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0181 - Gefangen in Zentral-City

Titel: 0181 - Gefangen in Zentral-City
Autoren: Unbekannt
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Perton dieses Gefühls nicht bewußt, aber Rhodans wachsamen Augen entging nichts. Das Zucken der Augenbrauen, das Hochziehen der Lippen, alles deutete auf die zunehmende Nervosität Pertons hin.
    Perton schien sich zwar geehrt zu fühlen, aber er wünschte sich wahrscheinlich im geheimen, daß der Obmann viele Lichtjahre von ihm entfernt bleiben möge.
    „Ich möchte, daß Sie sich bereit halten", sagte Perton. „Vergessen Sie nicht, daß Sie noch einige Zeit an Bord dieses Schiffes sein werden. Es hängt von Ihnen ab, ob diese Zeit einigermaßen erträglich sein wird oder nicht."
    Rhodan verstand den tieferen Sinn dieser Worte genau. Es war absurd, aber Perton befürchtete, daß er durch irgendeine Bemerkung der Gefangenen beim Obmann in Mißkredit geraten könnte. Diese Furcht bewog ihn, den Männern einen ebenso unsinnigen wie einseitigen Handel vorzuschlagen.
    „Wir sind bereit, den Obmann zu empfangen", erklärte Kasom.
    „Wir werden ein Schild mit unseren Besuchszeiten vor die Tür hängen." Einen Augenblick schien es so, als würde Perton den größten Fehler seines Lebens begehen und sich unbewaffnet in die Nähe von Kasoms Riesenfäuste wagen, doch er beherrschte sich und verließ die Kabine. Diesmal knallte die Tür hinter ihm zu.
    „Ach", meinte Kasom grinsend und tätschelte die Fünfliterflasche.
    „Dieses Fläschchen ist wirklich das einzig Angenehme an Bord."
    „Hören Sie auf zu trinken, Kasom!" ordnete Atlan an. „Wenn dieser Obmann hier auftaucht, werden wir einen klaren Kopf benötigen."
    „Denken Sie, diese drei Tropfen machen mich blau, Sir?" fragte Kasom beleidigt. Sie lachten, bis Rhodans Stimme das Gelächter unterbrach. „Bisher sah es so aus, als wollten uns die Plophoser aus irgendeinem Grund am Leben erhalten", sagte er. „Jetzt habe ich eine andere Theorie."
    „Wir sollen getötet werden", vermutete Bully deprimiert. „Das steht nicht fest", erwiderte Rhodan. „Der Obmann wird darüber entscheiden. Perton hatte lediglich den Befehl, uns festzusetzen. Alles andere bleibt dem Anführer der Plophoser überlassen. Also kommt alles darauf an, wie unsere Begegnung mit ihm verläuft." Da sie den Obmann nicht kannten, war es schwierig, einen Plan für ihr weiteres Vorgehen zu schmieden.
    Alles hing davon ab, was für ein Mensch dieser Obmann war. Je intelligenter und besessener dieser Plophoser war, desto schwie- riger mußte es sein, mit ihm einen Handel abzuschließen. Rhodan konnte nicht vorhersagen, ob es überhaupt möglich war, den Ob- mann einzuschüchtern. Drohungen mochten ihn unsicher machen, sie konnten aber auch bewirken, daß er eine Hinrichtung der Gefangenen veranlaßte. Deshalb konnten sie sich erst dann über ihr Verhalten gegenüber dem Obmann einigen, wenn sie ihn gesehen und gesprochen hatten. Dann konnte es allerdings bereits zu spät sein. „Ich glaube nicht, daß er mit sich handeln lassen wird", sagte Atlan. „Schließlich ist er terranischer Abstammung. Ich weiß aus langjähriger Erfahrung, daß ein entschlossener Terraner selten von seinem Vorhaben abgeht. Wenn der Obmann also beschlossen haben sollte, uns zu töten, wird er es tun, ganz gleich, was wir mit ihm sprechen." In ihr nachdenkliches Schweigen hinein erklangen die Schritte des Wächters vor der Tür. Gleich darauf wurde die Tür aufgerissen. Der Wächter kam herein, er richtete einen Paralysator auf die Gefangenen. „Aufstehen!" rief er. „Sie kommen jetzt in die Zentrale."
    Rhodan schob den Stuhl ein Stück zurück und erhob sich. „Es sieht so aus, als sei unser Freund bereits an Bord eingetroffen", sagte er. Dann stieg er über Kasom hinweg und ging auf den Ausgang zu.
    Wie ein silberner Bleistift schoß das kleine Schiff des Obmanns durch den Raum. Hier, im Sternengewühl des Milchstraßenzentrums, war eine Ortung durch fremde Raumschiffe fast unmöglich. Die Störungen, die von den vielen Sonnen ausgingen, waren so stark, daß sogar der überdimensionale Raum davon betroffen wurde.
    Außer der kleinen Zentrale verfügte das Schiff noch über einen Mannschaftsraum und eine Triebwerksstation. Im Mannschaftsraum hielt sich der größte Teil von Hondros Leibwache auf. Es waren jahre- lang geschulte Spezialisten, die dem Obmann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Das lag weniger an ihrer Überzeugung als an der Tatsache, daß auch sie in regelmäßigen Abständen die rettenden Gegeninjektionen erhalten mußten, die das eingespritzte Gift unschädlich machten. Zwei Mitglieder der
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