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018 - Der Schatz der toten Seelen

018 - Der Schatz der toten Seelen

Titel: 018 - Der Schatz der toten Seelen
Autoren: A.F.Morland
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nicht merkt, was passieren soll.«
    Roxane schaute wieder auf den schlafenden Zauberer. Soltaff, dieser magere Mann mit den Spinnenarmen und Spinnenbeinen – ein Mord-Magier?
    Nein, Cruv mußte sich irren.
    »Hast du dich schon gefragt, was er unter seinem Schultertuch verbirgt?« fuhr der Gnom leise fort.
    »Nichts. Was sollte er darunter schon verbergen? In seinem Alter hat man eben schon empfindliche Schultern.«
    »Das Alter spielt bei einem Magier eine untergeordnete Rolle. Soltaff kennt bestimmt einen Zauber, der ihn beschwerdefrei hält. Ich glaube, er trägt eine Tätowierung auf dem Rücken, die niemand sehen soll. Jedenfalls achtete er peinlich darauf, daß wir sie nicht zu Gesicht kriegten.«
    »Na schön, vielleicht ist er wirklich tätowiert. Was geht das uns an? Vielleicht ist die Tätowierung nicht schön, und er schämt sich für sie.«
    »Roxane, du mußt noch viel lernen.«
    »Ich bin dazu gern bereit«, erwiderte die Hexe aus dem Jenseits.
    Der alte Magier drehte sich auf die Seite. Er atmete hörbar aus, streckte sich und rollte auf den Bauch.
    Cruv stand sofort auf seinen kurzen Beinen.
    »Was hast du vor?« fragte ihn Roxane.
    »Die Gelegenheit ist günstig. Ich werfe einen Blick unter sein Schultertuch.«
    »Das läßt du bleiben.«
    »Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben, Roxane. Die Beeren der Freundschaft haben ihn verraten.«
    »Wenn er aufwacht, wird er mit Recht zornig sein!«
    »Das stört mich nicht. Hauptsache ich kann mich rechtzeitig auf ihn einstellen«, preßte Cruv zwischen den Zähnen hervor und schlich an Roxane vorbei.
    Sie war mit dem, was er vorhatte, nicht einverstanden, hinderte ihn aber auch nicht daran. Damit machte sie sich an Cruvs Tun mitschuldig, und sie überlegte sich, welche Ausrede sie gebrauchen sollte, wenn Soltaff bemerkte, was der Gnom tat.
    Vielleicht würde er darauf mit einem Wutanfall reagieren. Der Zorn eines Magiers ist nicht ungefährlich, deshalb wuchs Roxanes Spannung, und sie war höllisch auf der Hut.
    Vorsichtig pirschte sich der Knirps an den alten Magier heran.
    Langsam streckte er die Hand nach dem Schultertuch aus. Er hielt dabei den Atem an, und seine häßlichen Züge waren straff gespannt.
    Seine Fingerspitzen berührten das Tuch. Mit Daumen und Zeigefinger ergriff er es. Gleich würden sie Soltaffs Geheimnis kennen. Cruvs Ansicht nach konnte Soltaff nicht harmlos sein, sonst hätte er nicht so negativ auf die Beeren der Freundschaft reagiert.
    Er mußte ein Mord-Magier sein!
    Ein harmlos aussehender Mann, mager, gebrechlich wirkend.
    Niemand konnte sich von dieser Gestalt bedroht fühlen. Aber darin konnte gerade Soltaffs Trick liegen.
    Niemand fürchtete sich vor ihm, niemand sah sich vor ihm vor.
    Und er hatte leichtes Spiel…
    Aufgeregt hob Cruv das Schultertuch hoch. Er hoffte, daß Soltaff davon nicht geweckt wurde. Schlief der hinterlistige, scheinheilige Magier überhaupt so fest, wie es den Anschein hatte? Täuschte er ihnen das etwa auch vor?
    Millimeter um Millimeter hob der Gnom das Tuch höher. Jetzt hielt auch Roxane den Atem an. Es kam tatsächlich eine blau schimmernde Tätowierung zum Vorschein.
    Ein grauenerregendes Kunstwerk!
    Der Kopf einer schrecklichen Bestie war auf Soltaffs Rücken abgebildet. Als Cruv das Ungetüm sah, übersprang sein Herz einen Schlag. Die Fratze bewegte sich. Die Augen des Scheusals strahlten ein kaltes Licht ab.
    Die grauenerregende Tätowierung erwachte zum Leben. Das Ungeheuer stieß ein Gebrüll aus, das Cruv durch Mark und Bein ging. Es löste sich von Soltaffs Rücken, sprang auf vier Beine und hatte auf einmal einen geschmeidigen Raubtierkörper.
    So also tötete der Mord-Magier seine Opfer. Wenn sie nichts Böses ahnten, nahm er sein Schultertuch ab und ließ sie die tödliche Tätowierung sehen, und das Ungeheuer, das sich dann von ihm löste besorgte den grausamen Rest.
    Cruv stieß einen gellenden Schrei aus und rannte zu Roxane. Er versteckte sich hinter ihr, und die Bestie des Mord-Magiers duckte sich zum Sprung…
    Furchtbares war geschehen.
    ENDE des ersten Teils
    [1] Siehe Tony Ballard Nr. 17 »Das Höllenschwert«
    [2] Siehe Tony Ballard Nr. 10 »Die weiße Hexe«
    [3] Siehe Tony Ballard Nr. 16 »Der Satanswolf«
    [4] Siehe Tony Ballard Nr. 10 »Die weiße Hexe«
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