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0178 - Stadt der toten Seelen

0178 - Stadt der toten Seelen

Titel: 0178 - Stadt der toten Seelen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufzustehen. Den Telepathinnen dagegen machte ihre Nacktheit offensichtlich ebensowenig aus wie die giftigen Blicke der leise vor sich hinzeternden Bäuerin, die sich abwechselnd über die Unmoral der heutigen Jugend und den Wolf mokierte, der ihr den Vorderreifen zerbissen hatte. Der junge Russe stand unschlüssig da und traute sich nicht, allzu ungeniert zu den Mädchen zu sehen. Zamorra grinste.
    »Wir sollten uns vielleicht erst einmal gegenseitig bekanntmachen«, schlug er vor. Die anderen hatten offenbar bis auf die Zwillinge, die ähnliche Erlebnise schon hinter sich hatten, überhaupt nicht begriffen, was geschehen war. Sie waren irgendwohin versetzt worden, vielleicht in eine andere Dimension, vielleicht auf einen anderen Planeten oder an einen unbekannten Fleck der Erde. Wer konnte es in diesem Augenblick mit Sicherheit sagen?
    Zamorra beschloß, in die Rolle des Anführers zu schlüpfen. Dank seiner Erfahrungen war er am flexibelsten. »Mein Name ist Zamorra«, sagte er, »ich bin Parapsychologe.«
    Nacheinander stellten sich die anderen vor. Boris Goranin sprach außer seiner Heimatsprache auch englisch und französisch, und da sich herausstellte, daß die Bäuerin in Fremdsprachen unbedarft war, entschied man sich dafür, sich in Französisch weiter zu unterhalten. Daduch wurde niemand sonderlich benachteiligt.
    Als Rolf Kaiser erklärte, Student zu sein, traf ihn wieder ein giftiger Blick der Bäuerin. »Hab ich’s mir doch gedacht«, keifte sie. »Immer diese Studenten! Haben nichts anderes im Kopf als…«
    »Halten Sie doch endlich den Mund!« fuhr Rolf sie an, dem es langsam sauer aufstieß. Was konnten die Mädchen und er dafür, daß es sie ausgerechnet im Bett erwischt hatte? »Wenn Ihnen unser Zustand nicht gefällt, dann machen Sie doch die Augen zu!«
    »Mir gefällt er eigentlich ganz gut«, ließ sich Patsy Lobone lächelnd vernehmen und stellte sich vor. »Sie sehen nicht schlecht aus, Rolf.«
    Die Bäuerin ließ ein verächtliches Schnauben hören. »Noch so ein verdorbenes Geschöpf!«
    Plötzlich dämmerte es Zamorra. In Feurs hatte er sie schon einige Male gesehen. »Sie müssen Madame Delaque sein«, sagte er.
    »Ganz recht, Professor!« ereiferte sie sich. »Womit habe ich es verdient, mit vier solch verkommenen Subjekten Zusammensein zu müssen? Und Sie kennen diese beide Dämchen dort auch noch? Ich hatte aber etwas anderes von Ihnen erwartet!«
    Zamorra lächelte.
    »Vielleicht kann jemand ein paar Teile entbehren, damit sie sich etwas verhüllen können«, schlug er vor.
    »Ich stelle meine Jacke und mein Hemd zur Verfügung«, sagte der Russe spontan. Es war warm genug, darauf verzichten zu können, wie auch die anderen feststellten.
    »Nein, danke«, wehrte Uschi ab. »Damit sehen wir ja noch ablenkender aus als jetzt. Aber Schuhe könnten wir gebrauchen. Wer weiß, wie viele Bierflaschen die letzte Abteilung Touristen hier zerdeppert hat; Wenn man in die Scherben tritt…«
    »Ich glaube kaum, daß es hier jemals Touristen gegeben hat«, sagte Zamorra.
    »Dann greife ich eben zu«, erklärte Rolf Kaiser und knotete sich die Jacke des Russen umständlich um die Hüften. Amüsiert verfolgte Patsy seine Bemühungen.
    »Sie fragen sich wahrscheinlich«, ergriff Zamorra wieder das Wort, »wie Sie hierhergekommen sind. Ich hoffe, es Ihnen erklären zu können.«
    »Aha«, sagte Patsy. »Sie sind vielleicht der verrückte Wissenschaftler, der uns mit seinen Experimenten hergezaubert hat?«
    Marie Delaques Unterkiefer fiel förmlich herab. Aus weitaufgerissenen Augen starrte sie die Amerikanerin an, die diese für die Bäuerin ungeheuerliche Anschuldigung so gelassen hervorgebracht hatte.
    »Nicht ganz«, sagte Zamorra. »Wir alle sind durch Weltentore hierhergebracht worden. Ich nehme an, daß wir uns in einer anderen Dimension befinden, die gewissermaßen neben der unseren liegt. Jemand muß uns mit magischer Kraft hergeholt haben.«
    »Magie«, brummte Rolf. »Mit Verlaub, Professor, aber ich fürchte, daß Sie nicht alle Tassen im Schrank haben.«
    Zamorra wechselte einen raschen Blick mit den beiden Mädchen. Uschi runzelte die Stirn, dann nickte sie und griff nach der Hand ihrer Schwester. »Rolf«, sagte sie, »soll ich dir sagen, was du gerade denkst?«
    Er sah sie perplex an. »Was soll das?«
    »Wir wollen dir beweisen, daß es Magie gibt«, sagt Uschi. »Denk irgend etwas!«
    Und sie sagte es ihm. Rolf wurde blaß. Er trat ein paar Schritte zurück. »Das - das muß Zufall
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