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0181 - Blutige Dollars

0181 - Blutige Dollars

Titel: 0181 - Blutige Dollars
Autoren: Blutige Dollars
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konnte, von was sie lebten.
    Ich setzte mich auf einen Hocker und bestellte Bier. In gleichen Augenblick verstummte die vorher recht lebhafte Unterhaltung zwischen dem Wirt und einem Pärchen, das unmittelbar zu meiner Linken saß. Das war an sich nichts Besonderes. Es gibt vor allem im East Fnd eine Menge Leute, die Dinge zu besprechen haben, die für Außenseiter tabu sind. An dem Pärchen war nichts Auffälliges, abgesehen davon, dass die recht hübsche Frau mit einem leichten französischen Akzent sprach. Wahrscheinlich war sie Kanadierin.
    Ihr Begleiter war eine Durchschnittsfigur, die im Vergleich zu ihrer Umgebung direkt elegant wirkte. Wer mir nicht gefiel, war der Wirt, ein kleiner, wieselflinker Bursche mit Silberblick und strohgelbem, dünnem Haar. Die Bewegung, mit der er mir das Bier hinschob, ließ erkennen, dass er auf meine Anwesenheit keinen großen Wert legte.
    Das rührte mich weiter nicht. Das Pärchen fing an, auf das Wetter zu schimpfen, und der Wirt betrieb Kosmetik, indem er seine Fingernägel mit einem Küchenmesser reinigte. Sein Gesicht zeigte deutlich, dass er sich in dieser Beschäftigung nur ungern stören lassen würde.
    Inzwischen hatte ich mein Bier ausgetrunken und bestellte ein neues, was ihm offenbar nicht im Geringsten passte. Der Kerl wollte mich los sein, und darum wurde ich nicht nur dickköpfig, sondern auch neugierig. Ich wartete, bis er mir die Flasche hingeschoben hatte, schenkte in aller Ruhe ein und zog dann das Foto aus der Tasche.
    »Ich suche einen Freund. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?«, fragte ich.
    Er warf einen Blick auf das Bild des Mr. Miller und runzelte die Stirn.
    »Nein«, sagte er kurz und fuhr in seiner Beschäftigung fort.
    Zu gleicher Zeit hörte ich einen Laut der Überraschung zu meiner Linken. Das Mädchen Starrte auf das Bild, das ich immer noch in der Hand hielt, und ich bemerkte, wie sie ihrem Begleiter einen Rippenstoß gab. Beide mussten diesen Miller schon einmal gesehen haben. Das war ohne weiteres klar, aber noch nicht im Entferntesten der Beweis, dass sie etwas von den falschen Scheinen wussten.
    Wenn man rund um die Bowery herumläuft und an Hand eines Lichtbildes jemanden sucht, so ist gewöhnlich etwas faul, und selbst Leute, die den Gesuchten genau kennen, behaupten, ihn niemals gesehen zu haben. In der gleichen Lage hätte ich wohl dasselbe getan. Wenn ich die beiden fragte, so würde nichts dabei herauskommen, aber es interessierte mich doch, wer sie waren.
    Sie tuschelten miteinander, und dann bat der Mann den Wirt, er möge ihm ein Taxi bestellen. Das war für mich das Signal, zu zahlen und mich zu verdrücken.
    Auf der Straße lungerte ein halbwüchsiger Junge herum, und diesen kaufte ich mir.
    Als ich ihn ansprach, zuckte er erschreckt zusammen. Ein reines Gewissen hatte er bestimmt nicht, aber das kümmerte mich zurzeit nicht.
    »Hör zu, mein Junge, willst du dir einen Dollar verdienen?«
    »Immer«, grinste er und hielt die Hand auf.
    »Nee, so schnell geht das nicht. Gib’ gut Acht. Es wird gleich ein Taxi kommen, und in dieses Taxis wird ein Paar aus diesem Lokal steigen. Mach die Ohren lang und sag mir, welche Adresse dem Fahrer angegeben wird.«
    »Wenn’s weiter nichts ist«, meinte er. »Das mache ich jederzeit.«
    Ich verzog mich in einen Torbogen und machte mich unsichtbar. Fünf Minuten später schon kam ein Taxi. Der Fahrer hielt und steckte seinen Kopf ins Lokal. Dann kamen die beiden und stiegen ein. Als der Wagen außer Sichtweite war, schlängelte sich der Junge heran.
    »Ich hab’ die Adresse«, sagte er grinsend und steckte wieder die Hand aus.
    »Na, dann schieß schon los.«
    »Erst Geld, mich betrügt man nicht.«
    Der Bengel war unbedingt geschäftstüchtig, und ich konnte ihm sein Misstrauen wirklich nicht verdenken. Der Dollar wechselte also seinen Besitzer, und ich passte höllisch auf, dass der Lausejunge mir nicht durch die Lappen ging.
    »Neunundsiebzigste Straße West, Nr, fünf, sagte die Kleine. Sie scheint dort zu wohnen.«
    Ich bedankte mich kurz und ging langsam weiter. Neunundsiebzigste Straße West war eine gute Wohngegend. Eine solche Adresse hätte ich einem Mädchen, dass im ›Black Turkey‹, verkehrte, nicht zugetraut. Am liebsten wäre ich hinterhergefahren, aber ich hatte keine Lust, den Freund zu treffen. Das Mädchen allein war wahrscheinlich zugänglicher.
    Ich verschob also ein Besuch auf den nächsten Morgen und graste noch mindestens ein Dutzend Kneipen ab. In einem Lokal in
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