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0185 - Unser Hit in Harlem

0185 - Unser Hit in Harlem

Titel: 0185 - Unser Hit in Harlem
Autoren: Unser Hit in Harlem
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einzusteigen. Wer fähig ist, die Frau und die Kinder eines Mannes zu bedrohen, der wird sicherlich auch nicht davor zurückschrecken, dem Mann selbst ein schnelles Ende zu prophezeien, wenn er nicht spurt.«
    »Das stimmt«, ergänzte Froward. »Sie bekommen sogar Verkaufssolls aufgelegt. Einer der Kleinhändler sagte mir, dass er verpflichtet ist, mindestens drei Zigaretten am Tag zu verscheuern. Der Mann machte sich die gleichen Sorgen um seinen Umsatz wie irgendein beliebiger Vertreter.«
    Phil schüttelte den Kopf. »Ich begreife nicht, warum die Leute nicht auf dem kürzesten Weg zur Polizei gehen?«
    »Dafür gibt es zwei Gründe. Einmal sind sie nicht sicher, dass die Polizei wirklich schützen kann. Jeder Kleinverteiler mag einen, vielleicht auch zwei oder drei Mitglieder der Gang kennen. Bestimmt kennt er sie nicht alle. Selbst wenn die Polizei ein Dutzend verhaftet, so bleiben genügend übrig, um es dem Mann, der gesungen hat, zu besorgen, und nicht nur ihm, sondern auch seiner Familie. Der Mann kann sich auch nicht ohne Weiteres in einer anderen Stadt in Sicherheit bringen. Auch heute noch hat es ein Farbiger in den Staaten schwer, an einem anderen Ort Arbeit und Unterkunft zu finden. - Der andere Grund hat etwas mit den politischen Gesellschaften in Harlem zu tun. John und ich sehen in diesem Punkt nicht ganz klar, aber anscheinend werden die Kleinverkäufer gezwungen, Mitglieder der radikalen Vereinigungen in Harlem zu werden. Offenbar wird der Druck nicht unmittelbar durch den Rauschgiftring, sondern durch die politischen Radikalisten ausgeübt.«
    »Kennst du die Harlemer Bürgervereinigung?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Cool. »Ich bin sicher, dass das ein Klub ist, der mit den Gifthändlern eng zusammenarbeitet. Sie haben vorgesorgt, Jerry. Bis jetzt ist es noch nicht zu Morden gekommen, aber wenn es einmal notwendig sein sollte, dann wird man die Opfer nicht als abgefallene Marihuanahändler, sondern als politische Verräter bezeichnen. Auf diese Weise verhindern sie, dass die Bevölkerung dite Polizei unterstützt.«
    Ich füllte die Gläser und Frowards Teetasse.
    »Was ihr mir erzählt, gefällt mir wenig, Kollegen. Bisher habe ich keine Gangster mit mehr Leidenschaft gejagt als die Rauschgifthändler. Jetzt erzählt ihr mir, dass die Kleinen in dem Geschäft im Grunde genommen ganz anständige Leute sind, die zum Handeln mit dem Gift erpresst wurden, und dass wir sie mit Samthandschuhen anfassen müssen.«
    »Davon kann keine Rede sein, Jerry«, sagte Froward. »Die Leute müssen nach dem Buchstaben des Gesetzes bestraft werden. Das steht fest, aber wir können sie nicht anfassen, nicht einmal mit Samthandschuhen, bevor wir nicht die innere. Organisation des Ringes zerschlagen haben. Ich möchte nicht drei Dutzend Männer verhaften und sie zum Reden bringen, um dann zu erleben, dass ihre Frauen und ihre Kinder ermordet werden.«
    »Stimmt«, antwortete ich. »Diese Möglichkeit scheidet damit aus. Es bleibt uns nichts übrig, als zuzusehen, bis wir den richtigen Faden in die Hand bekommen, der direkt zum Kern der Gang führt. - Phil und ich sind inzwischen über eine andere Treppe in diese Sache hineingestiegen, und wir werden in Zukunft unsere Arbeit koordinieren müssen.«
    Ich berichtete unserem Kollegen, nannte die Namen Lavel Addams, Richard Nelson, Jimmy Lost und beschrieb das Aussehen der Männer, die uns gestoppt hatten.
    »Wollen mal sehen, was wir herausbekommen«, sagte Cool. »Jedenfalls werde ich morgen erst einmal Mr. Nelson aufsuchen, um ihm eine Versicherung anzudrehen.«
    »John«, fragte Phil, »sind dir eigentlich in dieser Sache schon Weiße begegnet?«
    »Nein«, antwortete Cool prompt. »Alle Leute, auf die ich bisher gestoßen bin, besaßen mindestens eine so dunkle Haut wie ich.«
    ***
    Richard Nelson kam erst um acht Uhr abends aus seiner Privatwohnung in das Büro herunter, das nur durch die Glaswand von der Wäscherei getrennt war. Die Maschinen standen schon still, und die Mädchen, die daran arbeiteten, warteten auf ihren Chef, denn heute war Lohnzahlungstag.
    Nelson hatte die Angewohnheit, seinen rund zwanzig Beschäftigten die Löhne eigenhändig auszuzahlen, obwohl die Geldtüten von der Buchhalterin vorbereitet wurden. Der Wäschereichef pflegte den Arbeiterinnen, die besonders fleißig gewesen waren, einen oder zwei Dollar mit einem freundlichen Wort zuzulegen.
    Heute tat er nichts dergleichen. Er händigte die Lohntüten aus, antwortete kaum auf das
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