ums Maul schmieren, Shanday, der schmeckt mir nicht. Meine Güte, jeder von euch Burschen erzählt dieselbe langweilige Geschichte von der Reue und der ewigen Besserung und vom Niewiedertun.«
    »Ehrenwort!« versicherte Shanday. »Ich werde garantiert nichts tun, was man als ungesetzlich ansehen könnte, Lieutenant! Ich habe die Nase noch von den zweieinhalb Jahren her gestrichen voll. Ich werde mich hüten, noch mal reinzukommen!«
    Horne seufzte müde. Wie oft hatte er diese Versprechungen entlassener Gauner schon gehört! Wie oft hatte er ihnen vertraut, weil sie ja eine neue Chance haben mußten! Und wie oft war er enttäuscht worden!
    »Ehrlich gesagt«, brummte er, »ich habe wenig Lust, Sie in meinem Bezirk wohnen zu lassen!«
    Shanday preßte die Lippen zusammen. Der also auch, dachte er. Und dabei haben sie mir gesagt: geh in den Bezirk des 64. Reviers! Horne ist ein anständiger Kerl. Ich will Jalle heiraten. Dazu brauche ich einen Job. Ich hab’s ihr versprochen, daß ich nie wieder ’ne krumme Sache drehe. Wie soll ich denn mein Versprechen halten, wenn mir dieser Bulle alle Chancen vermasselt?
    »Aber ich bin nun mal ein vertrauensseliger Esel«, fuhr der Lieutenant nach der kurzen Pause fort, die er benötigt hatte, um das losgegangene Deckblatt seiner Zigarre mit Speichel wieder anzukleben. »Deswegen will ich Ihnen Ihre Chance geben, Shanday. Sie sind schon ein paarmal vorbestraft, und der Teufel soll Sie holen, wenn Sie diese letzte Chance nicht beim Schopf fassen!«
    Horne drückte den Klingelknopf nieder. Ein uniformierter Polizist kam herein. »Jack, sagen Sie allen, daß Mr.
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