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0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

0183 - Der Mann, der das Grauen erbte

Titel: 0183 - Der Mann, der das Grauen erbte
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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holte aus und warf. Der Stemstein beschrieb einen glitzernden Bogen durch die Luft und wanderte in Bills vorgestreckte Hand. »Versuchen Sie, ihn damit zu berühren!« schrie Celham.
    Aber das Monstrum schien die Gefahr zu spüren, die von dem unscheinbaren Stein ausging. Es wich angstvoll zurück und versuchte, durch die Tunnelöffnung zu entkommen. Aber Bill vertrat ihm blitzschnell den Weg.
    »Er stirbt, wenn sie ihn mit dem Stein berühren«, rief Celham. Seine Stimme vibrierte vor Angst. »Versuchen Sie… Vorsicht! !«
    Bill warf sich blitzschnell zur Seite und entging so einem fürchterlichen Schlag. In der Tunnelöffnung erschien ein weiterer Shoggote, und hinter der breitschultrigen Gestalt konnten sie die Umrisse von einem halben Dutzend der gräßlichen Kreaturen erkenne.
    »Nein!« schrie Celham. »Nein! Nicht…«
    Binnen weniger Sekunden füllte sich der Raum mit kreischenden, fauchenden Alptraumkreaturen, die in stummer Wut auf sie eindrangen.
    Bill, Zamorra, Martens, Celham und Nicole wurden in eine Ecke gedrängt. Die Shoggoten wagten es nicht, in Bills Reichweite zu kommen, aber die fünf Menschen sahen sich innerhalb weniger Sekunden einer geschlossenen Wand aus peitschenden Tentakeln und massigen Körpern gegenüber. Immer wieder versuchte einer von ihnen, die Arme nach seinen Opfern auszustrecken, aber Bills Hand mit dem Stein schien überall gleichzeitig zu sein. Aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie dem wütenden Ansturm der Kreaturen erliegen würden.
    »Das Buch!« verlangte Zamorra.
    Celham preßte den Band angstvoll an sich. »Was wollen Sie damit?«
    »Geben Sie her. Wir haben keine Zeit, uns zu unterhalten. Es gibt nur noch eine Möglichkeit.«
    Celham erbleichte. Seine Hände begannen plötzlich zu zittern, und seine Stimme stand nahe davor, umzukippen. »Nein! Sie… Sie wollen es vernichten! Ich gebe es Ihnen nicht! Ich… fünfunddreißig Jahre habe ich gebraucht… mein Lebenswerk… wir… niemals…« Seine Stimme ging in ein kraftloses Schluchzen über. Aber als Zamorra nach dem Buch griff, sprang er mit einer blitzschnellen Bewegung auf die Füße und verbarg das Buch angstvoll hinter dem Rücken.
    »Verdammt, tut irgend etwas!« schrie Bill. Sein Gésicht glänzte vor Schweiß, und er wechselte den Stein immer schneller von einer Hand in die andere. Er würde die Bestien nur noch wenige Augenblicke lang in Schach halten können. Im Grunde war es ein Wunder, daß sie bis jetzt durchgehalten hatten.
    »Celham, seien Sie vernünftig!« bohrte Zamorra. Er sprang plötzlich vor und versuchte, Celham das Buch zu entreißen. Aber der kleine Mann war kräftiger, als Zamorra geglaubt hatte. Für endlose Sekunden rangen sie stumm miteinander, während dicht hinter ihnen die Fangarme der Shoggoten in blinder Wut die Luft peitschten.
    Celham machte eine blitzschnelle Drehung, brachte Zamorra aus dem Gleichgewicht und stieß ihn zu Boden.
    »Ihr bekommt es nicht!« schrie er. »Niemals!« In seinen Augen funkelte der beginnende Wahnsinn.
    Und plötzlich brach der Angriff der Shoggoten ab. Die Kreaturen zogen sich wie auf ein gemeinsames Kommando zurück und bildeten einen lockeren Halbkreis um die kleine Gruppe.
    »Was…«, machte Bill. Aber er brach sofort wieder ab, als er das Geräusch hörte.
    Es war ein dumpfes, schweres Schleifen, ähnlich dem Laut, den sie schon vorhin gehört hatten, nur viel lauter drohender jetzt.
    Zamorra kniff die Augen zusammen und versuchte, die Dunkelheit jenseits der niedergestürzten Wand zum Kellerraum zu durchdringen. Irgend etwas Großes, Schweres, Kräftiges näherte sich von dort.
    Und dann sahen sie es.
    Das Wesen ähnelte einem ins riesenhafte vergrößerten Regenwurm. Sein Körper mochte einen Meter im Durchmesser betragen, und jedes der zehn Segmente, aus denen der Leib bestand, schien fast so lang wie ein ausgewachsenem Mann zu sein. Dort, wo man bei einem normalen Wurm den Kopf erwartet hatte, bewegte sich eine Anzahl ekelhafter, schleimiger Tentakel. Das Wesen kroch mit behäbigen, ruckhaften Bewegungen näher. Begleitet wurden seine Bewegungen von dumpfen, hallenden Schlägen, als schlüge irgendwo jemand den Rhythmus zu einer höllischen Melodie auf einer gigantischen Trommel.
    »Shudde-mell…«, flüsterte Nicole entsetzt.
    »Ja, das ist Shudde-mell…« kreischte Celham. Er trat vor, das Buch angstvoll gegen die Brust gepreßt. Wahnsinn in den Augen. »Sie sind ein Narr, Zamorra«, sagte er. Speichel tropfte aus seinem Mund.
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