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018 - Die Erben der Menschheit

018 - Die Erben der Menschheit

Titel: 018 - Die Erben der Menschheit
Autoren: Jo Zybell
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von ir- gendwoher Harfenakkorde und ein Flöte. Sonst war nichts zu hören kein Papageiengeschrei, nicht das Rauschen des Windes in den Palmen, keine Brandung.
    Nur die Stimme eines Mannes noch. Eine tiefe, volltönende Stimme. Gesicht und Oberkörper waren inmitten der Palmenkronen zu sehen, umgeben von einem hellgrünen Rechteck und übergroß. Ein hartes, ernstes Gesicht. Der Mann, dem es gehörte, trug ein bordeauxrotes weites Jackett und darunter ein schwarzes Hemd.
    Inmitten des Strandpanoramas stand ein runder gläserner Tisch, hellblau und mit sechs breiten S förmigen Beinen. Drei Männer und drei Frauen saßen um ihn herum auf Stühlen aus ebenfalls blauem Glas. Das Kunstleder der runden Sitzflächen und Lehnen glänzte in einer Farbe, die dem Türkis des Meeres entsprach.
    Drei Stühle waren unbesetzt. Einer davon hatte eine höhere Rückenlehne und war größer als die anderen.
    Die sechs Männer und Frauen trugen weite Jacken und Hosen, cremefarben zumeist, nur eine der Frauen hatte sich in einen schneeweißen langen Mantel mit rüschenbesetzten Kragenaufschläge gehüllt. Alle blickten sie auf den Monitor in der Glaswand des Kuppelsaales.
    »Ich habe die Bilder gesehen«, sagte der Mann auf dem Monitor. Sein kantiges Gesicht war schneeweiß. Tiefe Furchen querten die Stirn und durchzogen es von den Nasenflügeln bis zu den herabgezogenen Mundwinkeln. Dicke tiefblaue Adern überzogen seinen perückenlosen Schädel. »Ja, es ist mein Sohn, den unsere Späher entdeckt haben. Aber ich kann nicht verstehen, dass er zu Fuß am Themseufer entlang marschiert.« Die stechenden roten Augen lagen tief in ihren Höhlen. Augen, die viel gesehen hatten. »Er hatte mir angekündigt, mit einem Schiff kommen zu wollen.«
    Hin und wieder zitterte das Bild ein wenig.
    Manchmal entfärbte es sich und die tiefe Männerstimme verwandelte sich kurzzeitig in verzerrte Vibrationen, als würde man eine Stahlsaite anschlagen. Die Funkverbindung zwischen der Community London und der Community Salisbury litt unter der CF Strahlung. Eine weltweite Strahlung, wie die Ingenieure der Communities annahmen. Ihre Hauptquelle lag in den Weiten Asiens. Doch viel mehr noch litt die externe Kommunikation der Community London unter der Störstrahlung aus dem Einschlagskrater in der ehemaligen City, wo ein Trümmerstück »Christopher Floyds« niedergegangen war.
    »Er wollte mit einem Schiff kommen?« Eine der Frauen am runden Tisch machte ein erstauntes Gesicht. »Woher wissen Sie das, Sir Gabriel?«
    Mit ihren achtundsiebzig Jahren war Valery Heath die Jüngste im Kuppelsaal. Die Mehrzahl der Octaviatsmitglieder hatte die Hundertzwanzig längst überschritten. Sie trug eine Perücke aus langem blonden Haar. Ihre Haut war bleich aber nicht weiß, ihre Augen von einem samtenen Braun. Valery Heath war Octavian für Außenbeziehungen. Deswegen leitete sie das Gespräch mit dem Botschafter von Salisbury.
    »Ich stehe durch einen Späher in Kontakt mit ihm«, sagte Leonard Gabriel. »Nachdem er mir auf diesem Wege von jenem rätselhaften Jetpiloten berichtet hatte, bat ich ihn nach Britana zu kommen, um diesen Maddrax mit einer unserer Communities in Kontakt zu bringen.«
    »Das hatten wir miteinander beschlossen«, bestätigte Valery Heath. »Nicht zuletzt weil wir uns Sorgen um den Mann machten der Socks wegen. Eine berechtigte Sorge, wie sich gezeigt hat. Aber dass Ihr Sohn mit einem Schiff kommen wollte, ist mir neu.«
    »Ein Segelschiff?«, erkundigte sich ein kleiner rundlicher Mann mit schwarzer Hautfarbe. Ibrahim Fahkas Vorfahren stammten aus Ostafrika. Er vertrat als Octavian die Interessen der Ingenieurskaste in der Community Regierung.
    »Rulfan besitzt einen kleinen Raddampfer, ein sehr altes Fahrzeug allerdings. Ich hoffe sehr, es hat keinen Schiffbruch erlitten…«
    »Selbst wenn, Sir Gabriel«, ergriff Valery Heath wieder das Wort. »Sie haben die Aufnahmen gesehen Ihr Sohn ist wohlauf.«
    »Ja, dem Himmel sei Dank. Nur…« Gabriel zögerte und senkte den Blick.
    Heath runzelte die Stirn. Sie kannte Gabriel gut. Schon als sie noch ein kleines Mädchen und er noch Octavian gewesen war, hatte sie mit ihm zu tun gehabt. Manchmal glaubte sie seine Gedanken lesen zu können. Schlagartig wurde ihr klar, dass er den wahren Grund seiner heutigen Kontaktaufnahme noch gar nicht genannt hatte.
    Gabriel hob den Kopf. Seine Stimme klang leiser, als er fortfuhr. »Er wollte uns etwas mitbringen, Ladies und Gentlemen. Etwas sehr
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